Äußerlich glänzt die transmediale noch immer mit vollem Programm – doch der inhaltliche Abstieg, den ihr das Feuilleton schon seit geraumer Zeit bescheinigt, ist auch dieses Jahr unübersehbar. Das ist umso bemerkenswerter, weil ein neuer künstlerischer Leiter an Bord ist. Stephen Kovats hätte, als er das Amt letztes Jahr von Andreas Broeckmann übernahm, vieles verändern können oder sogar müssen an der Ausrichtung dieses Festivals, das vor vielen Jahren einmal den medienkritischen Zeitgeist verkörpern wollte. Seit gut einem Jahrzehnt aber zitiert die transmediale mit unerschütterlicher Selbstzufriedenheit nur noch sich selbst, lässt die alten Theoriekämpen der achtziger und neunziger Jahre noch einmal hochleben und gefällt sich ansonsten in ihrer ästhetischen Belanglosigkeit, die von der Bundeskulturstiftung mit einem Zuschuss von einer halben Million Euro ziemlich komfortabel ausgepolstert wird.
Diesen prächtigen Zuschuss vor drei Jahren ergattert und sie nun als "kulturellen Leuchtturm" in Berlin etabliert zu haben, war ein Verdienst – vielleicht das größte – von Andreas Broeckmann gewesen. Im Nachhinein aber scheint sich das Husarenstück als Bärendienst für ein eigentlich einmal sympathisches kleines Festival zu erweisen – und als Lehrstück über eine verfehlte Kulturförderung. Alte Weggefährten des Festivalgründers Micky Kwella erinnern sich noch an die Gründungsjahre seit 1988, als die transmediale als alternatives Videokunstfestival gestartet war, sozusagen als Forum für den medienkritischen Künstlernachwuchs, der sich rasch auf die wachsende Gemeinde der politischen Internetaktivisten, zwischenzeitlich auch der kreativen Hackerszene erweiterte. Die transmediale konnte und wollte nie die kommerzielle Seite, den Mainstream der sogenannten Neuen Medien bedienen, sondern wollte subversiv sein. Nach einigen Jahren nutzten aber bereits alle möglichen Künstler diese Neuen Medien, und nicht nur sie. Die transmediale wurde selbst zu einem Teil einer verkabelten Gesellschaft, sie wurde gesellschaftsfähig. Schluss mit der Subversion, von da an lief sie als Vorprogramm der Berlinale. Schon damit war sie inhaltlich und finanziell in einer Zwickmühle: Sollte sie weiter wachsen oder als kleines Festival irgendwann wegen fehlender Sponsoren zugrunde gehen? Vielleicht wäre das die ehrlichere Lösung gewesen.
Der Rettungsanker durch die Bundeskulturstiftung hat die transmediale endgültig inhaltlich erstarren lassen. Der Leuchtturm-Rahmen, den sie heute im Haus der Kulturen der Welt ausfüllen muss, ist spürbar zu groß. Medienkunst als Fachbegriff ist längst inhaltsleer geworden. Vor allem aber ist die transmediale selbst zu einem Hort harmloser Wiederholungsschleifen geworden, und Stephen Kovats scheint einstweilen nicht viel ändern zu wollen.
Die Konferenz von Medientheoretikern, die alljährlich stattfindet, bietet dieses Jahr als "Stargast" den chilenischen Kongnitionsforscher Humberto Maturana auf, der in den siebziger Jahren mit einigen seiner Theoreme die Systemtheorie auch in Deutschland beflügelte. Doch die Systemtheorie selbst ist in Fachkreisen längst über ihren Zenit hinaus gelangt. Es würde sich eher lohnen, zu sehen was danach kam und vielleicht noch kommen kann.
Stephen Kovats aber hat der 2008er Ausgabe des Festivals generell den spröden Charme des achtziger-Jahre Revivals verpasst. "Conspire", so der Titel, soll noch einmal die alten Verschwörungstheorien zitieren, die seit den ersten Tagen des Internet dessen Utopie egalitären Weltgemeinschaft befeuert haben – eben weil dort jeder seine Wahrheit verbreiten kann. Das wirkt heute in etwa so aufregend wie die jährliche Themensuche bei den Ostermärschen. Immerhin kam dieses Jahr noch einmal die Bundesregierung der Programmgestaltung des Festivals mit dem rechtzeitig erlassenen neuen Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung zur Hilfe - das sorgt für einen Hauch von Aktualität. Aber: braucht man die transmediale, um sich in seinem unguten Gefühl über die Datenspeicherung bestätigt zu fühlen? Und nicht jedes Jahr wird die Politik für die aktuellen Steilvorlagen sorgen.
Diesen prächtigen Zuschuss vor drei Jahren ergattert und sie nun als "kulturellen Leuchtturm" in Berlin etabliert zu haben, war ein Verdienst – vielleicht das größte – von Andreas Broeckmann gewesen. Im Nachhinein aber scheint sich das Husarenstück als Bärendienst für ein eigentlich einmal sympathisches kleines Festival zu erweisen – und als Lehrstück über eine verfehlte Kulturförderung. Alte Weggefährten des Festivalgründers Micky Kwella erinnern sich noch an die Gründungsjahre seit 1988, als die transmediale als alternatives Videokunstfestival gestartet war, sozusagen als Forum für den medienkritischen Künstlernachwuchs, der sich rasch auf die wachsende Gemeinde der politischen Internetaktivisten, zwischenzeitlich auch der kreativen Hackerszene erweiterte. Die transmediale konnte und wollte nie die kommerzielle Seite, den Mainstream der sogenannten Neuen Medien bedienen, sondern wollte subversiv sein. Nach einigen Jahren nutzten aber bereits alle möglichen Künstler diese Neuen Medien, und nicht nur sie. Die transmediale wurde selbst zu einem Teil einer verkabelten Gesellschaft, sie wurde gesellschaftsfähig. Schluss mit der Subversion, von da an lief sie als Vorprogramm der Berlinale. Schon damit war sie inhaltlich und finanziell in einer Zwickmühle: Sollte sie weiter wachsen oder als kleines Festival irgendwann wegen fehlender Sponsoren zugrunde gehen? Vielleicht wäre das die ehrlichere Lösung gewesen.
Der Rettungsanker durch die Bundeskulturstiftung hat die transmediale endgültig inhaltlich erstarren lassen. Der Leuchtturm-Rahmen, den sie heute im Haus der Kulturen der Welt ausfüllen muss, ist spürbar zu groß. Medienkunst als Fachbegriff ist längst inhaltsleer geworden. Vor allem aber ist die transmediale selbst zu einem Hort harmloser Wiederholungsschleifen geworden, und Stephen Kovats scheint einstweilen nicht viel ändern zu wollen.
Die Konferenz von Medientheoretikern, die alljährlich stattfindet, bietet dieses Jahr als "Stargast" den chilenischen Kongnitionsforscher Humberto Maturana auf, der in den siebziger Jahren mit einigen seiner Theoreme die Systemtheorie auch in Deutschland beflügelte. Doch die Systemtheorie selbst ist in Fachkreisen längst über ihren Zenit hinaus gelangt. Es würde sich eher lohnen, zu sehen was danach kam und vielleicht noch kommen kann.
Stephen Kovats aber hat der 2008er Ausgabe des Festivals generell den spröden Charme des achtziger-Jahre Revivals verpasst. "Conspire", so der Titel, soll noch einmal die alten Verschwörungstheorien zitieren, die seit den ersten Tagen des Internet dessen Utopie egalitären Weltgemeinschaft befeuert haben – eben weil dort jeder seine Wahrheit verbreiten kann. Das wirkt heute in etwa so aufregend wie die jährliche Themensuche bei den Ostermärschen. Immerhin kam dieses Jahr noch einmal die Bundesregierung der Programmgestaltung des Festivals mit dem rechtzeitig erlassenen neuen Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung zur Hilfe - das sorgt für einen Hauch von Aktualität. Aber: braucht man die transmediale, um sich in seinem unguten Gefühl über die Datenspeicherung bestätigt zu fühlen? Und nicht jedes Jahr wird die Politik für die aktuellen Steilvorlagen sorgen.