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Karrierestart mit Schuldenberg

Studenten in den USA zahlen jedes Semester mindestens einen vierstelligen Betrag an Studiengebühren. An Privatuniversitäten sind die Tarife noch höher. Zwei Drittel der Studierenden müssen deswegen einen Kredit aufnehmen. Die Schuldenlast bremst auch die Wirtschaft.

Von Nicole Markwald | 17.07.2013
    Für Briana Mullen ist klar: Wenn sie in wenigen Wochen ihr Studium an der University of California in Berkeley beginnt, beginnt auch die Zeit ihrer Verschuldung.

    "Ich zahle für jedes einzelne Seminar, das ich besuche. Durchfallen ist keine Option - am Ende heißt es: Ich schaffe es oder bin pleite."

    Mullens Eltern sind nicht in der Lage, die angehende Studentin finanziell zu unterstützen. Also nimmt sie einen Kredit auf, um studieren zu können. Für ein Semester an der öffentlichen University of California in Berkeley müssen Studenten 7610 Dollar zahlen - wenn sie aus Kalifornien stammen. Kommen die Studenten aus einem anderen Bundesstaat, fallen saftige 19049 Dollar an - wie gesagt: PRO Semester. An privaten Universitäten können bis zu 43.000 Dollar pro Studienjahr anfallen. Da kommt bei den durchschnittlichen vier Jahren am College eine ordentliche Summe zusammen. Nicholas Dirks ist der Kanzler der Uni in Berkeley. Er sagte gegenüber dem Sender KQED:

    "Die Öffentlichkeit verfolgt die Entwicklung von Studienkrediten mit großer Sorge. Wenn man sich den Umfang der Kredite im ganzen Land anschaut, sind die Zahlen astronomisch hoch."

    Klar, häufig zahlen die Eltern für die Universitätsausbildung ihrer Kinder, oder ein Stipendium lässt das Studium etwas weniger kostspielig werden. Aber rund zwei Drittel müssen für ihre universitäre Ausbildung Kredite aufnehmen. Rund 39 Millionen Amerikaner zahlen noch einen solchen Kredit aus Studienzeiten zurück. Die US-Zentralbank hat ausgerechnet, dass sämtliche Bildungsschulden sich auf rund eine Billion Dollar summieren - das ist eine 1 mit 12 Nullen. Diese Summe ist größer als der Gesamtbetrag der Kreditkartenschulden aller Amerikaner.

    Und die Situation hat sich für Einige weiter verschärft. Für Studentendarlehen, die staatlich gefördert sind, wurde der Zinssatz hochgeschraubt. Er liegt nun nicht mehr bei 3,4 Prozent, sondern seit Beginn des Monats bei 6,8 Prozent. Diese Erhöhung gilt aber nur für neue Kredite, erklärt Matthew Chingos vom Think Tank Brookings Institution auf NPR:

    "So this will affect current college students taking out new federally subsidized stafford loans after July 1st of this year. This won’t affect people with existing loans, it’ll only affect new loans."

    Der politische Wille, genau das zu verhindern, war da. Und doch konnten sich Republikaner und Demokraten nicht einigen. Für die zukünftige Studentin Briana Mullen eine frustrierende Situation:

    "Der Kongress hat bis zum letzten Moment gewartet. Das ist unfair, schließlich müssen wir unsere Darlehen auch pünktlich zurückzahlen und werden bestraft, wenn wir auch nur einen Tag zu spät zahlen."

    Dabei hat Briana noch Glück. Sie wird an einer Uni studieren, die zu den günstigeren gehört, wie Kanzler Nicholas Dirks betont:

    "Wenn unsere Studenten ihren Abschluss machen, liegt die durchschnittliche Verschuldung bei umgerechnet knapp 13.000 Euro."

    Häufig ist die Schuldenlast viel höher. Grund sind die gestiegenen Studiengebühren. Wie das Forschungsinstitut Center for American Progress bekannt gab, sind die Gebühren für ein vierjähriges Studium an einer privaten Hochschule seit 1982 um 150 Prozent gestiegen, an staatlichen Universitäten sogar um 250 Prozent. Deshalb beginnt für Millionen Hochschulabsolventen nach dem Abschluss die Aufholjagd: Sie schuften jahrelang, um ihre Schulden abzubezahlen. Und das wiederum bremst die heimische Wirtschaft. Wer will schon eine Hypothek für ein Haus aufnehmen oder andere Großausgaben tätigen, wenn auf Jahre hinaus Schulden aus der Studienzeit beglichen werden müssen.