Nach dem Zweiten Weltkrieg tauchten acht Bilder des niederländischen Malers Piet Mondrian im Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museum auf. Der Maler hatte sie Ende der 1920er-Jahre für eine Ausstellung nach Krefeld geschickt, die dann aber nicht stattfand. Nach dem Krieg fanden sich die kostbaren Werke trotzdem im Museum wieder - und wurden einfach als Eigentum inventarisiert. Vier der acht Leinwände verkaufte oder tauschte später der damalige Leiter des Museums Paul Wember, um dafür Bilder und Grafiken von Picasso, Chagall und Braque zu erwerben.
Raubkunst-Fall?
Seit Jahren schon fordern die Erben von Piet Mondrian, ein Trust mit Sitz in den USA, die noch verbliebenen vier Werke von der Stadt Krefeld zurück. Jetzt haben die Erben beim US District Court of Columbia Klage eingereicht, Streitwert: 200 Millionen Dollar. Die Klageschrift legt nahe, dass es sich um einen Raubkunst-Fall handele.
Deutschlandfunk-Kunstkritiker Stefan Koldehoff bringt den Fall nicht unbedingt mit der Raubkunst-Thematik zusammen, fordert aber: "Krefeld muss erklären, wo die Bilder herkommen."
Der Anwalt Peter Raue, der Museum und Stadt vertritt, sagte heute dem Deutschlandfunk, aus Krefeld gebe es keine Stellungnahme zu dieser Klage. Die Klageschrift sei noch nicht zugestellt, das könne zwei bis drei Monate dauern, außerdem gebe es aus seiner Sicht keine neuen Argumente seitens der Mondrian-Erben. Zudem habe nach mehr als 60 Jahren die Verjährungsfrist gegriffen.
"Das geht so nicht mehr"
Kulturredakteur Stefan Koldehoff kritisiert die Kommunikationskultur des Museums: "Das geht heute so nicht mehr. Man kann sich nicht auf rein juristische Standpunkte stellen. Ein Museum muss im Jahr 2020 das Bewusstsein haben: Wenn wir nicht wissen, wo unser Eigentum herkommt - egal aus welchen Gründen, egal aus welcher Zeit -, dann müssen wir transparent sein und gemeinsam nach einer Lösung suchen."
Den Streitwert von 200 Millionen Dollar hält Kunstkritiker Koldehoff sogar noch für relativ niedrig angesetzt - für vier Gemälde eines des bedeutendsten Künstlers des 20. Jahrhunderts.