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Kohlendioxid-Speicherung und Klimaschutz

Für Greenpeace ist die Sache klar: Wer auf das Speichern von Kohlendioxid als Mittel zum Klimaschutz setzt, macht sich falsche Hoffnungen. Statt weniger Klimagas werde mehr produziert, denn die Kraftwerke verlören an Effizienz, wenn ein Teil der Energie zur Abscheidung von CO2 genutzt werden müsse. Ganz anderer Meinung ist das Informationszentrum klimafreundliches Kohlekraftwerk, eine Einrichtung der Energiewirtschaft, das zu einer Diskussionsveranstaltung über die CO2-Speicherung in Berlin eingeladen hatte.

Von Dieter Nürnberger |
    Die Veranstalter, das ist das Informationszentrum klimafreundliches Kohlekraftwerk, verbinden mit der Speichertechnik natürlich einen Beitrag zum weltweiten Klimaschutz, aber es steht auch ein wirtschaftlicher Aspekt im Vordergrund. Denn angesichts der Herausforderungen geht man davon aus, dass derjenige, der recht schnell die Marktreife dieser Technologie vorantreibt, natürlich einen ökonomischen Vorteil habe. Das Informationszentrum wird zudem ja auch von einigen Energiekonzernen mitfinanziert, beispielsweise vom Unternehmen "Vattenfall". Klaus von Trotha, der Vorstandsvorsitzende, macht deshalb zuallererst darauf aufmerksam, dass die Nutzung fossiler Energieträger trotz der Kohlendioxid-Problematik noch längst nicht vorbei sei:

    " Erneuerbare Energien werden bis zum Jahr 2020 etwa zu 25 bis 30 Prozent den Energieverbrauch in Deutschland decken können. Das bedeutet aber, dass wir für die Erzeugung von Strom und Wärme auf absehbare Zeit nicht auf die Nutzung fossiler Energieträger verzichten können. Ein Doppelausstieg aus Atomkraft und Kohle - also der "lange Marsch durch die Illusionen", wie ihn in Deutschland viele gehen wollen - würde eine Zukunft als eines der führenden Wirtschaftsländer ausschließen. "

    Und auf der heutigen Konferenz in Berlin holte man sich auch kompetenten Beistand. Der Vorsitzende des Weltklimarates und Friedensnobelpreisträger 2007 Rajendra Pachauri war virtuell aus Neu-Delhi zugeschaltet. Pachauri sitzt also jenem Gremium an Wissenschaftlern vor, welches im vergangenen Jahr mit den Berichten über den Stand und die Auswirkungen der Erderwärmung doch für Furore gesorgt hat. Pachauri unterstützt die Idee, CO2 im Energiegewinnungsprozess abzuspalten und danach separat zu speichern:

    " Diese Abscheidung muss ein entscheidender Teil in der künftigen Lösung des Problems sein. Wenn wir der Herausforderung Klimawandel begegnen wollen, dann ist jede mögliche Technologie auch wichtig. Da müssen wir alles mobilisieren, damit die Technologie eines Tages zur Marktreife gelangt. "

    Vor allem in der Industrie und natürlich in der Energiewirtschaft wird über diese Technologie debattiert und geforscht. Es gibt inzwischen einzelne Pilotprojekte und es wird auch längst nach geeigneten Orten für die Speicherung des gebundenen CO2 gesucht und geforscht. Wie es aussehen könnte, sagt Jürgen-Friedrich Hake vom Forschungszentrum in Jülich:

    " Das CO2 wird also in diesen Produktionseinheiten abgetrennt, es wird gegebenenfalls zu Sammelstellen transportiert, und dann wird es zu Lagerstätten transportiert. Das kann über Pipelines passieren, ebenso über den Einsatz von Schiffen oder Tankern. Das Ziel ist es, das CO2 dort zu speichern, wo es möglichst lange, stabil und sicher gelagert werden kann. "

    Klar ist aber auch: Diese zu entwickelnde Technologie ist eine sehr teure Maßnahme, sie wird allenfalls langfristig Wirkung zeigen - und sie ist mit Effizienzverlusten in den Kraftwerken verbunden, die diese Technologie anwenden wollen, sagt Jürgen-Friedrich Hake:

    " Wenn ich Kraftwerke nachrüste oder Neue baue, und diese Abspeicherung machen will, dann reduziere ich den Wirkungsgrad dieses Kraftwerks. Und diese Reduzierung ist nicht vernachlässigbar. Das ist der Grund, warum wir sagen, wenn wir heute neue Kraftwerkskonzepte entwickeln, dann müssen wir diese Kraftwerke so effizient wie möglich bauen. Je höher ich bei der Effizienz liege, desto weniger weh tut die Reduktion bei der Abscheidung. "

    Die Veranstalter wollen also jede Option einer Reduzierung der Treibhausgase nutzen, und dazu gehört auch die CO2-Abscheidung. Die EU-Kommission wird dazu in den nächsten Monaten eine Richtlinie verabschieden, die den Entwicklungsprozess in Europa beschleunigen soll. Verlässliche Rahmenbedingungen sollen geschaffen werden. Und die Experten rechnen damit, dass ungefähr 2020 der Zeitpunkt sein wird, wo die klimafreundlichen Kohlekraftwerke dann bis zur Marktreife entwickelt sein werden.