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Konjunktur
Maschinenbauer leiden unter Abschwung

Handelskonflikte, Krise in der Autobranche, Brexit: Deutsche Maschinenbauer kämpfen derzeit gleich mit einer ganzen Reihe von Problemen. Das zeigt sich auch in den Auftragsbüchern. Sorgen um ihre Jobs müssen sich Mitarbeiter aber dennoch nicht machen.

Von Brigitte Scholtes | 05.08.2019
Ein Anwendungstechniker mit einer CNC-Fräsmaschine auf der Fachmesse "Intec" Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa | Verwendung weltweit
Viele deutsche Maschinenbauer spüren den konjunkturellen Abschwung, haben sich aber vorbereitet - etwa durch Arbeitszeitkonten. (Jan Woitas/dpa)
Neun Prozent weniger Aufträge haben die deutschen Maschinenbauer im ersten Halbjahr verbucht im Vergleich zum Vorjahr. Das galt für Orders aus dem Ausland wie aus dem Inland. Gerade eine Investitionsgüterbranche wie der Maschinenbau spürt die aktuellen Unsicherheiten: Denn die Weltkonjunktur schwächelt, auch wegen der politischen Verwerfungen wie den Handelskonflikten, dem drohenden Brexit, den Geschäften mit Russland, dem Iran und mittlerweile auch wegen der Spannungen am Persischen Golf. Daneben leidet der Maschinenbau aber auch unter dem schleppenderen Geschäft mit der Autoindustrie, erklärt Olaf Wortmann, Konjunkturexperte des Branchenverbands VDMA:
"Das ist unser größter Kunde und die Automobilindustrie befindet sich in einem tiefgreifenden Strukturwandel. Auch da gibt es natürlich dann negative Einflüsse oder Rückkopplung. Und die Automobilindustrie ist so groß, dass auch andere Branchen jenseits des Maschinenbaus belastet werden, andere Zulieferer beispielsweise. Und das führt dann natürlich auch dazu, dass es nochmal indirekte Effekte gibt."
Niedrigere Produktion als im Vorjahr
Im Juni aber überraschten Großaufträge aus den Nicht-Euroländern. So konnte das Niveau der Auslandsbestellungen aus dem Vorjahr gehalten werden. Doch die monatliche Betrachtung der Auftragseingänge bringt wenig mittelfristige Erkenntnis, weil diese Zahlen stark schwanken. Der VDMA hatte vor einem Monat schon seine Erwartungen nach unten korrigiert und rechnet nun für das laufende Jahr mit einem Produktionsminus von zwei Prozent. Dabei werde es wohl bleiben, sagt Olaf Wortmann:
"Im ersten Halbjahr werden wir summa summarum irgendwie uns bei der null Linie wahrscheinlich bewegen. Und dann kommt natürlich ein schwaches zweites Halbjahr auf uns zu in der Produktion, weil der Auftragseingang eine so schwache Vorlage gegeben hat."
Arbeitszeitkonten als Puffer
Die Nachfrage nicht nur nach deutschen Maschinen, sondern auch anderen Investitionsgütern, war in den letzten Jahren groß, weil viele Schwellenländer stark investiert hatten, erklärt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, das aber habe sich jetzt geändert:
"Die Investitionen laufen sehr viel langsamer, angefangen von China, aber eben auch weltweit. Und das merken eben die deutschen Firmen sehr stark. Die Sonderkonjunktur ist vollständig zurückgegangen. Wir sind jetzt im Bereich einer langjährigen Normalisierung. Aber der Trend weist weiter nach unten. Und das ist etwas, mit dem die deutsche Industrie eben lange nicht umgehen musste, eben auch mit einer Schwankung, die auch mal nach unten geht."
Der Maschinenbau aber mit seinen 1,35 Millionen Beschäftigten habe sich darauf eingestellt, sagt VDMA-Konjunkturexperte Wortmann. Deshalb sollten sich die schlechteren Aussichten nicht auf die Arbeitsplätze auswirken:
"Wir puffern sehr viel ab, beispielsweise über die Arbeitszeitkonten. Und wir haben nach wie vor auch einen Bedarf an Fachkräften. Da bin ich ziemlich optimistisch. Selbst im Juli noch haben 22 Prozent unserer Unternehmen, also mehr als ein Fünftel gesagt, sie haben Fachkräftemangel. Das heißt, es wird sogar das ein oder andere Unternehmen nochmal diese Chance nutzen und gucken, ob sie spezielle Fachkräfte auch einstellen können."