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Karriere-Knick Weihnachtsfeier

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Traditionell laden Unternehmen da ihre Mitarbeiter zur Weihnachtsfeier. Das "Dankeschön" vom Chef - verbunden mit dem Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, dem Essen im Restaurant oder der Party in der Kantine. Was auf den ersten Blick als willkommene Alternative zum Berufsalltag wirkt, kann sich aber schnell als karrieregefährdend entpuppen.

Von Karsten Zummack |
    Es wird gelacht, getrascht, getrunken. Weihnachtsfeiern gleichen einem Ritual. Und oft bleiben dem Chef die Erlebnisse der Partys stärker im Kopf als die beruflichen Leistungen des Mitarbeiters. Wehe dem, der den Abend allein am Buffet klebt oder sich daneben benimmt. Trotzdem sind solche Feiern ein Muss, sagt Jürgen Hesse, Leiter des Büros für Berufsstrategie in Berlin:

    "Die Weihnachtsfeier ist eine Herausforderung, eine Chance. Sie können zeigen, dass Sie ein sozial kompetenter Mensch sind. Und wenn Sie diese Chance vorbei gehen lassen, dann wäre das einfach schade."

    Zumal die Chefs mal sehen wollen, wie sich ihre Mitarbeiter in freier Wildbahn benehmen. Das richtige Maß ist gefragt. Das beginnt schon vor dem heimischen Kleiderschrank - meint Stiltrainer Jan Schaumann:

    "Wenn es keine festgesetzte Kleiderordnung gibt, ist es ganz gut, vielleicht nicht unbedingt im Business-Anzug oder im Nadelstreifenkostüm zu erscheinen. Schon ein bisschen entspannter. Aber auch da immer den Grund im Hinterkopf behalten. Es ist eine Firmenfeier."

    Richtig gekleidet geht´s dann zur betrieblichen Weihnachtsfeier. Zehn Minuten zu früh vor Ort? Am besten noch einmal die Füße vertreten, empfehlen die Experten. Denn pünktlich, aber nicht überpünktlich kommen ist (auch bei diesem Jahresausklang) angebracht:

    "Wenn ich dann erst einmal da bin, ist es natürlich auch in Ordnung, auch zu feiern. Nur Feiern heißt nicht zwangsläufig, völlig enthemmt und entgleist sich da zu geben. Das heißt also, nicht mit dem Hintergrund dort hinzugehen, es mal richtig krachen zu lassen, die Bar leer zu trinken und mal richtig das Buffet abzuräumen. Ja, und wenn man dann so drei, vier Cocktails getrunken hat, die hübsche Controllerin aus dem ersten Stock auch noch mal näher ins Auge zu fassen. Das sind - glaube ich - so die schlimmsten Sachen, die man sich antun kann und vor allem, die man auch seiner Karriere antun kann."

    Am besten mit Mineralwasser beginnen, bevor man langsam zum Bier oder Wein übergeht, rät der Berliner Stil-Trainer. Bei den Themen, die mit den Kollegen erörtert werden, gibt es Tabus. Politik, Geld, Krankheiten haben auf der Weihnachtsfeier nichts zu suchen. Auch nach einer Gehaltserhöhung sollte man bei anderer Gelegenheit fragen. Smalltalk ist angesagt: der Unternehmensalltag, Hobbys.Welchen Film habe ich zuletzt im Kino gesehen? Welches Buch gelesen?

    Besonders brenzlig auf der Weihnachtsfeier: der Chef bietet das Du an! Kein Anlass zu großer Sorge, sagt Karriereberater Jürgen Hesse. Die Offerte kann vom Hierarchieniederen freundlich ausgeschlagen, aber natürlich auch angenommen werden:

    "Was die nächsten Tage und Wochen anbetrifft: ja, da sieht man sich wieder. Da seien Sie sehr schön vorsichtig. Überlassen Sie das erst einmal ihrem Gegenüber - wie der Sie weiter anredet. Und bleiben Sie, selbst wenn Sie geduzt werden, noch ein bisschen beim Sie. Erst auf Nachforderung sozusagen sollten Sie darauf zurück greifen. Insbesondere natürlich, was Vorgesetzte anbetrifft, da ist das ganz heikel."

    Da gilt das Wort von heute Abend nicht unbedingt auch morgen früh. Selbst, wenn man gemeinsam bis in die Nacht reingefeiert hat. Aber da sollte man sich ohnehin schon im eigenen Bett wälzen, wenn man nicht unbedingt zum Firmen-Partykönig aufsteigen will. Stiltrainer Jan Schaumann:

    "Es gibt so ein gesundes Mittelmaß. Wenn es zum Beispiel etwas zu essen gibt, dann in jedem Falle auch nach dem Essen wenigstens noch so eine viertel oder halbe Stunde ist das Minimum dabei. Ich denke, wenn die Weihnachtsfeier um 8 beginnt und es gibt ein gemeinsames Essen, dann sind so zwei Stunden schon eine Größenordnung, die ich wenigstens da bleiben sollte. Aber auch nicht zu lange. Ich denke, jeder hat das so ein bisschen im Gefühl, wann der Zenit überschritten ist."