" Also ich habe den Kürschner sehr häufig in der Hand gehabt und aufgeschlagen. Häufig kriegt man die Namen und die Gesichter nicht zusammen. Das gilt übrigens auch für die eigene große Fraktion. Dann ist der erste Griff zum Kürschner, dann guckt man nach. "
Erinnert sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Eckhardt Barthel, der jetzt nach zwei Legislaturperioden aus Altersgründen aus dem Parlament ausscheidet. Wer zu welcher Partei gehört, kann man noch leicht an der Sitzordnung erkennen, aber sonst? Wie kommt dieser oder jener wohl zu den Einsichten, die er da gerade vorträgt? Da sei es äußerst hilfreich, so Eckhardt Barthel, dass an jedem Parlamentsplatz der Kürschner, ein kleines Büchlein mit weiß-rot gestreiftem Einband ausliegt. Kurz und knapp, Hinterbänkler und Spitzenpolitiker, hier sind alle mit Bild und Kurzbiographie vertreten. Ein Muss für alle, die mit dem Parlament zu tun haben, ob Pressestelle, Lobbyverband, oder Medienredaktion. Ohne den Kürschner in Reichweite auf seinem Schreibtisch kann sich der Parlamentsredakteur der Süddeutschen Zeitung Nico Fried seine Arbeit gar nicht vorstellen.
" Der Großteil der Faktionen ist einem eigentlich unbekannt und für Hintergrundinformationen ist der Kürschner unverzichtbar, wenn man mit einem Abgeordneten gesprochen hat, den man gar nicht kennt, um nachzuschauen anhand des Fotos, wer war das eigentlich. "
Der erste Kürschner, genannt nach seinem Erfinder und ersten Herausgeber, Joseph Kürschner, erschien 1890. Der Bibliograph unterschiedlichster Lexika hatte sich gewundert, dass es zwar Verzeichnisse über die fernsten Länder gab, nichts aber darüber, wer im Reichstag das Volk vertrat. Kürschners Volkshandbuch wurde ein Verkaufsschlager. Wie er das damals ganz ohne Computer, Internet und E-Mail schaffte, davon ist der heutige Verleger Andreas Holzapfel noch immer fasziniert.
"Der Joseph Kürschner, das war seinerzeit, er lebte von 1852 bis 1902, ein Universalgenie, anders kann man das gar nicht sagen. Es ist heute im Rückblick unbegreiflich, wie man das alles schaffen konnte."
Heute veröffentlicht zwar auch der Bundestag selber ein offizielles Handbuch, das allerdings sehr viel formaler daherkommt. Viel bekannter und beliebter sei daher der Kürschner, erklärt Michael Reinhold von der Bundestagsverwaltung.
"Beim Kürschner können Sie dann auch, was weiß ich ... "Ich bin dritter Schriftführer im Kleingartenverein in Wanne Eikel." Wenn ein Abgeordneter sagt, das ist ganz wichtig für mich, kann er das rein machen. Bei den offiziellen Angaben ist man wirklich an das gehalten, was die Geschäftsordnung vorschreibt."
Trotzdem erfährt man auch hier aus den Kurzbiographien meist nicht allzu viel persönliches. Manche verraten von sich nur das Allernotwendigste, andere auch eher privates, wie zum Beispiel die CDU-Abgeordnete Julia Klöckner, über die man lesen kann, dass sie mal Deutsche Weinkönigin gewesen ist. Als Berufsbezeichnung findet man bei ihr schlicht Chefredakteurin, was Harald Schmidt besonders amüsierte, erinnert sich Spiegel-Redakteur Christoph Schult.
"Nun weiß ich zufällig, dass sie Chefredakteurin einer Fachzeitschrift für Weinkultur ist, was ja auch nichts ehrenrühriges ist, aber dass da nur Chefredakteurin steht ... Daraus hat er sich, glaube ich, einen Witz gemacht: Ist sie die Chefredakteurin vom Stern, vom Spiegel? "
Besonders schöne Stilblüten, erinnert sich Andreas Holzapfel, gab es, als die Grünen 1983 erstmals in den Bundestag kamen.
"Als die Grünen in den Bundestag einzogen, nahm ein Abgeordneter die erste Zeile der Biographie mal auf und die heißt bei uns üblicherweise immer Konfession, Familienstand Kinderzahl, so dass das heißen kann: katholisch, verheiratet, zwei Kinder, und schrieb da rein gottlos, ledig, aber verliebt."
Auf Nachfrage vom Verlag, ob er das denn wirklich so stehen lassen wolle, zog der Abgeordnete es dann aber doch vor, sich den Witz zu verkneifen. Schade. Aber im neuen Bundestag gibt es ja wieder eine neue Fraktion - mal sehen was uns da erwartet.
Erinnert sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Eckhardt Barthel, der jetzt nach zwei Legislaturperioden aus Altersgründen aus dem Parlament ausscheidet. Wer zu welcher Partei gehört, kann man noch leicht an der Sitzordnung erkennen, aber sonst? Wie kommt dieser oder jener wohl zu den Einsichten, die er da gerade vorträgt? Da sei es äußerst hilfreich, so Eckhardt Barthel, dass an jedem Parlamentsplatz der Kürschner, ein kleines Büchlein mit weiß-rot gestreiftem Einband ausliegt. Kurz und knapp, Hinterbänkler und Spitzenpolitiker, hier sind alle mit Bild und Kurzbiographie vertreten. Ein Muss für alle, die mit dem Parlament zu tun haben, ob Pressestelle, Lobbyverband, oder Medienredaktion. Ohne den Kürschner in Reichweite auf seinem Schreibtisch kann sich der Parlamentsredakteur der Süddeutschen Zeitung Nico Fried seine Arbeit gar nicht vorstellen.
" Der Großteil der Faktionen ist einem eigentlich unbekannt und für Hintergrundinformationen ist der Kürschner unverzichtbar, wenn man mit einem Abgeordneten gesprochen hat, den man gar nicht kennt, um nachzuschauen anhand des Fotos, wer war das eigentlich. "
Der erste Kürschner, genannt nach seinem Erfinder und ersten Herausgeber, Joseph Kürschner, erschien 1890. Der Bibliograph unterschiedlichster Lexika hatte sich gewundert, dass es zwar Verzeichnisse über die fernsten Länder gab, nichts aber darüber, wer im Reichstag das Volk vertrat. Kürschners Volkshandbuch wurde ein Verkaufsschlager. Wie er das damals ganz ohne Computer, Internet und E-Mail schaffte, davon ist der heutige Verleger Andreas Holzapfel noch immer fasziniert.
"Der Joseph Kürschner, das war seinerzeit, er lebte von 1852 bis 1902, ein Universalgenie, anders kann man das gar nicht sagen. Es ist heute im Rückblick unbegreiflich, wie man das alles schaffen konnte."
Heute veröffentlicht zwar auch der Bundestag selber ein offizielles Handbuch, das allerdings sehr viel formaler daherkommt. Viel bekannter und beliebter sei daher der Kürschner, erklärt Michael Reinhold von der Bundestagsverwaltung.
"Beim Kürschner können Sie dann auch, was weiß ich ... "Ich bin dritter Schriftführer im Kleingartenverein in Wanne Eikel." Wenn ein Abgeordneter sagt, das ist ganz wichtig für mich, kann er das rein machen. Bei den offiziellen Angaben ist man wirklich an das gehalten, was die Geschäftsordnung vorschreibt."
Trotzdem erfährt man auch hier aus den Kurzbiographien meist nicht allzu viel persönliches. Manche verraten von sich nur das Allernotwendigste, andere auch eher privates, wie zum Beispiel die CDU-Abgeordnete Julia Klöckner, über die man lesen kann, dass sie mal Deutsche Weinkönigin gewesen ist. Als Berufsbezeichnung findet man bei ihr schlicht Chefredakteurin, was Harald Schmidt besonders amüsierte, erinnert sich Spiegel-Redakteur Christoph Schult.
"Nun weiß ich zufällig, dass sie Chefredakteurin einer Fachzeitschrift für Weinkultur ist, was ja auch nichts ehrenrühriges ist, aber dass da nur Chefredakteurin steht ... Daraus hat er sich, glaube ich, einen Witz gemacht: Ist sie die Chefredakteurin vom Stern, vom Spiegel? "
Besonders schöne Stilblüten, erinnert sich Andreas Holzapfel, gab es, als die Grünen 1983 erstmals in den Bundestag kamen.
"Als die Grünen in den Bundestag einzogen, nahm ein Abgeordneter die erste Zeile der Biographie mal auf und die heißt bei uns üblicherweise immer Konfession, Familienstand Kinderzahl, so dass das heißen kann: katholisch, verheiratet, zwei Kinder, und schrieb da rein gottlos, ledig, aber verliebt."
Auf Nachfrage vom Verlag, ob er das denn wirklich so stehen lassen wolle, zog der Abgeordnete es dann aber doch vor, sich den Witz zu verkneifen. Schade. Aber im neuen Bundestag gibt es ja wieder eine neue Fraktion - mal sehen was uns da erwartet.