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Komplexe Auswertung

Atmosphärenforschung. - Zweimal war CRISTA an Bord eines Spaceshuttles im Weltall, um dort Daten über die Verteilung von Spurengasen, sowie Erwärmungs- und Abkühlungsprozesse im mittleren Atmosphärenstockwerk zu sammeln. Zum letzten Mal war das Instrument vor viereinhalb Jahren unterwegs, doch die Auswertung der Daten dauert immer noch an. Neues gibt es derzeit auf einem Workshop an der Gesamthochschule Wuppertal.

    "Die Atmosphärenforschung ist wie ein langwieriges Ermittlungsverfahren", erklärt Dirk Offermann, einer der Väter von CRISTA. Auf dem Flug werden nur die Daten gesammelt, die in mühseliger Kleinarbeit eingeordnet und bewertet werden müssen. Schwerpunkt von CRISTAs Datensammlung war die Stratosphäre, die bis in 50 Kilometer Höhe reicht, und die darüber liegende Mesosphäre, die in 100 Kilometern Höhe endet. Letztere ist das kälteste Atmosphärenstockwerk mit Temperaturen von bis zu minus 170 Grad. "Wir wissen relativ wenig über die Mesophäre", unterstreicht Klaus Grossmann von der Wuppertaler Gesamthochschule. Satelliten wie der unlängst gestartete Envisat oder Instrumente wie CRISTA sollen dieses Wissen vermehren.

    Eines zeigt sich bereits jetzt: Die Luftströmungen in der Atmosphäre sind gewaltig und sie spielen eine herausragende Rolle für die Geschehnisse. In der Stratosphäre folgen die Strömungen großräumigen Mustern, sie bewegen sich in gigantischen Wellen mit einer "Dünung" von der Länge des Erdradius durch die Luft. Daneben gibt es aber auch kleinere Wellen, die das Bild gehörig komplizieren. "Wir bearbeiten die so genannten Schwerewellen mit Wellenlängen von einigen Hundert bis Tausend Kilometern", erklärt Offermann. CRISTA hat bei ihrem letzten Flug ein besonders starkes Wellenfeld im westlichen Pazifik vor der Ostküste Chinas festgestellt. Vergleiche mit der Meteorologie ergaben, dass zu dieser Zeit ein Taifun in der darunter liegenden Luftschicht wütete. "Wir untersuchen zur Zeit, ob diese Taifun die Schwerewellen ausgelöst hat", so Offermann. Denn in der jüngsten Zeit hat sich gezeigt, dass die so genannten Atmosphärenstockwerke sehr viel enger miteinander vernetzt sind, als man das bisher dachte. Möglicherweise kann man eines Tages die Vorgänge in den höheren Stockwerken für die Wettervorhersage in Bodennähe benutzen.

    [Quelle: Volker Mrasek]