
Er sagte in einer Rede zum 85. Jahrestag der Reichspogromnacht in der Berliner Synagoge Beth Zion, ihn empöre und beschäme das zutiefst. Es gerate etwas aus den Fugen, wenn heute Gewalttaten der radikal-islamischen Hamas gefeiert und jüdische Mitbürger bedroht würden. Jede Form von Antisemitismus vergifte die Gesellschaft, sagte Scholz. Dabei dürfe es nicht darauf ankommen, ob er politisch motiviert sei oder religiös, ob er von links komme oder von rechts, ob er sich als Kunst tarne oder als wissenschaftlicher Diskurs, ob er seit Jahrhunderten hier gewachsen oder von außen ins Land gekommen sei. Scholz warnte zugleich vor einem Generalverdacht gegen Muslime. Man dürfe nicht denen auf den Leim gehen, die jetzt ihre Chance witterten, über fünf Millionen muslimischen Bürgern pauschal den Platz in der Gesellschaft abzusprechen.
Auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Schuster, äußerte sich besorgt über den wachsenden Antisemitismus. Hinter vorgehaltener Hand sei der Antisemitismus bis in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen, sagte Schuster auf der zentralen Gedenkveranstaltung in Berlin. Das gelte vor allem für die israelbezogene Kritik, wie sie sich in diesen Tagen zeige. Am Vormittag war die Pogromnacht von 1938 auch Thema im Bundestag. Parlamentspräsidentin Bas erklärte, die historische Verantwortung Deutschlands für den Holocaust muss sich jetzt in konkretem Handeln zeigen. Wörtlich fügte sie hinzu: "Nie wieder ist jetzt."
Diese Nachricht wurde am 09.11.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.
