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Komm nach Magdeburg!

Angesichts des demografischen Wandels müssen die Universitäten immer stärker für ihre Angebote werben. Die Hochschule Magdeburg-Stendal hat sich da ein besonderes Konzept für noch unentschlossene Studienbewerber ausgedacht. An vier Tagen lädt sie zu sogenannten Bewerbertagen ein.

Von Susanne Arlt | 10.07.2009
    "Hallo bin ich hier richtig zum Anmelden?"

    "Ja, du bist hier richtig."

    Sandra Blum ist extra aus Fürth angereist. Übernachtet hat die 21-Jährige in der Jugendherberge, jetzt steht sie in der lichtdurchfluteten Mensa der Fachhochschule Magdeburg-Stendal. Sandra Blum möchte sich zum Bewerbertag anmelden.

    " Für welchen Studiengang hast du dich beworben?

    Gebärdensprachdolmetschen

    Dann gehörst du zu mir, das ist super.

    Möchtest du an der Stadtrundfahrt nachher teilnehmen?

    Ja.

    Viel Spaß. Dankeschön. "

    Die Hochschule hat in dieser Woche mehrere Hundert Studienbewerber nach Magdeburg und Stendal eingeladen. Zum einen, um sie von den Vorzügen von Lehre und Forschung zu überzeugen. Aber auch, um sie für das studentische Leben außerhalb des Campus zu begeistern. Sachsen-Anhalt hat ein Imageproblem. Das weiß auch Norbert Doktor, Pressesprecher der Hochschule Magdeburg-Stendal. Darum haben wir die Bewerbertage initiiert, sagt er:

    "Wir wissen ja, dass viele Leute Vorurteile gegenüber Magdeburg hegen, dass sie vielleicht nichts über die Stadt wissen, den Campus auch nicht kennen. Und da haben wir uns überlegt, das Beste ist immer noch die Leute einzuladen, ihnen die Stadt und den Campus zu zeigen. Es ist halt ein Teil, wenn man so will, einer Imagekampagne, die wir fahren. Und es ist immer der Versuch, sich im Wettbewerb der Hochschulen und der Städte besser zu positionieren."

    Angesichts des demografischen Wandels müssen Hochschulen und Universitäten immer stärker für ihre Angebote werben. Norbert Doktor ist sich sicher: Wer einen potenziellen Studienort selbst in Augenschein nimmt, der gewinnt einen viel besseren Eindruck als nur übers Internet. Auch Sandra Blum macht sich lieber einen Eindruck vor Ort. Am liebsten würde sie in Hamburg studieren. Doch was sie bislang vom Hochschulgelände in Magdeburg gesehen hat, findet sie gar nicht so schlecht:

    "Also ich muss sagen, was ich vom Campus sehr begeistert bin, dass der so grün ist und das Sportangebot draußen, ist schon toll. Soviel Nachteile habe ich noch nicht gefunden, außer dass es ein bisschen ruhiger ist. Ich könnte es mir vorstellen. Wenn aus Hamburg nichts wird, kann ich mir Magdeburg vorstellen."

    Unterdessen ist Anne Israel auf dem Weg Richtung Hörsaal. Dort wollen die Professoren den interessierten Bewerbern einen Überblick über die theoretische und praktische Hochschularbeit geben. Anne Israel studiert im zweiten Semester Journalistik und Medienmanagement. Im Schlepptau hat sie 18 Studienbewerber, denn Anne Israel ist Scout. Sie betreut den ganzen Tag Hochschulgäste wie Hendrikje Wiards. Die 19-Jährige kommt aus Zelle in Niedersachsen und will wissen, ob das Leben in Magdeburg teuer ist.

    " Also ich muss sagen, ich komme gut über die Runden.

    Sind die Wohnungen teuer irgendwie?

    Ja es kommt drauf an, wenn man jetzt in die Altstadt ins Schicki-Micki-Nobelviertel zieht, dann bezahlst du schon ein bisschen mehr. Aber ansonsten sind die Wohnungen im Vergleich zu anderen Städten echt billig. Und dann kommt noch der Vorteil, dass du ganz, ganz geringe Semesterbeiträge hast.

    500 Euro in Niedersachsen, das ist ein bisschen blöd. "

    In Magdeburg, erklärt Anne Israel, müsse man gar keine Studiengebühren zahlen. Noch ein Vorteil seien die kleinen Seminarklassen und der schnelle Kontakt zu den Dozenten. Nicht nur heute steht Anne Israel den Fragen der Bewerber Rede und Antwort. Bis zum Semesterbeginn können die Unentschlossenen sich bei ihr melden. Die 22-Jährige opfert dafür gerne ihre Freizeit:

    "Es sind halt die gleichen Fragen, die ich mir vor einem Jahr genauso gestellt habe, und ich fand es halt sehr angenehm, dann gleich irgendwie jemanden zu haben, den ich irgendwie greifen kann, und das fand ich halt irgendwie so schön. Also man fühlt sich hier wirklich sehr aufgehoben."

    Hendrikje Wiards schaut skeptisch. Neben Magdeburg-Stendal hat sie sich noch an sechs anderen Fachhochschulen in Deutschland beworben.

    "Also als Erstes denkt man sich, dass Magdeburg nicht ganz so schön ist. Dann fragt man sich, wie ausgeprägt ist die Studentenszene, ist hier auch kulturell irgendwas los. Ja allgemein, ob das eher eine ausgestorbene, tote Stadt ist oder nicht. Die allgemeine Meinung bei uns ist dann eher doch, dass Magdeburg nicht so attraktiv ist. Deshalb bin ich jetzt auch mal hier, um mir das anzugucken."

    "Ja, unsere kleine Tour. Wir werden eine Stunde quer durch die alte Stadt Magdeburg fahren und natürlich auch die schönen Seiten anschauen."

    Eine Stunde lang dürfen die Studienbewerber auf Kosten der Hochschule durch Magdeburg touren. Die Fahrt im Doppeldecker geht natürlich auch durch die Kneipenszene. Ob sich der Einsatz gelohnt hat und die potenziellen Bewerber als Studierende zurückkehren, werden die Rückmeldungen zeigen.