Manfred Kloiber: Kurz vor 16:00 Uhr kam es gestern wohl zu einem Softwarefehler in allen drei "Home Location Register" von T-Mobile. Die HLR sind die Datenbanken des Netzbetreibers, die quasi die Stammdaten der Kunden enthalten. Es ist also mit rund 40 Millionen Kunden eine sehr, sehr große Datenbank, die redundant an drei Standorten von T-Mobile vorgehalten werden. Wann immer ein Handy einbuchen will, muss in dieser Kundendatei nachgesehen werden, welche Rufnummern zu der SIM-Karte gehören und welche Dienste registriert sind. Und auch zum Telefonieren müssen diese Daten immer wieder zur Verfügung gestellt werden - und dies machen in oberster Instanz die HLRs. Was den Fehler ausgelöst hat, der auch vom Netzbetreiber eindeutig als Softwarefehler benannt wird, das wird im Moment nicht kommuniziert. Es wird bislang auch nicht veröffentlicht, ob dieser Fehler durch Wartungsarbeiten ausgelöst oder spontan auftrat. Schwerwiegend ist jedenfalls, dass er parallel alle drei HLRs lahm legte, was eigentlich nicht passieren darf.
Gerd Pasch: Wenn es ein Softwarefehler war: Da macht man normalerweise einen Kaltstart, fährt die Systeme runter und wieder rauf und das war's. Warum hat es gestern drei Stunden gedauert, bis das Netz wieder lief?
Kloiber: Das hat vermutlich seinen Grund in der dezentralen Struktur des Netzes. Für das Knüpfen von Verbindungen ist im Mobilfunknetz das sogenannte "Mobile-Switching-Center" zuständig. Das sind einige hundert regionale Vermittlungseinheiten, die ebenfalls eine Kundenkartei führen, nämlich das "Visitor Location Register". Darin werden vorübergehend die Daten der Kunden gespeichert, die sich im Einflussbereich des jeweiligen "Switching Centers" aufhalten. Dieses regionale VLR würde als Grundlage für die Zuordnung eines Handys zur Rufnummer und zur Lokalisierung eigentlich auch reichen. Doch die VLRs im "Mobile-Switching-Center" müssen sich die Stammdaten ja auch erst bei den HLRs als übergeordnete Instanz besorgen. Und wenn das nicht funktioniert - dann haben die "Switching Center" ein Problem. T-Mobile betont übrigens, dass gestern kein Totalausfall, sondern ein 75-Prozent-Ausfall vorlag. Sobald dann der Fehler behoben ist, können zwar die "Switching Center" wieder auf die HLRs zugreifen, doch es dauert einfach seine Zeit, bis die 40 Millionen Kundendaten wieder richtig verteilt sind.
Pasch: Ziemlich genau vor einem Jahr, am 10. April 2008 war auch das Mobilfunknetz von Vodafone großflächig von einer Störung betroffen. Gibt es Parallelen?
Kloiber: Ja und nein - damals schlug der Fehlerteufel im Switchingbereich zu, also da, wo die Sprachverbindungen zustande kommen. Das Problem gestern betraf den Signalisierungsteil, also die Ablaufsteuerung des Mobilfunknetzes, weshalb gestern auch noch der mobile Internetzugang betroffen war. Damals hat man nach einer Wartung einen Softwarefehler festgestellt, der bereits vorhanden war und der durch eine Fehleingabe dann nach der Wartung relevant wurde. Und - damals konnten die Kunden noch angerufen werden, aber zum Teil nicht mehr anrufen. Gestern ging bei den betroffenen Kunden gar nichts.
Pasch: In der Branche wird von einigen etablierten Netzausrüstern kolportiert, die Qualität der Mobilfunknetze leide auch darunter, dass zunehmend Komponenten von chinesischen Billiganbietern zum Einsatz kämen. Britische Geheimdienstexperten sollen darin sogar ein Sicherheitsrisiko sehen. Gibt es da einen Zusammenhang zur aktuellen Störung?
Kloiber: Das kann man wohl verneinen, denn der betroffene System-Teil, das "Home Location Register" ist ein Kernstück des Netzes, das von Anfang an existiert und mit Sicherheit von einem westlichen Lieferanten kommt - wenn auch T-Mobile mir gegenüber den Namen des betroffenen Systemausrüsters nicht genannt hat. Die Beschaffung von alternativen Anbieter findet aber erst seit wenigen Jahren statt. Das passt also nicht zusammen.
Gerd Pasch: Wenn es ein Softwarefehler war: Da macht man normalerweise einen Kaltstart, fährt die Systeme runter und wieder rauf und das war's. Warum hat es gestern drei Stunden gedauert, bis das Netz wieder lief?
Kloiber: Das hat vermutlich seinen Grund in der dezentralen Struktur des Netzes. Für das Knüpfen von Verbindungen ist im Mobilfunknetz das sogenannte "Mobile-Switching-Center" zuständig. Das sind einige hundert regionale Vermittlungseinheiten, die ebenfalls eine Kundenkartei führen, nämlich das "Visitor Location Register". Darin werden vorübergehend die Daten der Kunden gespeichert, die sich im Einflussbereich des jeweiligen "Switching Centers" aufhalten. Dieses regionale VLR würde als Grundlage für die Zuordnung eines Handys zur Rufnummer und zur Lokalisierung eigentlich auch reichen. Doch die VLRs im "Mobile-Switching-Center" müssen sich die Stammdaten ja auch erst bei den HLRs als übergeordnete Instanz besorgen. Und wenn das nicht funktioniert - dann haben die "Switching Center" ein Problem. T-Mobile betont übrigens, dass gestern kein Totalausfall, sondern ein 75-Prozent-Ausfall vorlag. Sobald dann der Fehler behoben ist, können zwar die "Switching Center" wieder auf die HLRs zugreifen, doch es dauert einfach seine Zeit, bis die 40 Millionen Kundendaten wieder richtig verteilt sind.
Pasch: Ziemlich genau vor einem Jahr, am 10. April 2008 war auch das Mobilfunknetz von Vodafone großflächig von einer Störung betroffen. Gibt es Parallelen?
Kloiber: Ja und nein - damals schlug der Fehlerteufel im Switchingbereich zu, also da, wo die Sprachverbindungen zustande kommen. Das Problem gestern betraf den Signalisierungsteil, also die Ablaufsteuerung des Mobilfunknetzes, weshalb gestern auch noch der mobile Internetzugang betroffen war. Damals hat man nach einer Wartung einen Softwarefehler festgestellt, der bereits vorhanden war und der durch eine Fehleingabe dann nach der Wartung relevant wurde. Und - damals konnten die Kunden noch angerufen werden, aber zum Teil nicht mehr anrufen. Gestern ging bei den betroffenen Kunden gar nichts.
Pasch: In der Branche wird von einigen etablierten Netzausrüstern kolportiert, die Qualität der Mobilfunknetze leide auch darunter, dass zunehmend Komponenten von chinesischen Billiganbietern zum Einsatz kämen. Britische Geheimdienstexperten sollen darin sogar ein Sicherheitsrisiko sehen. Gibt es da einen Zusammenhang zur aktuellen Störung?
Kloiber: Das kann man wohl verneinen, denn der betroffene System-Teil, das "Home Location Register" ist ein Kernstück des Netzes, das von Anfang an existiert und mit Sicherheit von einem westlichen Lieferanten kommt - wenn auch T-Mobile mir gegenüber den Namen des betroffenen Systemausrüsters nicht genannt hat. Die Beschaffung von alternativen Anbieter findet aber erst seit wenigen Jahren statt. Das passt also nicht zusammen.