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Kehrtwende bei Aldi & Co.

Gut 150 Liter Kaffee trinkt der Durchschnittsdeutsche im Jahr. Nun steigt der Kaffeepreis, und auch die großen Discounter ziehen an. Aldi hat den Anfang bereits gemacht.

Von Verena Herb |
    Verena Herb: Aldi hat die Preise erhöht, für ihre Eigenmarke nämlich. Bei Aldi Nord ist das der Markus-Kaffee, bei Aldi Süd die Marke Amaroy. Jeweils sind die Preise dort in den entsprechenden Segmenten – also Premium oder Premium extra um 50 Cent gestiegen. Das heißt von 2,49 auf jetzt 2,99 beziehungsweise auf 3,49. Und das für ein Pfund Röstkaffee. Matthias Queck, Handelsexperte sagte mir, der Preis sei seit zehn Jahren nicht mehr so hoch gewesen. Aber man kann das jetzt auch nicht als historischer Höchststand ansehen.

    Als Grund gibt Aldi an, dass die Rohstoffpreise angestiegen sind. Also auch Kaffeebohnen, die meist aus Brasilien und Kolumbien aber auch Vietnam kommen, sind teurer geworden. Gründe dafür: das Wetter. Die Ernten sind relativ schlecht ausgefallen, dann ist die Konjunktur angestiegen. Das heißt, die Nachfrage hat sich erhöht. Immer mehr Menschen auch in den Schwellenländern wollen auf Kaffee nicht verzichten. Und der dritte Grund, so erklärt es das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut, sind die Spekulationen auf den Rohstoffmärkten. Der Grund, dass die politische Situation an der Elfenbeinküste auch zu einer Preissteigerung geführt hat, da sagen die Wirtschaftsexperten vom HWWI, das ist eher ein psychologischer Grund, der da 'ne Rolle spielt. Denn die Elfenbeinküste ist in erster Linie Exportland für Kakao. Aber: Grund für Teuerung: Die Nachfrage nach Kaffee ist gestiegen und die Bohne wird knapper.

    Theo Geers: Werden die anderen nachziehen?

    Verena Herb: Andere Handelsketten sind schon nachgezogen: Tschibo zum Beispiel hat schon unmittelbar nach Weihnachten die Preise für einen Pfund Kaffee ebenfalls um 50 Cent erhöht. Aber die Preissteigerungen bei Aldi lassen jetzt andere Handelsketten wir Rewe und Edeka nachziehen. Tengelmann überlegt auch, die Preise anzuheben. Ob Lidl da auch mitmacht, muss man abwarten. Mathias Queck, der Handelsexperte, ist der Meinung, dass man davon ausgehen kann, weil sich die Lebensmittelhändler schon an Aldi orientieren. Sowohl bei Preissenkungen als auch Preissteigerungen.

    Ich habe übrigens beim Deutschen Kaffeeverband einmal um eine Einschätzung gebeten und gemerkt, dass der Kaffeepreis ein äußerst sensibles Thema ist. Das liegt daran, dass es erstmal Ende 2009 ein kartellrechtliches Urteil gegen die großen Kaffeeröster Tschibo, Dallmayr und Melitta gegeben hat. 160 Millionen Euro mussten die damals zahlen. Dann im letzten Jahr sind sie wieder erwischt worden: Da wurden acht Kaffeeröster mit einer Strafe von 30 Millionen Euro belegt. Und auch der Deutsche Kaffeeverband musste eine Strafe von 90.000 Euro zahlen. Sie sehen also: Das Thema Kaffeepreise ist ein sensibles Thema.

    Theo Geers: Ist Kaffee für den Handel ein besonderer Lockvogel?

    Verena Herb: Traditionell: Ja. Kaffee ist für den Einzelhandel ein sogenanntes Eck-Produkt. Und auch ein klassisches Lock-Produkt. Nicht ohne Grund ist in den wöchentlichen Sonderangeboten eine Markenkaffeesorte zu finden: Dallmayr Prodomo oder Jakobs Krönung und wie sie alle heißen... So wird ein Großteil des Markenkaffees bei den Lebensmittelhändlern über Sonderangebote verkauft.