Einige der Qualitäten dieses Films sind zu offensichtlich, um sie vorbehaltlos zu genießen: Sonne, Strand, hippe Musik, Gangster, und vor allem vier gut aussehende Girls, die überaus leicht bekleidet eine Menge Unsinn veranstalten. Unter anderem überfallen sie eine Fast-Food-Bude, weil ihnen das Geld fehlt, um wie ihre Klassenkameradinnen in Florida beim Ami-Teenie-Initiations-Ritual "Spring Break" alles das zu tun, was ihnen ihre Eltern im todlangweiligen "Bible-Belt" des mittleren Amerikas streng verbieten.
Der Überfall glückt, und in Florida angekommen, haben Faith, Cotty, Candy und Britt doch noch ihren Spaß:
"Hi Grandma, I am having so much fun here. So nice to get a break from reality for a while"
Sie saufen, huren, nehmen Drogen ohne Ende, und werfen sich einem zwielichtigen Typen an den Hals: Alien ist ein White-Trash-Gangster mit Goldgebiss und weichem Herz. Er möchte die vier Girls für sein kriminelles Geschäft einspannen. Während Faith daraufhin schnell in den nächsten Bus nach Hause steigt, drehen die übrigen drei den Spieß bald um.
"Let's cause some trouble now! Spring Break Bitches"
Ohne Frage ist "Spring Breakers" ein Fall für die Gesinnungspolizei: Dieser Film ist Sexismus pur, Exploitation pur, Voyeurismus pur; er appelliert - wie viele gute Film das eben tun - an alle vorhandenen niederen Instinkte seines Publikums. Er ist sogar manchmal einfach vulgär. Dies ist aber auch ein sehr sehr guter Film. Und die Frage, wie das alles nun zusammengeht, ist vielleicht die interessanteste an diesem hochinteressanten, stilistisch ambitionierten Kinowerk.
Seit er mit 21 Jahren in angeblich nur drei Wochen das Drehbuch für den Welterfolg "Kids" schrieb, wurde der 1973 geborene Harmony Korine mit eigenen Filmen zum Star des US-Independent-Kinos. Gerade sein letztes Werk "Trash Humpers" war allerdings bereits von spürbar altmodischem Flair durchzogen, die Unschuld der Figuren mit ihren dick aufgetragenen skurrilen Zügen und "liebenswerten" Marotten umwehte etwas Kaurismäki-haftes, ästhetisch Reaktionäres.
Mit "Spring Breakers" erfindet sich Korine nun vollkommen neu: Fern von Echtheitsfetischismus und Freak-Verehrungen ist auch dies ein Märchen aus dem modernen Amerika, allerdings eines, das dessen Konsumismus und Medien-Abhängigkeit, das Leben aus zweiter Hand, nicht von außen verachtet, sondern von Innen untersucht und verstehen möchte.
Korine findet auch hier wieder Einsamkeit und Melancholie, er entdeckt aber auch die Gesten einer Popkultur, die nicht etwa Surrogat und Daseinsersatz ist, sondern den Menschen zur Schule des Lebens wird:
"It's a dream bro, it's the american dream..."
Alien etwa designed das eigene Selbstbild komplett nach Al Pacinos Tony Montana in "Scarface", dem Film, der auf seinem heimischen Flachbildschirm in Endlosschleife läuft. Candy wiederum hat in Britney Spears ihr ultimatives Role-Model gefunden. und eine der schönsten Szenen des Films ist, wie James Franco für die Girls Spears "Everytime" am Klavier singt.
"Spring Breakers" ist daher sehr deutlich als Medienkritik und Sprachanalyse des amerikanischen weißen Jugend-Mainstream verstehbar. Vor allem aber ist der Film ein hedonistisches Manifest und in seiner Dynamik und Emphase eine Feier des Fetischismus der schon immer Teil des Kinos war.
Korine findet großartige Bilder zwischen Privatfernseh-Bombast und Nineties-Impressionismus. Diese werden von kommentierender Musikauswahl und einem cliphaften Schnitt unterstützt, der von Zeitlupen, Erzähl-Loops, Jump-Cuts dominiert wird.
Eine Befreiungsaktion ist dies auch für drei Darstellerinnen. Denn keineswegs zufällig hat Korine neben seiner Frau Rachel für die übrigen Hauptrollen mit Selena Gomez, Vanessa Hudgens und Ashley Benson Stars des blitzsauberen Disneychannel gecastet, deren Auftritt in diesem Film ihre Fangroups allerdings nachhaltig verstören dürfte.
Wenn junge Frauen hier mit Maschinenpistolen in der Hand und pinken Skimasken über dem Kopf Raubüberfalle veranstalten, und im Bikini den Männern auf und vor der Leinwand den Kopf verdrehen, dann ist das eine Spielart des Feminismus - wenn auch keiner, den Alice Schwarzer noch verstehen wird.
"Spring Break forever bitches!""
Eine Initiation ist dies aber nicht nur für die Hauptfiguren, sondern auch für Harmony Korine selbst, der vor diesem Film nur ein alternder Hipster war, das enfant terrible fürs bürgerliche Arthouse-Kino. "Spring Breakers" dagegen ist gerade für dessen Klientel glücklicherweise absolut unerträglich; eine produktive Zumutung, wie man es von avantgardistischem, wirklich unabhängigem Kino verlangen darf.
Der Überfall glückt, und in Florida angekommen, haben Faith, Cotty, Candy und Britt doch noch ihren Spaß:
"Hi Grandma, I am having so much fun here. So nice to get a break from reality for a while"
Sie saufen, huren, nehmen Drogen ohne Ende, und werfen sich einem zwielichtigen Typen an den Hals: Alien ist ein White-Trash-Gangster mit Goldgebiss und weichem Herz. Er möchte die vier Girls für sein kriminelles Geschäft einspannen. Während Faith daraufhin schnell in den nächsten Bus nach Hause steigt, drehen die übrigen drei den Spieß bald um.
"Let's cause some trouble now! Spring Break Bitches"
Ohne Frage ist "Spring Breakers" ein Fall für die Gesinnungspolizei: Dieser Film ist Sexismus pur, Exploitation pur, Voyeurismus pur; er appelliert - wie viele gute Film das eben tun - an alle vorhandenen niederen Instinkte seines Publikums. Er ist sogar manchmal einfach vulgär. Dies ist aber auch ein sehr sehr guter Film. Und die Frage, wie das alles nun zusammengeht, ist vielleicht die interessanteste an diesem hochinteressanten, stilistisch ambitionierten Kinowerk.
Seit er mit 21 Jahren in angeblich nur drei Wochen das Drehbuch für den Welterfolg "Kids" schrieb, wurde der 1973 geborene Harmony Korine mit eigenen Filmen zum Star des US-Independent-Kinos. Gerade sein letztes Werk "Trash Humpers" war allerdings bereits von spürbar altmodischem Flair durchzogen, die Unschuld der Figuren mit ihren dick aufgetragenen skurrilen Zügen und "liebenswerten" Marotten umwehte etwas Kaurismäki-haftes, ästhetisch Reaktionäres.
Mit "Spring Breakers" erfindet sich Korine nun vollkommen neu: Fern von Echtheitsfetischismus und Freak-Verehrungen ist auch dies ein Märchen aus dem modernen Amerika, allerdings eines, das dessen Konsumismus und Medien-Abhängigkeit, das Leben aus zweiter Hand, nicht von außen verachtet, sondern von Innen untersucht und verstehen möchte.
Korine findet auch hier wieder Einsamkeit und Melancholie, er entdeckt aber auch die Gesten einer Popkultur, die nicht etwa Surrogat und Daseinsersatz ist, sondern den Menschen zur Schule des Lebens wird:
"It's a dream bro, it's the american dream..."
Alien etwa designed das eigene Selbstbild komplett nach Al Pacinos Tony Montana in "Scarface", dem Film, der auf seinem heimischen Flachbildschirm in Endlosschleife läuft. Candy wiederum hat in Britney Spears ihr ultimatives Role-Model gefunden. und eine der schönsten Szenen des Films ist, wie James Franco für die Girls Spears "Everytime" am Klavier singt.
"Spring Breakers" ist daher sehr deutlich als Medienkritik und Sprachanalyse des amerikanischen weißen Jugend-Mainstream verstehbar. Vor allem aber ist der Film ein hedonistisches Manifest und in seiner Dynamik und Emphase eine Feier des Fetischismus der schon immer Teil des Kinos war.
Korine findet großartige Bilder zwischen Privatfernseh-Bombast und Nineties-Impressionismus. Diese werden von kommentierender Musikauswahl und einem cliphaften Schnitt unterstützt, der von Zeitlupen, Erzähl-Loops, Jump-Cuts dominiert wird.
Eine Befreiungsaktion ist dies auch für drei Darstellerinnen. Denn keineswegs zufällig hat Korine neben seiner Frau Rachel für die übrigen Hauptrollen mit Selena Gomez, Vanessa Hudgens und Ashley Benson Stars des blitzsauberen Disneychannel gecastet, deren Auftritt in diesem Film ihre Fangroups allerdings nachhaltig verstören dürfte.
Wenn junge Frauen hier mit Maschinenpistolen in der Hand und pinken Skimasken über dem Kopf Raubüberfalle veranstalten, und im Bikini den Männern auf und vor der Leinwand den Kopf verdrehen, dann ist das eine Spielart des Feminismus - wenn auch keiner, den Alice Schwarzer noch verstehen wird.
"Spring Break forever bitches!""
Eine Initiation ist dies aber nicht nur für die Hauptfiguren, sondern auch für Harmony Korine selbst, der vor diesem Film nur ein alternder Hipster war, das enfant terrible fürs bürgerliche Arthouse-Kino. "Spring Breakers" dagegen ist gerade für dessen Klientel glücklicherweise absolut unerträglich; eine produktive Zumutung, wie man es von avantgardistischem, wirklich unabhängigem Kino verlangen darf.