"Ich begrüße herzlich den Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann."
Die Begrüßung für den Gast kommt Markus Tressel noch fehlerfrei über die Lippen. Aber bei der Formel für die eigene grüne Spitzenfrau, Simone Peter, passiert es.
"Ich begrüße ganz herzlich unsere Spritzenkandidatin, hm Spitzenkandidatin."
Der Generalsekretär der saarländischen Grünen und nimmermüde Conferencier sorgt mit seinem Versprecher für gute Laune beim Wahlkampfendspurt der Saar-Grünen. Und davon können diese eine Menge gebrauchen. Denn die Umfrageergebnisse sind im Keller; die Grünen kämpfen im Saarland um den Einzug in den Landtag. Vor drei Wochen prognostizierten die Demoskopen für den saarländischen Ableger der Ökopartei nur noch vier Prozent. Ein Schock mit heilsamer Wirkung.
"Also, es hat den Grünen sicher geholfen, noch grüner zu werden."
Noch grüner heißt, die Grünen haben auf den letzten Metern das Spitzenpersonal gewechselt. Zumindest die Reihenfolge. Die zunächst auf Platz zwei der Landesliste aufgestellte grüne Umweltministerin, Simone Peter, rückte an die erste Stelle. Der langjährige Landesvorsitzende Hubert Ulrich an Position zwei. Als klar war, dass es nach dem Bruch der Jamaika-Koalition dem saarländischen Regierungsbündnis aus Grünen, Liberalen und Christdemokraten Neuwahlen geben würde, hatte zunächst nur die Jugendorganisation der Partei den Wechsel an der Parteispitze offen und unverblümt gefordert. Heute findet sich kaum mehr ein Parteimitglied, das diese Rochade nicht begrüßen würde.
"Richtige Entscheidung, richtig und notwendig. Ich denke, es ist hilfreich, viele Leute haben diesen Wechsel sehr begrüßt im Land. Ich gehe davon aus, dass wir die Fünf-Prozent-Hürde schaffen werden, weil mit der Spitzenkandidatin Simone Peter doch ein anderes Gewicht an der Spitze steht und sie die ausschlaggebenden Punkte erzielen wird, dass wir es überhaupt schaffen können."
Die promovierte Mikrobiologin Peter, die, bevor sie Umweltministerin im Saarland wurde, in Berlin die Agentur für Erneuerbare Energien leitete, wird dem linken Flügel der Partei zugerechnet. Sie genießt Respekt über die Landesgrenzen hinaus. Auch Winfried Kretschmann ist voll des Lobes.
"Ich möchte ganz besonders Simone Peter danken, die ich jetzt kennengelernt habe in unserer gemeinsamen Arbeit im Bundesrat, als eine wirklich kompetente Politikerin, als eine tolle Frau."
Dass die Saar-Grünen so lange gezögert haben, die "tolle Frau" ins Rampenlicht zu schieben, hängt offenkundig am Beharrungsvermögen des langjährigen Vorsitzenden Hubert Ulrich. Henning Burger, grünes Urgestein an der Saar:
"Hubert Ulrich sah das halt relativ spät ein, dass er für die saarländische Bevölkerung einen gewissen Reizpunkt dargestellt hat und daher wohl nicht die entscheidenden fünf Prozent-Punkte gebracht hätte, um in den Landtag zu kommen."
Ulrichs Weggefährten aus Saarlouis, dem Wahlkreis des Landesvorsitzenden, sehen das anders. Philipp Julien:
"Es gibt Leute, die sagen, wenn der Hubert nicht Landesvorsitzender wäre, dann hätten wir drei, vier oder fünf oder zehn Prozent mehr. Diese Ansicht teile ich nicht. Denn es muss Leute geben, die eine Partei führen, die die Richtung vorgeben."
Das hat Ulrich auch getan. Nach der Landtagswahl 2009 hat er die Grünen in eine Koalition mit Christdemokraten und Liberalen geführt. Und er hat sechs Wochen benötigt, um die Partei zu überzeugen, dass dies der richtige Kurs ist. Genauso lange hat er parallel mit SPD und Linken verhandelt, um dann festzustellen, dass die saarländische Linke nicht regierungsfähig sei. Erst nach der Wahl wurde öffentlich, dass sich die Grünen ihren Wahlkampf von einem Unternehmer hatten finanzieren lassen, der in Saarbrücken Kreisvorsitzender der FDP war. Für Jamaika hat Ulrich das bis dahin als intakt gegoltene Verhältnis zu SPD-Chef Heiko Maas geopfert. Die Kommunikation zwischen beiden ist seitdem nachhaltig gestört, das der Parteien ebenfalls. Ulrich hatte sogar darauf bestanden, dass die Stuhlreihen im Landtag getrennt werden, damit er auch räumlich auf Distanz zur SPD gehen kann. Vor einer etwaigen Zusammenarbeit mit den Grünen zuckt die SPD-Basis daher zurück.
"Nachdem, was Hubert Ulrich getan hat, muss nicht sein. Die Grünen haben mit ihrer Haltung nach den letzten Landtagswahlen gezeigt, dass man sich auf sie nicht verlassen kann."
Von Simone Peter erwarten die Grünen-Anhänger, einen neuen Aufbruch. Peter Lehnert.
"In Frau Peter setze ich sehr große Hoffnungen, dass die Grünen sich im Saarland verändern, auch personell."
Simone Peter wäre sicher in der Lage, das gestörte Verhältnis zur SPD zu kitten. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sie nach der Landtagswahl um den Parteivorsitz kandidiert. Sie hat bereits angekündigt, dass sie mehr als eine Zwischenlösung sein möchte.
"Das ist keine Kai-aus-der-Kiste-Aktion für die Wahl, sondern ich werde nach der Wahl für die Grünen an prominenter Stelle Politik machen."
In den letzten drei Wochen hat die Spitzenkandidatin an Statur gewonnen, sie ist selbstbewusster geworden, und sie ist zu Scherzen aufgelegt.
"Neuerdings sage ich immer Katharina-aus-der-Kiste. Katharina und nicht Kai."
Ob Katharina oder Kai, wie auch immer, Simone Peter hat bei dieser vorgezogenen Landtagswahl persönlich nichts zu verlieren. Schaffen die Grünen am kommenden Sonntag den Sprung in den Landtag nicht, dann wird man dies nicht ihr anlasten, sondern dem zu spät vollzogenen Kandidatenwechsel an der Spitze. Überspringen die Grünen die Hürde, ist es das Verdienst von Simone Peter. Sollte es dazu kommen, wartet Arbeit auf sie, dann muss sie innerparteilich die Ellenbogen ausfahren.
Die Begrüßung für den Gast kommt Markus Tressel noch fehlerfrei über die Lippen. Aber bei der Formel für die eigene grüne Spitzenfrau, Simone Peter, passiert es.
"Ich begrüße ganz herzlich unsere Spritzenkandidatin, hm Spitzenkandidatin."
Der Generalsekretär der saarländischen Grünen und nimmermüde Conferencier sorgt mit seinem Versprecher für gute Laune beim Wahlkampfendspurt der Saar-Grünen. Und davon können diese eine Menge gebrauchen. Denn die Umfrageergebnisse sind im Keller; die Grünen kämpfen im Saarland um den Einzug in den Landtag. Vor drei Wochen prognostizierten die Demoskopen für den saarländischen Ableger der Ökopartei nur noch vier Prozent. Ein Schock mit heilsamer Wirkung.
"Also, es hat den Grünen sicher geholfen, noch grüner zu werden."
Noch grüner heißt, die Grünen haben auf den letzten Metern das Spitzenpersonal gewechselt. Zumindest die Reihenfolge. Die zunächst auf Platz zwei der Landesliste aufgestellte grüne Umweltministerin, Simone Peter, rückte an die erste Stelle. Der langjährige Landesvorsitzende Hubert Ulrich an Position zwei. Als klar war, dass es nach dem Bruch der Jamaika-Koalition dem saarländischen Regierungsbündnis aus Grünen, Liberalen und Christdemokraten Neuwahlen geben würde, hatte zunächst nur die Jugendorganisation der Partei den Wechsel an der Parteispitze offen und unverblümt gefordert. Heute findet sich kaum mehr ein Parteimitglied, das diese Rochade nicht begrüßen würde.
"Richtige Entscheidung, richtig und notwendig. Ich denke, es ist hilfreich, viele Leute haben diesen Wechsel sehr begrüßt im Land. Ich gehe davon aus, dass wir die Fünf-Prozent-Hürde schaffen werden, weil mit der Spitzenkandidatin Simone Peter doch ein anderes Gewicht an der Spitze steht und sie die ausschlaggebenden Punkte erzielen wird, dass wir es überhaupt schaffen können."
Die promovierte Mikrobiologin Peter, die, bevor sie Umweltministerin im Saarland wurde, in Berlin die Agentur für Erneuerbare Energien leitete, wird dem linken Flügel der Partei zugerechnet. Sie genießt Respekt über die Landesgrenzen hinaus. Auch Winfried Kretschmann ist voll des Lobes.
"Ich möchte ganz besonders Simone Peter danken, die ich jetzt kennengelernt habe in unserer gemeinsamen Arbeit im Bundesrat, als eine wirklich kompetente Politikerin, als eine tolle Frau."
Dass die Saar-Grünen so lange gezögert haben, die "tolle Frau" ins Rampenlicht zu schieben, hängt offenkundig am Beharrungsvermögen des langjährigen Vorsitzenden Hubert Ulrich. Henning Burger, grünes Urgestein an der Saar:
"Hubert Ulrich sah das halt relativ spät ein, dass er für die saarländische Bevölkerung einen gewissen Reizpunkt dargestellt hat und daher wohl nicht die entscheidenden fünf Prozent-Punkte gebracht hätte, um in den Landtag zu kommen."
Ulrichs Weggefährten aus Saarlouis, dem Wahlkreis des Landesvorsitzenden, sehen das anders. Philipp Julien:
"Es gibt Leute, die sagen, wenn der Hubert nicht Landesvorsitzender wäre, dann hätten wir drei, vier oder fünf oder zehn Prozent mehr. Diese Ansicht teile ich nicht. Denn es muss Leute geben, die eine Partei führen, die die Richtung vorgeben."
Das hat Ulrich auch getan. Nach der Landtagswahl 2009 hat er die Grünen in eine Koalition mit Christdemokraten und Liberalen geführt. Und er hat sechs Wochen benötigt, um die Partei zu überzeugen, dass dies der richtige Kurs ist. Genauso lange hat er parallel mit SPD und Linken verhandelt, um dann festzustellen, dass die saarländische Linke nicht regierungsfähig sei. Erst nach der Wahl wurde öffentlich, dass sich die Grünen ihren Wahlkampf von einem Unternehmer hatten finanzieren lassen, der in Saarbrücken Kreisvorsitzender der FDP war. Für Jamaika hat Ulrich das bis dahin als intakt gegoltene Verhältnis zu SPD-Chef Heiko Maas geopfert. Die Kommunikation zwischen beiden ist seitdem nachhaltig gestört, das der Parteien ebenfalls. Ulrich hatte sogar darauf bestanden, dass die Stuhlreihen im Landtag getrennt werden, damit er auch räumlich auf Distanz zur SPD gehen kann. Vor einer etwaigen Zusammenarbeit mit den Grünen zuckt die SPD-Basis daher zurück.
"Nachdem, was Hubert Ulrich getan hat, muss nicht sein. Die Grünen haben mit ihrer Haltung nach den letzten Landtagswahlen gezeigt, dass man sich auf sie nicht verlassen kann."
Von Simone Peter erwarten die Grünen-Anhänger, einen neuen Aufbruch. Peter Lehnert.
"In Frau Peter setze ich sehr große Hoffnungen, dass die Grünen sich im Saarland verändern, auch personell."
Simone Peter wäre sicher in der Lage, das gestörte Verhältnis zur SPD zu kitten. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sie nach der Landtagswahl um den Parteivorsitz kandidiert. Sie hat bereits angekündigt, dass sie mehr als eine Zwischenlösung sein möchte.
"Das ist keine Kai-aus-der-Kiste-Aktion für die Wahl, sondern ich werde nach der Wahl für die Grünen an prominenter Stelle Politik machen."
In den letzten drei Wochen hat die Spitzenkandidatin an Statur gewonnen, sie ist selbstbewusster geworden, und sie ist zu Scherzen aufgelegt.
"Neuerdings sage ich immer Katharina-aus-der-Kiste. Katharina und nicht Kai."
Ob Katharina oder Kai, wie auch immer, Simone Peter hat bei dieser vorgezogenen Landtagswahl persönlich nichts zu verlieren. Schaffen die Grünen am kommenden Sonntag den Sprung in den Landtag nicht, dann wird man dies nicht ihr anlasten, sondern dem zu spät vollzogenen Kandidatenwechsel an der Spitze. Überspringen die Grünen die Hürde, ist es das Verdienst von Simone Peter. Sollte es dazu kommen, wartet Arbeit auf sie, dann muss sie innerparteilich die Ellenbogen ausfahren.