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Kleine Forscher auf dem Campus

Die Stiftung "Haus der kleinen Forscher" in Berlin hat erstmals eine Hochschul-Kita mit dem Zertifikat "Haus der kleinen Forscher" ausgezeichnet. Der Campuskindergarten der Medizinischen Hochschule Hannover feiert diese Auszeichnung.

Von Michael Engel | 06.12.2011
    Schichtwechsel in der Medizinischen Hochschule Hannover. Über 7000 Menschen arbeiten an der Uniklinik. Hinzu kommen rund 3000 Studierende. Auch im Campuskindergarten herrscht schon Hochbetrieb. Keine andere Hochschule in Deutschland hat so viele Krippen- und Kita-Plätze. 379 Kinder verteilen sich auf vier Kindergärten. Einer davon ist der "Campuskindergarten" mit 174 Plätzen. Das Besondere dabei ist eine 30 Quadratmeter große Lernwerkstatt, in der die Kinder im Vorschulalter zu "kleinen Forschern" werden können:
    Melanie Schulze:

    "Was hältst Du denn in der Hand?"
    "Schaumstoff."
    "Ähnlich. Das ist Styropor."

    Melanie Schulze führt "Schwimmexperimente" mit einer Schüssel voll Wasser durch. Styropor? Schwimmt! Der Apfel? Schwimmt auch! Klar doch, der Stein geht unter. Kinder sollen die Besonderheiten von Feuer, Wasser, Erde und Luft erfahren.
    "Beim Feuer hat's zum Beispiel ganz klein angefangen. Da musste man mit den Kindern erst mal an die Materie rangehen. Da ist zum Beispiel die Feuerrakete in die Luft geflogen ganz am Ende oder draußen ein großes Lagerfeuer entstanden. Bei der Luft sind wir mit den Kindern wirklich in die Luft gegangen. Wir haben Wirbler gebaut, sind rausgegangen in die Natur, haben sie fliegen lassen. Ja, alles, was man eben so zu Luft macht."

    Bevor es mit den Experimenten losgehen konnte, absolvierten Melanie Schulze und ihre Kolleginnen einen Lehrgang in der Industrie- und Handelskammer Hannover. Kursinhalte und experimentelle Vorgaben, die dort vermittelt wurden, stammen von der Stiftung "Haus der kleinen Forscher", die dem Campuskindergarten nun als erster Hochschulkita in Deutschland das Zertifikat "Haus der kleinen Forscher" verlieh.

    Nur ein paar Schritte vom separaten Flachbau der Campuskinder entfernt arbeitet Prof. Dieter Bitter-Suermann. Für den Präsidenten der Medizinischen Hochschule Hannover ist das "Haus der kleinen Forscher" eine Herzensangelegenheit:

    "Ja, natürlich. Es ist eine weitere Facette in der Betreuung unserer Kindergartenkinder. Wir haben ja dort die bilinguale Spracherziehung, das heißt, die lernen fließend sozusagen nebenbei durch native Speakerinnen englisch. Das Zweite: Wir haben musikalische Früherziehung. Und jetzt fehlte eigentlich noch der dritte Punkt. Für eine Medizin als Teil der Lebenswissenschaften sind physikalische, chemische und andere Phänomene etwas, was Kinder spielend begreifen und lernen und wo sie sich dran austoben können."

    In der "Lernwerkstatt" gibt es alles, was Kinderherzen höher schlagen lässt. Zum Beispiel Lupen zum Betrachten einer umfangreichen Insektensammlung. Für noch kleinere Objekte steht ein Binokularmikroskop zur Verfügung. Es gibt Kerzen, Wasserwannen, Waagen und Bücher, die alles erklären: zum Beispiel, warum Marienkäfer Punkte haben. Ilka Maserkopf ist die Leiterin im Campuskindergarten, der sich nun auch "Haus der kleinen Forscher" nennen darf:

    "Um dieses Zertifikat zu bekommen, muss man auch viel Schreibarbeit machen. Man muss diese ganzen Experimente dokumentieren, Fotos machen, alles aufschreiben, also es hat schon Hand und Fuß. Und wir haben auch einen ganzen Raum dafür eingerichtet, wir haben uns auch einrichtungsmäßig verändert und haben uns da Gedanken dazu gemacht, wie können wir das am besten integrieren in die Einrichtung."

    Apropos "Integration": Es sind die Kinder von Reinigungskräften genauso wie Professorenkinder, die hier betreut werden. "Kinder unterschiedlicher Herkunft zu unterstützen", auch das gehört zum Konzept des Campuskindergartens.