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Karriere im Doppelpack

Wenn zwei Wissenschaftler gemeinsam eine Familie haben, dann kann es schwierig werden. Denn wer einen geeigneten Job an einer Hochschule sucht, der muss eine große Bereitschaft zur Mobilität mitbringen. Für das Familienleben bedeutet das häufig nur eine Wochenendbeziehung. Einfacher wird es, wenn der Partner in der Nähe ebenfalls geeignete Karrierechancen vorfindet. Dabei soll das das sogenannte Dual-Career-Netzwerk helfen.

Von Thomas Wagner |
    Aleida Assmann erinnert sich noch allzu gut an das Jahr 1993: Damals erhielt die Anglistik-Professorin, die mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern in Heidelberg lebte, einen Ruf der Uni Konstanz - eine Herausforderung, die einen großem Karrieresprung gleichkam. Aber:

    "Es ist natürlich so, dass man alleine mit allem fertig werden muss. Dass man Familie hat, das ist Privatsache. Deshalb muss man schon so eine Art Doppelexistenz aufbauen. Man muss schauen, dass man zwei Leben gleichzeitig oder nebeneinander lebt."

    Das eine Leben spielte sich für Aleida Assmann der Uni Konstanz ab, das 'andere Leben' an den Wochenenden am Hauptwohnsitz in Heidelberg. Das hat sich erst seit kurzem geändert, als ihr Mann, ebenfalls ein Sprachwissenschaftler, nach Konstanz ziehen konnte:

    "Inzwischen ist er emeritiert. Das heißt: Er hat seine Pflichten in Heidelberg jetzt hinter sich. Und er kann sich hier, an der Uni Konstanz, aktiv einbringen."

    Heute soll so etwas viel früher möglich sein: Wer zukünftig einen Ruf an die Uni Konstanz erhält, kann auf das neu gegründete Netzwerk "Dual Career Couples" zurückgreifen, um auch einen Job für den Lebenspartner zu finden. Seit einigen Wochen verfügt die Hochschule über eine eigens eingerichtete Servicestelle - eine Art 'Jobvermittlung' für die Partner neu berufener Hochschullehrer. Julika Funk betreut diese Servicestelle an der Uni Konstanz:

    "Die Servicestellen machen also eine Beratungstätigkeit und können vielleicht sogar auch unterstützend tätig werden, indem sie, falls ein Stellenpool an der Universität vorhanden ist, wissenschaftliche Stellen für Partnerinnen und Partner anbieten oder eben auch vermittelnd im Bereich zur Wirtschaft in der Region oder zu anderen großen Arbeitgebern wirken."

    Wichtig dabei: Solche Servicestellen wurden in den vergangenen Wochen weitgehend zeitgleich an sechs Hochschulen im Bodenseeraum eingerichtet, die im Verbund "Internationale Bodensee-Hochschule" zusammengeschlossen sind. Diese Hochschulen liegen geografisch nicht allzu weit auseinander. Und so konzentriert sich denn die Jobsuche für die Partnerin oder für den Partner zunächst auf eine der Hochschulen in diesem Verbund - wenn es sein muss, sogar grenzüberschreitend. Thomas Hildbrandt von Uni Zürich, die dem neuen Netzwerk ebenfalls angehört:

    "Einzugsbereich - da ist die Uni Konstanz wirklich kein Problem von der Uni Zürich her. Eine Stunde Arbeitsweg ist eine gute Distanz, die man gerade für Hochschultätigkeiten auf sich nehmen kann."

    Wenn ein Professor somit einen Ruf der Uni Konstanz erreicht, sucht die Servicestelle für die Partnerin einen Job in Zürich, Weingarten oder Winterthur.

    "Wenn Sie in Konstanz berufen werden und der Lebenspartner ist in Zürich, ist das immer noch besser als wenn der Lebenspartner in Hamburg, Italien oder Frankreich lehrt und arbeitet."

    so Stephan Brehn vom Verbund "Internationale Bodenseehochschule", die das neue Netzwerk mit den sechs Servicestellen mit 120.000 Euro unterstützt. Hinzu kommen weitere 400.000 Euro vom baden-württembergischen Wissenschaftsministerium - Gelder, die nicht nur für die Jobvermittlung von Hochschule zu Hochschule verwendet werden. Vielmehr geht es auch darum, Kontakte zur Wirtschaft zu knüpfen. Die großen High-Tech-Betriebe im Bodenseeraum sind schließlich ebenfalls potentielle Arbeitgeber für die Partnerinnen und Partner von neu berufenen Hochschullehrern. Wie dieses Job-Netzwerk mit regionalen Unternehmen aufgebaut werden kann, berichtete Brigitte Doetsch, Gleichstellungsbeauftragte der TU Braunschweig; dort gibt es bereits ein "Dual Career Couples" - Netzwerk.

    "Deshalb unternehmen wir regelmäßig Veranstaltungen, wo auch die Betriebe wie VW, Salzgitter, Siemens und Bosch gerne kommen. Wir laden die ein; bringen da Vorträge von ausgewiesenen Personen. Und da durch wird einmal mehr der Kontakt gepflegt und dieses Vertrauen gebildet"

    Vertrauen vor allem zu den Personal-Verantwortlichen, die man ansprechen kann, wenn es um die Jobsuche für den Partner oder die Partnerin eines neu berufenen Hochschullehrers geht. Ganz uneigennützig betreiben die Hochschulen ihre Servicestellen nicht: Der Wettbewerb zwischen den Hochschulen wird härter - ein Wettbewerb auch um die besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Julika Funk von der Uni Konstanz:

    "Also wir erhoffen uns dann schon so einen Wettbewerbsvorteil vor allem international, weil ja gerade die amerikanischen Universitäten schon seit langem diese Partnerprogramme haben. Da versuchen wir jetzt, an einen internationalen Standard aufzuschließen und uns natürlich auch interessant zu machen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die planen, aus dem Ausland wieder zurück zu kommen oder überhaupt aus dem Ausland nach Konstanz zu kommen zum Beispiel oder nach Deutschland zu kommen."