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Klimawandel unter dem Halbmond

Wintersport im Iran - auch das gibt es. Denn obwohl mehr als die Hälfte des Landes aus Wüste besteht, tragen die Hochgebirge im Winter ausreichend Schnee für Ski und Rodel. Inwieweit sich das Klima in den Bergen verändert, haben iranische Forscher anhand der Daten zahlreicher Wetterstationen des Landes untersucht.

Von Monika Seynsche | 31.08.2011
    Wellen schlagen ans südliche Ufer des Kaspischen Meeres. Keine 60 Kilometer landeinwärts türmt sich das Elburs-Gebirge auf. Laubwaldbewachsene Höhenzüge, die übergehen in schneebedeckte Gipfel von mehr als 5000 Metern Höhe. Weiter im Westen des Landes erstrecken sich die fast 4000 Meter hohen Gipfel des Zagros-Gebirges, von Nordwest nach Südost. Für diese beiden Gebirgszüge interessiert sich der Klimatologe Bohloul Alijani von der Universität Teheran.

    Diese Gebirge beeinflussten das Klima und die Wirtschaft des Iran, erzählt er. Besonders für die Hydrologie seien sie von entscheidender Bedeutung. Denn auf den Zagros- und Elburs-Bergen sammeln sich Regen und Schnee. An einigen Stellen existieren sogar kleine Gletscher. Schmelz- und Regenwasser aus diesen Bergen speisen alle großen Flüsse des Landes und sind damit wichtig für die Wasserversorgung der gesamten Bevölkerung.

    Mehr als die Hälfte des Iran besteht aus Wüsten. Das macht die wenigen fruchtbaren Ebenen am Fuß der Gebirge und ihre eis- und schneegespeisten Flüsse umso wichtiger. Bohloul Alijani wollte deshalb herausfinden, inwieweit der Klimawandel die iranische Bergwelt beeinflusst:

    "Ich habe die Temperaturaufzeichnungen von mehr als 20 Wetterstationen untersucht, die alle auf über 1500 Metern Höhe liegen. Sie alle zeigen einen deutlichen Temperaturanstieg."

    Die meisten dieser Stationen zeichnen seit etwa 1960 im Auftrag der iranischen Organisation für Meteorologie Daten auf. Über fast 50 Jahre hinweg konnte Bohloul Alijani so den Temperaturverlauf verfolgen. Er untersuchte die Anzahl der Frosttage, genauso wie die der Sommertage.

    "Damit sind Tage gemeint, an denen die Höchsttemperatur auf über 25 Grad Celsius steigt. Auch ihre Zahl stieg im Untersuchungszeitraum an, genauso wie die Anzahl der Hitzewellen von sechs oder mehr warmen Tagen in Folge."

    Ungewöhnlich kalte Perioden dagegen treten heute deutlich seltener auf als noch vor 50 Jahren.

    "Das gilt ganz besonders für die hoch gelegenen Bergregionen über 2000 Meter Höhe. Soweit oben haben wir allerdings auch nur sieben Wetterstationen, die höchste auf 2850 Metern."

    Es gibt nicht nur im Iran, sondern weltweit nur sehr wenige Wetterstationen in großen Höhen. Nach Ansicht des Klimatologen Raymond Bradley von der University of Massachusetts ist das ein großes Problem für die Klimaforschung; selbst in den ansonsten gut untersuchten europäischen Alpen.

    "Es gibt selbst hier nur eine Handvoll Wetterstationen auf großer Höhe, die seit geraumer Zeit arbeiten. Dabei entspringen alle unsere großen Flüsse, wie der Rhein oder die Rhone in diesen Hochgebirgen. Wir müssen also dringend verstehen, was dort oben vor sich geht."

    Denn die Berge der Welt sind die Wassertürme der Menschheit .