Ein Gezeter über unseren Köpfen... Wir stehen in der Abenddämmerung am Südufer des Gülper Sees. Große Trupps Gänse und Kraniche landen auf dem See zur Nacht. Ein paar Wochen bleiben sie im Havelland, bis sie dann Ende November weiter ziehen.
Dosdowski: " Die haben eine lange Tour. Die kommen jetzt aus Sibirien, Tundra... und wollen weiter in ihrer Wintergebiete. Und jetzt machen die hier einfach Zwischenrast, weil sie umliegend sehr viele Flächen haben, wo sie sich den Bauch voll schlagen können. Und weil das ein sehr flacher See ist, die Kraniche stehen drin, die Gänse schwimmen und schlafen da drauf, um sich vor Fuchs, Marder, Waschbär zu schützen in der Nacht. "
Es wird schnell dunkel und noch immer kommen Gänse und Kraniche. Die schwarzen Flecken auf der Wasserfläche werden immer größer - das sind die Vögel. Es sollen um die 100.000 Gänse sein, und noch viele Kraniche dazu. Besser kann man sie am Morgen sehen, sagt Uta Dosdowski von der Naturwacht:
" Man kommt auch in der Dämmerung, im Moment 6.00/6.30 Uhr hier her. Wir haben ja auch gute Ferngläser und dann kann man die zählen. Und im Normalfall - wenn jetzt nicht der Seeadler zwischen haut oder eine andere Störung ist - sitzen die noch bis um 8.00 Uhr. Und dann geht es aber zu 10.000/20.000-Trupps los. "
Beim Radeln durch das dünn besiedelte Land sehen wir immer wieder Kraniche und Gänse auf den Feldern. Ein Stück weiter an der Elbe zeugen das Kloster Jerichow und der gewaltige Havelberger Dom von der Zeit, als die Elbe Völker trennte: links die Deutschen, rechts im Havelland die Slawen. Bis Mitte des zwölften Jahrhunderts. Rolf Naumann, Museumsleiter im Kloster Jerichow:
" Die Elbe trennte ja bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts das Gebiet des deutschen Königreichs vom slawischen Territorium. Nachdem das Land östlich der Elbe unter Führung der Markgrafen, die damals zu großer Macht gelangt sind, in deutschen Besitz gekommen war, ging es darum hier das Christentum auszubreiten, das Land zu christianisieren, zu kultivieren, zu erschließen. Und dafür sind die Klöster gegründet worden, als Missionsstützpunkte. "
Als die Mönche kamen, fand sich weit und breit kein Naturstein, deshalb wurde hier ein frühes Zentrum des Backsteinbaus. Das Kloster Jerichow ist als stilreine romanische Klosteranlage bis heute erhalten, obwohl es nach der Säkularisation als Lagerraum diente, als Viehstall und Brauerei. Weiter nördlich, in Havelberg thront der romanische Dom hoch über der Stadt wie eine Festung Gottes. Regelmäßig finden Konzerte statt - im Havelberger Dom und in Jerichow.
Unsere nächste Station ist Linum, im Norden von Berlin. Vor 200 Jahren wurde Torf abgebaut aus dem Linumer Moor. Torf und Ziegelsteine wurde per Kahn nach Berlin geliefert. Noch heute kann man auf dem Amtsmann-Kanal vom Rhin bis in den Ort fahren und bei der Teichwirtschaft vor Anker gehen. Wolfgang Arndt vom Naturschutzbund NABU:
" Die Teichlandschaft Linum ist etwa 100 Jahre alt und ist entstanden aus dem Torfabbau hier in Linum. Linum war ein großes Torfabbaugebiet. Und für die Teiche hat man einfach ein Damm rum geschüttet, Karpfen rein - fertig. "
Früher wurde im Herbst das Wasser aus den Fischteichen abgelassen. Doch seit Jahren schon bleiben 10 bis 20 cm Wasser in den Teichen. Zusätzlich werden Wiesen geflutet. Denn Kraniche schlafen gerne im seichten Wasser. So fühlen sie sich sicher vor Füchsen und anderen Feinden. Hans-Joachim Barsties von der Naturwacht:
" Die stehen auf einem Bein im Wasser und lösen sich ab. Einige schlafen nicht, die beobachten alles ringsum. "
Vor kurzem wurden über 60.000 Kraniche gezählt. Das Linumer Teichland nördlich von Berlin ist der größte Kranich-Rastplatz im Binnenland Mitteleuropas. Und hier können wir ein anderes Schauspiel beobachten. Die Kraniche kommen abends in kleineren Trupps von den Feldern und sammeln sich erstmal auf den Wiesen.
" Die sammeln sich erst mal alle im Vorsammelplatz. Das heißt, der Kranich geht nicht gleich zum Schlafen ins Gewässer. Der sammelt sich auf den Wiesen zu ein paar Tausenden und geht dann wenn es dunkel ist ins Gewässer zum Schlafen. "
Das ist dann der Höhepunkt des Abends: plötzlich - wie auf Kommando - fliegen sämtliche tausende Kraniche von den Wiesen auf, drehen eine Runde und landen in den Schlaf-Teichen. Die Naturwächter ärgern sich gelegentlich über Besucher, die gar zu dicht an die Kraniche ran wollen.
" Dass einige einfach die Absperrung übertreten, mit ihrem roten Schirm dahinten lang laufen, das ist mit das Schlimmste, was uns passieren kann. Wenn Sie eine Führung mitmachen oder alleine laufen: dezente Kleidung, feste Schuhe. Wenn ich dahinten sehe - die weißen und roten Schirme, das ist natürlich nicht so gut. "
Ein Storchenjunges kann sich schon alleine auf den Weg nach Afrika machen. Doch ein kleiner Kranich braucht seine Eltern ein ganzes Jahr. Er fliegt mit ihnen nach Spanien oder Nordafrika und im Frühjahr wieder nach Norden. Verliert er in einer Massenpanik die Eltern, wird er Futter für den Fuchs.
Weiter geht's - in den Nationalpark Unteres Odertal. Bis zu 5 km breit ist hier das Tal der Oder. Noch vor gut 150 Jahren wand sich die Oder in vielen Schleifen - bis für die Schifffahrt dann zwei gerade Wasserstraßen ausgebaut wurden, am westlichen und östlichen Rand des Tals. Dazwischen liegen breite Polder-Flächen. Unzählige Wasserarme durchziehen Wiesen, Felder und Weiden. Die Oder bleibt normalerweise hinter dem Deich, im Sommer. So ist es jedenfalls bei Schwedt. Im Nationalparkhaus in Criewen kann man an einem Modell nachvollziehen, wie sich im Herbst die Oder ausbreitet. Hans-Jörg Wilke:
" Ein Polder an den anderen gereiht bilden so genannte Überflutungsräume für die Oder, die ja im Winter mehr Wasser führt als im Sommerhalbjahr, wie jeder Fluss. Und hier bekommt er also, während er im Sommer nur ein Bett von 200 bis 300 Metern Breite hat, im Winter sein ganzes ursprüngliches eiszeitliches Tal zurück. Eine Breite von zwei bis fünf Kilometern. Und das ist nicht nur die Besonderheit dieses einzigen Auen-Nationalparks in Deutschland, sondern ist auch ein sehr wirksamer Hochwasserschutz. "
Weiter nördlich bei Gartz gehören die Polder-Flächen zu Polen, nach dem Krieg wurden Wassersperren und Deiche nicht wieder hergestellt. Die Polder sind dort zum Teil ständig geflutet und deshalb bester Kranich-Platz.
Abends bei Gartz auf dem Deich. Die untergehende Sonne färbt den Himmel rot. Und riesige Trupps von 400, 600 und noch mehr Kranichen kommen von den Feldern westlich der Oder und schweben dicht über unseren Köpfen ein zu ihren Schlafplätzen in den unzugänglichen Poldern. Morgens ziehen die Kraniche in kleineren Trupps wieder auf die Felder. Mit etwas Glück und einem Fernglas kann man die majestätischen Vögel dort am Boden sehen.
" Am Himmel ist er ja weit weg. Der Kranich ist, wenn er so steht, 1,25 Meter hoch. Und die Flügelspannweite ist 2,10 Meter bis 2,45 Meter. "
Das ist viel mehr, als wenn wir die Arme ausbreiten. Bis Ende November/Anfang Dezember - je nach Wetter - kann man in der Abend-Dämmerung noch das Kranich-Schauspiel beobachten.
Barsties: " Wenn die Fröste hier eintreten, eine innere Uhr und der Sonnenstand - dann fliegen die Vögel innerhalb einer Woche hier weg. Dann steigen die sehr, sehr hoch, schrauben sich einige Kilometer hoch. Mit den Winden, die dann in die Richtung treiben, brauchen die nicht ewig mit den flügeln schlage. Die lassen sich treiben und kommen ohne Flügelschlagen hunderte von Kilometern weit. Die fliegen manchmal über 1000 Kilometer an einem Tag. "
Dosdowski: " Die haben eine lange Tour. Die kommen jetzt aus Sibirien, Tundra... und wollen weiter in ihrer Wintergebiete. Und jetzt machen die hier einfach Zwischenrast, weil sie umliegend sehr viele Flächen haben, wo sie sich den Bauch voll schlagen können. Und weil das ein sehr flacher See ist, die Kraniche stehen drin, die Gänse schwimmen und schlafen da drauf, um sich vor Fuchs, Marder, Waschbär zu schützen in der Nacht. "
Es wird schnell dunkel und noch immer kommen Gänse und Kraniche. Die schwarzen Flecken auf der Wasserfläche werden immer größer - das sind die Vögel. Es sollen um die 100.000 Gänse sein, und noch viele Kraniche dazu. Besser kann man sie am Morgen sehen, sagt Uta Dosdowski von der Naturwacht:
" Man kommt auch in der Dämmerung, im Moment 6.00/6.30 Uhr hier her. Wir haben ja auch gute Ferngläser und dann kann man die zählen. Und im Normalfall - wenn jetzt nicht der Seeadler zwischen haut oder eine andere Störung ist - sitzen die noch bis um 8.00 Uhr. Und dann geht es aber zu 10.000/20.000-Trupps los. "
Beim Radeln durch das dünn besiedelte Land sehen wir immer wieder Kraniche und Gänse auf den Feldern. Ein Stück weiter an der Elbe zeugen das Kloster Jerichow und der gewaltige Havelberger Dom von der Zeit, als die Elbe Völker trennte: links die Deutschen, rechts im Havelland die Slawen. Bis Mitte des zwölften Jahrhunderts. Rolf Naumann, Museumsleiter im Kloster Jerichow:
" Die Elbe trennte ja bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts das Gebiet des deutschen Königreichs vom slawischen Territorium. Nachdem das Land östlich der Elbe unter Führung der Markgrafen, die damals zu großer Macht gelangt sind, in deutschen Besitz gekommen war, ging es darum hier das Christentum auszubreiten, das Land zu christianisieren, zu kultivieren, zu erschließen. Und dafür sind die Klöster gegründet worden, als Missionsstützpunkte. "
Als die Mönche kamen, fand sich weit und breit kein Naturstein, deshalb wurde hier ein frühes Zentrum des Backsteinbaus. Das Kloster Jerichow ist als stilreine romanische Klosteranlage bis heute erhalten, obwohl es nach der Säkularisation als Lagerraum diente, als Viehstall und Brauerei. Weiter nördlich, in Havelberg thront der romanische Dom hoch über der Stadt wie eine Festung Gottes. Regelmäßig finden Konzerte statt - im Havelberger Dom und in Jerichow.
Unsere nächste Station ist Linum, im Norden von Berlin. Vor 200 Jahren wurde Torf abgebaut aus dem Linumer Moor. Torf und Ziegelsteine wurde per Kahn nach Berlin geliefert. Noch heute kann man auf dem Amtsmann-Kanal vom Rhin bis in den Ort fahren und bei der Teichwirtschaft vor Anker gehen. Wolfgang Arndt vom Naturschutzbund NABU:
" Die Teichlandschaft Linum ist etwa 100 Jahre alt und ist entstanden aus dem Torfabbau hier in Linum. Linum war ein großes Torfabbaugebiet. Und für die Teiche hat man einfach ein Damm rum geschüttet, Karpfen rein - fertig. "
Früher wurde im Herbst das Wasser aus den Fischteichen abgelassen. Doch seit Jahren schon bleiben 10 bis 20 cm Wasser in den Teichen. Zusätzlich werden Wiesen geflutet. Denn Kraniche schlafen gerne im seichten Wasser. So fühlen sie sich sicher vor Füchsen und anderen Feinden. Hans-Joachim Barsties von der Naturwacht:
" Die stehen auf einem Bein im Wasser und lösen sich ab. Einige schlafen nicht, die beobachten alles ringsum. "
Vor kurzem wurden über 60.000 Kraniche gezählt. Das Linumer Teichland nördlich von Berlin ist der größte Kranich-Rastplatz im Binnenland Mitteleuropas. Und hier können wir ein anderes Schauspiel beobachten. Die Kraniche kommen abends in kleineren Trupps von den Feldern und sammeln sich erstmal auf den Wiesen.
" Die sammeln sich erst mal alle im Vorsammelplatz. Das heißt, der Kranich geht nicht gleich zum Schlafen ins Gewässer. Der sammelt sich auf den Wiesen zu ein paar Tausenden und geht dann wenn es dunkel ist ins Gewässer zum Schlafen. "
Das ist dann der Höhepunkt des Abends: plötzlich - wie auf Kommando - fliegen sämtliche tausende Kraniche von den Wiesen auf, drehen eine Runde und landen in den Schlaf-Teichen. Die Naturwächter ärgern sich gelegentlich über Besucher, die gar zu dicht an die Kraniche ran wollen.
" Dass einige einfach die Absperrung übertreten, mit ihrem roten Schirm dahinten lang laufen, das ist mit das Schlimmste, was uns passieren kann. Wenn Sie eine Führung mitmachen oder alleine laufen: dezente Kleidung, feste Schuhe. Wenn ich dahinten sehe - die weißen und roten Schirme, das ist natürlich nicht so gut. "
Ein Storchenjunges kann sich schon alleine auf den Weg nach Afrika machen. Doch ein kleiner Kranich braucht seine Eltern ein ganzes Jahr. Er fliegt mit ihnen nach Spanien oder Nordafrika und im Frühjahr wieder nach Norden. Verliert er in einer Massenpanik die Eltern, wird er Futter für den Fuchs.
Weiter geht's - in den Nationalpark Unteres Odertal. Bis zu 5 km breit ist hier das Tal der Oder. Noch vor gut 150 Jahren wand sich die Oder in vielen Schleifen - bis für die Schifffahrt dann zwei gerade Wasserstraßen ausgebaut wurden, am westlichen und östlichen Rand des Tals. Dazwischen liegen breite Polder-Flächen. Unzählige Wasserarme durchziehen Wiesen, Felder und Weiden. Die Oder bleibt normalerweise hinter dem Deich, im Sommer. So ist es jedenfalls bei Schwedt. Im Nationalparkhaus in Criewen kann man an einem Modell nachvollziehen, wie sich im Herbst die Oder ausbreitet. Hans-Jörg Wilke:
" Ein Polder an den anderen gereiht bilden so genannte Überflutungsräume für die Oder, die ja im Winter mehr Wasser führt als im Sommerhalbjahr, wie jeder Fluss. Und hier bekommt er also, während er im Sommer nur ein Bett von 200 bis 300 Metern Breite hat, im Winter sein ganzes ursprüngliches eiszeitliches Tal zurück. Eine Breite von zwei bis fünf Kilometern. Und das ist nicht nur die Besonderheit dieses einzigen Auen-Nationalparks in Deutschland, sondern ist auch ein sehr wirksamer Hochwasserschutz. "
Weiter nördlich bei Gartz gehören die Polder-Flächen zu Polen, nach dem Krieg wurden Wassersperren und Deiche nicht wieder hergestellt. Die Polder sind dort zum Teil ständig geflutet und deshalb bester Kranich-Platz.
Abends bei Gartz auf dem Deich. Die untergehende Sonne färbt den Himmel rot. Und riesige Trupps von 400, 600 und noch mehr Kranichen kommen von den Feldern westlich der Oder und schweben dicht über unseren Köpfen ein zu ihren Schlafplätzen in den unzugänglichen Poldern. Morgens ziehen die Kraniche in kleineren Trupps wieder auf die Felder. Mit etwas Glück und einem Fernglas kann man die majestätischen Vögel dort am Boden sehen.
" Am Himmel ist er ja weit weg. Der Kranich ist, wenn er so steht, 1,25 Meter hoch. Und die Flügelspannweite ist 2,10 Meter bis 2,45 Meter. "
Das ist viel mehr, als wenn wir die Arme ausbreiten. Bis Ende November/Anfang Dezember - je nach Wetter - kann man in der Abend-Dämmerung noch das Kranich-Schauspiel beobachten.
Barsties: " Wenn die Fröste hier eintreten, eine innere Uhr und der Sonnenstand - dann fliegen die Vögel innerhalb einer Woche hier weg. Dann steigen die sehr, sehr hoch, schrauben sich einige Kilometer hoch. Mit den Winden, die dann in die Richtung treiben, brauchen die nicht ewig mit den flügeln schlage. Die lassen sich treiben und kommen ohne Flügelschlagen hunderte von Kilometern weit. Die fliegen manchmal über 1000 Kilometer an einem Tag. "