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Klonbabys bleiben uns vorerst erspart

Reproduktionsmedizin. - Panos Zavos, Fortpflanzungsmediziner aus Kentucky, ist das Enfant terrible in der Amerikanischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin, ASRM. Vor knapp zwei Jahren hatte er gemeinsam mit dem Italiener Severino Antinori angekündigt, das erste Klonbaby erschaffen zu wollen. Außer Ankündigungen, die jedes Mal mit viel Presserummel verbunden waren, hat sich bislang jedoch nichts getan. Auf der ASRM-Jahrestagung in Seattle durfte Zavos auch jetzt wieder Werbung für seine Firma machen.

    Von Grit Kienzlen

    Wir haben viel geforscht und Entwicklungsarbeit geleistet und meinen, dass es jetzt Zeit ist, dass wir versuchen, geklonte Embryos zu produzieren.

    So war Panos Zavos erst diese Woche wieder in Seattle zu vernehmen. Doch es sieht nicht danach aus, als würde uns Zavos, Kopf einer Firma für Spermiendiagnose, demnächst tatsächlich einen menschlichen Klon präsentieren. Bei genauerer Nachfrage räumt er ein, das er Vorexperimente an Mäusen gemacht hat, bei denen die Klontechnik schon lange funktioniert. Den Transfer eines Zellkerns einer menschlichen Zelle in eine entkernte Eizelle habe er noch nicht versucht, sagt er.

    Doch Zavos zieht den Ärger der Kollegen auf sich, weil in Fachkreisen als klar gilt, dass Klonkinder mit hohem Risiko fehlgebildet oder krank wären. Einer Studie zufolge, die Ian Wilmut, der Erschaffer des Klonschafes Dolly letzte Woche veröffentlicht hat, kommen nur null bis vier Prozent aller geklonten Tiere gesund zur Welt. Die Gesellschaft der Amerikanischen Reproduktionsmediziner hält das Klonen von Kinder zunächst auch vor allem deshalb für bedenklich. Ihr Sprecher Michael Soules, Gynäkologe an der Universität von Washington:

    Wir sind gegen das reproduktive Klonen, weil es nach Meinung der großen Mehrheit der Mitglieder nicht sicher ist. Es ist in Haustierarten nicht sicher und es gibt keinen Grund für die Annahme, dass es bei Menschen so wäre. Forschung daran sollte an einer nichtmenschlichen Primatenart gemacht werden. Wir fordern von Dr. Zavos, dass er seine Ideen am Affen ausprobiert und zeigt, dass es funktioniert und nicht an Menschen experimentiert.

    Don Wolf, Embryologe an der Oregon Health Science University ist einer der wenigen Forscher, die versucht haben, Rhesusaffen zu klonen. Das funktioniert, sagt er, aber nur, wenn der Spender der Zelle aus der sich der geklonte Affe entwickeln soll, ebenfalls noch ein Embryo ist. Wolf:

    Wenn man dann weiter geht und die Zellen von Feten zum Klonen benutzt oder gar erwachsene Zellen, dann funktioniert es nicht mehr und wir glauben, dass die erwachsenen Zellen einfach nicht wieder zurückprogrammiert werden. Sie werden nicht verjüngt in eine undifferenzierten Zellkern, der nun die Entwicklung des Embryo steuert bis zu einem lebensfähigen Jungtier.

    Don Wolfes Affenembryos teilen sich zwar, aber meistens nur bis sie ein achtzelliges Stadium erreicht haben. Manchmal werden sie noch zu einer Hohlkugel aus mehreren hundert Zellen. Aber im Uterus einer Mutter hat bislang keiner davon weitergelebt. Ähnlich klingen die Berichte über den Versuch menschliche Klon-Embryos herzustellen, die es bislang gibt. Wenige Teilungen, dann starben die Embryos im Stadium von vier oder sechs Zellen. Das jüngste entsprechende Experiment von chinesischen Forschern, das diese Woche in Seattle vorgestellt werden sollte, gab vor, zwei menschliche geklonte Embryos hätten sich über das Stadium von acht Zellen hinaus geteilt. Der Bericht wurde aber wohl wegen inhaltlicher Mängel zurückgezogen.

    Der Affenforscher Don Wolf glaubt, dass das Klonen von Menschen genau wie das von Affen und auch übrigens von Ratten immer am selben Problem gescheitert sind:

    Die Eizelle enthält gerade noch genug Informationen, damit die Embryos sich bis zum Stadium von acht Zellen teilen. Dann müssen die Gene des Embryo die Entwicklung steuern oder in diesem Fall die Gene des Kerns, den man eingeschleust hat und unserem Eindruck nach ist das Problem, dass die meisten Embryos genau in dieser Phase, wo der neue Zellkern angeschaltet werden müsste, in der Entwicklung hängen bleiben.

    Wolf glaubt, dass er das Problem bei seinen Affen vielleicht im Laufe der Jahre lösen kann. Das Menschenklonen lehnt er wie die Mehrzahl seiner Kollegen aus medizinischen, nicht unbedingt aus ethischen Gründen ab:

    We all say it is not safe, we all say it is idiotic to start reproductive cloning in humans.