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Klimaschutz: Verkehr, Stromverbrauch, Altbausanierung

Für den Umweltschutz ist der kommende Mittwoch, der 16. Februar, ein historisches Datum. Dann tritt nämlich das bereits 1997 beschlossene Kyoto-Protokoll in Kraft, der erste völkerrechtlich verbindliche Vertrag zur Verringerung von Treibhausgasen. Auch für Deutschland werden die Emissionen gedeckelt: Bis 2012 ist ein Minus von 21 Prozent gegenüber 1990 anvisiert, die Europäische Union verspricht 8 Prozent, die Industriesstaatengemeinschaft rund 5 Prozent weniger klimaschädigende Gase auszustoßen. Das Schädlichste ist Kohlendioxid, freigesetzt vor allem bei der Verbrennung von Holz, Kohle, Erdöl und Erdgas. Und hier können auch die Städte und Gemeinden in Aktion treten, Stichwort Gebäudesanierung, um nur ein Beispiel zu nennen.

Von Andreas Baum |
    Das Öko-Institut hat nun einen regelrechten Fahrplan für den Klimaschutz auf kommunaler Ebene aufgestellt, 14 Handlungsfelder aufgezeigt am Beispiel von München.

    Die Stadt München hat sich hohe Ziele gesteckt: Bis zum Jahr 2010 will sie den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid um 50 Prozent im Vergleich zu 1987 senken. Die Studie will vor allem zeigen, was für Kommunen machbar ist. Was die bayrische Metropole kann, können dann auch andere leisten. Oberbürgermeister Christian Ude sieht insgesamt 14 Handlungsfelder, in denen zusätzlich etwas getan werden kann:

    Wo sehen die Gutachter Ansatzpunkte? Bei der Gebäudesanierung im Altbau. Bei der verstärkten Beachtung Energie sparenden Bauens schon im Neubau. Und beim Einsatz regenerativer Energielösungen in Neubaugebieten.

    Der Sektor Raumwärme ist immer noch Hauptverursacher von CO2-Emmissionen auf lokaler Ebene, deshalb lohnt es sich, hier zu fördern. Aber auch für die Aufklärung der Bevölkerung will Oberbürgermeister Ude Geld ausgeben. Noch immer wird in Münchens Amtsstuben zuviel Strom verschwendet, weil sämtliche Bürogeräte auf stand by gehalten werden. Und in den von der Stadt mitfinanzierten energiesparenden Passivhäusern geht zuviel Wärme verloren, weil sich deren Bewohner einfach nicht an die Regeln des "intelligenten Lüftens" halten können – oder wollen:

    Also wenn die Luxus-Erwartung, es muss immer überheizt sein, oder das Fenster steht Stunden lang offen zum Lüften, da kann man mit noch so viel Technologie nicht ausreichend dagegen halten.

    Es sind also auch die Kleinigkeiten, die sich am Ende summieren. Wenn die Landeshauptstadt die Gebäudesanierung im Altbau, den Einsatz regenerativer Energien und energiesparendes Bauen fördert, dann kommt das auch der Wirtschaft zugute, und zwar nicht irgendwo andernorts, sondern in München:

    Diese Maßnahmen werden wirklich fast ausschließlich von lokalem Handwerk ausgeführt. Diese kleinteiligen Maßnahmen im Altbaubestand bleiben beim örtlichen Handwerk und dort bei besonders fachkundigen und erfahrenen Firmen.

    Mit diesen Argumenten will Ude ein möglichst breites Bündnis für seine lokale Klimapolitik schmieden, denn in der Vergangenheit hat es Widerstände gegeben, beispielsweise von Baustoff- und Heizgeräteherstellern. Aber auch die Stadtplanung selbst ist gefragt: Es hat keinen Sinn, erst die Zersiedelung der Landschaft zu forcieren, um dann über Wärmedämmung in Eigenheimen oder Vermeidung von Pendlerströmen nachzudenken. Klimafreundliche Kommunalpolitik beginnt auf dem Reißbrett:

    Stichworte sind in München: Eine Stadtentwicklungskonzeption nach dem Thema kompakt, urban, grün. Das heißt, kompakte, verdichtete Bauweise an den Haltestellen des öffentlichen Personennahverkehrs, insbesondere S- und U-Bahnen und hohe Lebensqualität in der unmittelbaren Nachbarschaft, um auch die Freizeitpendlerströme von der Stadt ins Umland hinaus möglichst zu drosseln.

    Auch die Eigenheimzulage, immer noch eines der Lieblingskinder der bayerischen CSU-Landesregierung, sei aus ökologischer Sicht höchst problematisch, weil auch sie die Zersiedelung der Landschaft zur Folge habe. Überhaupt müsse die Politik auf Landes- und Bundesebene manche Rahmenbedingungen verbessern, um den Kommunen das Sparen zu erleichtern. Bundesumweltminister Jürgen Trittin, der die Studie zur Hälfte aus seinem Etat bezahlt, nimmt sie zum Anlass, sich auf die eigene Schulter zu klopfen: Es sei schon viel getan worden:

    Dazu gehört die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen insbesondere das CO2-Gebäudesanierungsprogramm, das wir über die Kreditanstalt für Wiederaufbau abwickeln. Wir finanzieren dies aus den Einnahmen der ökologischen Steuerreform.

    Aber auch die Energieeinsparverordnung verbucht der Minister auf sein Konto, sie werde helfen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern.