Stefan Reinsch und Agata Mossakowski sind begeistert von ihrer praxisnahen Medizinausbildung. Doch nun sehen die beiden Fachschaftsvertreter rot für das Reformprojekt.
"Bei ganz vielen Studierenden ist die Angst da, dass dieses Reformprojekt, in dem wir hier studieren, ausgeblutet wird und dass es nicht mehr weiter existiert."
"Unter den Studierenden ist es ein Unwohlsein, dass wir nicht weiter gewünscht sind - und von den Mitarbeitern hört man eben, dass nicht mehr genug Leute da sind, um die Qualität zu sichern."
Klar ist eins: Derzeit fehlen im Reform-Ausbildungsgang vier Mitarbeiter. Zudem verlässt der Leiter des Studiengangs, Kai Schnabel, im Herbst die Charité - um in die Schweiz zu gehen.
"Alle bedauern, dass er gehen wird, aber trotzdem wurde nicht die Möglichkeit geschaffen, ihn hier zu halten."
Auch der zuständige Prüfungsausschuss schlägt Alarm: So empfahl das Gremium Ende Mai, wegen des Personalmangels keine neuen Studienanfänger zu immatrikulieren. Allerdings reagiert Ausschusschef Professor Wolfgang Presber nicht auf Interviewanfragen. Auch Studiengangsleiter Schnabel schweigt. Gibt es an der Charité einen Maulkorb für die Mitarbeiter? Der verantwortliche Prodekan Professor Manfred Gross verneint - und erklärt, die Aufregung der Studierenden sei grundlos.
"Ich glaube, da haben wir eine Überreaktion. Es gibt eine Reihe von Menschen, die ihre schützende Hand über den Reformstudiengang halten. Und wir haben den Studierenden immer wieder zugesagt, dass wir diesen Reformstudiengang zu einem guten Abschluss bringen."
Nach Auskunft von Gross wird weiter immatrikuliert. Der Personalmangel sei nur vorübergehend: Zwar könne er den Studiengangsleiter nicht halten, da die Charité nicht die hohen Schweizer Tarife zahle. Man suche aber einen Nachfolger. Und die anderen freien Stellen könnten jetzige Angestellte weitgehend mit abdecken.
Der Prodekan hält es momentan für sinnlos, neue Leute einzustellen. Denn bald steht eine große Fusion an: Bis 2010 soll der Reformstudiengang mit dem parallel laufenden Regelstudiengang Medizin verschmolzen werden - zu einem sogenannten Modellstudiengang. Dieser, so die Planung, wird die Vorteile beider Ausbildungsgänge vereinen. Eigentlich sollte der fusionierte Modellstudiengang längst stehen. Doch innerhalb der Medizin habe es Widerstand gegeben, klagt der Prodekan.
"Die Charité ist eine sehr große Fakultät. Wir haben etwa 14.000 Mitarbeiter und man ahnt, dass diese 14.000 Mitarbeiter nicht alle das Gleiche denken - auch zu einem Modellstudiengang."
Gross zufolge halten etwa die sogenannten Schulmediziner das Modell-Projekt auf. Diese Professoren befürchten offenbar, dass zu viele Ansätze des Reformstudiengangs übernommen werden. Wie etwa der problemorientierte Unterricht am Patienten, der die Lehre im Hörsaal ersetzt. Laut den Studierenden wehren sich etwa alteingesessene Anatomie-Professoren dagegen, ihr großes Fach kleineren Praxis-Modulen unterzuordnen.
"Sie müssten ja nur ein bisschen sich anders strukturieren, mit anderen Leuten absprechen. Ich glaube, es geht ihnen tatsächlich eher um ihr Ego und den Stellenwert, den ihr Fach hat."
Bilanz: Widerstand gegen das Fusionsprojekt "Modellstudiengang", dadurch Verzögerungen bei der Besetzung offener Stellen, dadurch Unmut an der Basis. Prodekan Manfred Gross betont, er habe den Studierenden oft genug erklärt, dass der Personalmangel nur vorübergehend sei. Fachschaftsvertreter Stefan Reinsch spricht dagegen von einem Informationsdefizit. Vor allem aber sei der Prodekan nicht stark genug, den Modellstudiengang schneller aufzubauen - und damit die unsichere Lage der Studierenden zu beenden.
"Er hat einen Großteil der Fakultät gegen sich damit, aber andererseits kann man natürlich auch auf den Tisch hauen und sagen: Entweder Ihr macht das jetzt oder nicht - dann sollte man aber auch auf den Tisch hauen."
"Bei ganz vielen Studierenden ist die Angst da, dass dieses Reformprojekt, in dem wir hier studieren, ausgeblutet wird und dass es nicht mehr weiter existiert."
"Unter den Studierenden ist es ein Unwohlsein, dass wir nicht weiter gewünscht sind - und von den Mitarbeitern hört man eben, dass nicht mehr genug Leute da sind, um die Qualität zu sichern."
Klar ist eins: Derzeit fehlen im Reform-Ausbildungsgang vier Mitarbeiter. Zudem verlässt der Leiter des Studiengangs, Kai Schnabel, im Herbst die Charité - um in die Schweiz zu gehen.
"Alle bedauern, dass er gehen wird, aber trotzdem wurde nicht die Möglichkeit geschaffen, ihn hier zu halten."
Auch der zuständige Prüfungsausschuss schlägt Alarm: So empfahl das Gremium Ende Mai, wegen des Personalmangels keine neuen Studienanfänger zu immatrikulieren. Allerdings reagiert Ausschusschef Professor Wolfgang Presber nicht auf Interviewanfragen. Auch Studiengangsleiter Schnabel schweigt. Gibt es an der Charité einen Maulkorb für die Mitarbeiter? Der verantwortliche Prodekan Professor Manfred Gross verneint - und erklärt, die Aufregung der Studierenden sei grundlos.
"Ich glaube, da haben wir eine Überreaktion. Es gibt eine Reihe von Menschen, die ihre schützende Hand über den Reformstudiengang halten. Und wir haben den Studierenden immer wieder zugesagt, dass wir diesen Reformstudiengang zu einem guten Abschluss bringen."
Nach Auskunft von Gross wird weiter immatrikuliert. Der Personalmangel sei nur vorübergehend: Zwar könne er den Studiengangsleiter nicht halten, da die Charité nicht die hohen Schweizer Tarife zahle. Man suche aber einen Nachfolger. Und die anderen freien Stellen könnten jetzige Angestellte weitgehend mit abdecken.
Der Prodekan hält es momentan für sinnlos, neue Leute einzustellen. Denn bald steht eine große Fusion an: Bis 2010 soll der Reformstudiengang mit dem parallel laufenden Regelstudiengang Medizin verschmolzen werden - zu einem sogenannten Modellstudiengang. Dieser, so die Planung, wird die Vorteile beider Ausbildungsgänge vereinen. Eigentlich sollte der fusionierte Modellstudiengang längst stehen. Doch innerhalb der Medizin habe es Widerstand gegeben, klagt der Prodekan.
"Die Charité ist eine sehr große Fakultät. Wir haben etwa 14.000 Mitarbeiter und man ahnt, dass diese 14.000 Mitarbeiter nicht alle das Gleiche denken - auch zu einem Modellstudiengang."
Gross zufolge halten etwa die sogenannten Schulmediziner das Modell-Projekt auf. Diese Professoren befürchten offenbar, dass zu viele Ansätze des Reformstudiengangs übernommen werden. Wie etwa der problemorientierte Unterricht am Patienten, der die Lehre im Hörsaal ersetzt. Laut den Studierenden wehren sich etwa alteingesessene Anatomie-Professoren dagegen, ihr großes Fach kleineren Praxis-Modulen unterzuordnen.
"Sie müssten ja nur ein bisschen sich anders strukturieren, mit anderen Leuten absprechen. Ich glaube, es geht ihnen tatsächlich eher um ihr Ego und den Stellenwert, den ihr Fach hat."
Bilanz: Widerstand gegen das Fusionsprojekt "Modellstudiengang", dadurch Verzögerungen bei der Besetzung offener Stellen, dadurch Unmut an der Basis. Prodekan Manfred Gross betont, er habe den Studierenden oft genug erklärt, dass der Personalmangel nur vorübergehend sei. Fachschaftsvertreter Stefan Reinsch spricht dagegen von einem Informationsdefizit. Vor allem aber sei der Prodekan nicht stark genug, den Modellstudiengang schneller aufzubauen - und damit die unsichere Lage der Studierenden zu beenden.
"Er hat einen Großteil der Fakultät gegen sich damit, aber andererseits kann man natürlich auch auf den Tisch hauen und sagen: Entweder Ihr macht das jetzt oder nicht - dann sollte man aber auch auf den Tisch hauen."