Viele Tausend Kilometer fährt Dr. Rüdiger Schmidt im Jahr von Bauernhof zu Bauernhof, um kranke Kühe, Schweine und Pferde zu behandeln. Es ist 8.00 Uhr, ein arbeitsreicher Tag beginnt
"Also, wir fahren jetzt zu einem Landwirt, der in etwa 20 Kühe noch zu melken hat mit einer entsprechenden Nachzucht, zu einer Nachbehandlung noch von gestern, einer Kuh, die Verdauungsstörungen hatte. Und diese Kuh möchte ich heute noch einmal kontrollieren auf ihren Gesundheitszustand, ob sich da eine Verbesserung ergeben hat seit dem gestrigen Tag. "
Der Empfang auf dem Hof von Bauer Bludau aus Wennebostel - nördlich von Hannover - fällt wie immer "überschwänglich" aus: Streicheleinheiten für den Hofhund - dann geht’s in den Kuhstall:
"Also, ich mir die Kuh noch einmal abgehorcht, um zu sehen, wie das mit der Gasansammlung aussieht. Die ist also weg. Und jetzt werde ich ihr das Medikament von gestern noch mal spritzen, um ein gewisses Niveau der Versorgung zu haben. Und dann werden wir erst mal abwarten, wie sich das weiter entwickelt. "
Fünf Betriebe besucht der Landtierarzt an diesem Vormittag. Immer wieder sind es Infektionen – insbesondere der Euter und Lungen – die behandelt werden müssen. Die Wege zu den landwirtschaftlichen Betrieben werden länger und länger, weil immer mehr Bauern das Handtuch werfen. Gleichzeitig ist aber auch die Zahl der Tierärztinnen und Tierärzte, die sich auf Groß- bzw. Nutztiere spezialisiert haben, zurück gegangen. Entsprechend gut – so der Tierarzt – haben sich die Verdienstmöglichkeiten auf dem Lande entwickelt.
"Die Verdienstmöglichkeiten an sich sind relativ gut. Wir haben im Moment eigentlich den Vorteil, dass sich das Verhältnis umgekehrt hat zwischen Humanmedizinern und Tiermedizinern. Früher haben die humanmedizinischen Kollegen, vor allem die Zahnärzte, uns eher belächelt ob unserer Anforderungen im Beruf und unserer Verdienstmöglichkeiten. Heute ist das Verhältnis eher umgekehrt."
Nicht selten absolviert Dr. Rüdiger Schmidt einen 10-Stunden-Tag. Und manchmal kommt ein nächtlicher Notfall noch hinzu. Mittlerweile wirbt die Bundestierärztekammer mit dem Slogan "Kuh sucht Tierarzt", um auf den dramatischen Ärztemangel im Nutztierbereich aufmerksam zu machen. An der Tierärztlichen Hochschule Hannover sind heute 85 Prozent der Studierenden sind Frauen, und kaum eine Absolventin will auf’s Land. Professorin Andrea Tipold, die Vizepräsidentin der Tierärztlichen Hochschule, spricht von Vorurteilen, die hier immer noch herrschen.
"Das war so das immer das frühere Image, dass ein Großtierpraktiker immer ein richtiger Muskelprotz sein muss, und das weibliche Studierende nicht können. Aber die Großtierpraxis hat sich so entwickelt, dass das eigentlich nicht mehr stimmt. Wenn wirklich einmal Kraft erforderlich ist, dann ist da immer Hilfspersonal da auf den Bauernhöfen. Aber das meiste in der Großtierpraxis ist ja die Prävention in großen Betrieben. Und da sind weibliche Tierärztinnen gut dafür geeignet."
Droht den ländlichen Gebieten jetzt auch noch ein tierärztlicher "Versorgungsengpass", wie bei den humanmedizinischen Kollegen – den Hausärzten – schon geschehen? Die meisten Absolventinnen, die in den vergangenen Jahren die tiermedizinischen Ausbildungseinrichtungen verlassen haben, zieht es jedenfalls in die Kleintierpraxen. Dabei ist gerade dort – noch dazu in den Ballungszentren – die Konkurrenz am größten. Nicht wenige Tiermediziner werden arbeitslos, müssen ihre Kleintierpraxis aufgeben und halten Ausschau nach neuen Jobs, zum Beispiel in der Pharmabranche. Gleichwohl sind die Karrierechancen nicht schlecht.
"Sie müssen sich vorstellen, ein Tierarzt hat ein sehr breites Berufsfeld. Er kann in der Kleintierpraxis arbeiten, bei den Großtieren, in der Lebensmittelhygiene. Er kann in der Forschung arbeiten, also, da gibt es viele Berufsmöglichkeiten. Auch in der Industrie. Und da werden noch Tierärzte gesucht."
Seit dem Wintersemester bietet die Tierärztliche Hochschule Hannover ihren Studierenden so genannte "Spezialzyklen" an: Das sind ganzjährige Großpraktika, um in der Industrie oder in Tierarztpraxen schon mal "berufliche Alltagsluft" zu schnuppern. Imke von Kuschitzki – Studentin im 9. Semester – hat ihre berufliche Bestimmung bereits erkundet:
"Das habe ich im Laufe des Studiums festgestellt, dass die Großtierpraxis zum Beispiel sehr interessant ist, aber für mich körperlich auf Dauer doch zu anstrengend – vielleicht – und die Kleintierpraxis, und die Kleintierpraxis, ich mag Kleintiere, aber nicht die Kleintierpraxis, und deswegen werde ich in die Forschung gehen. "
Bleibt noch die Frage, warum so viele Frauen, aber kaum noch Männer in die lukrative Tiermedizin gehen. Prof. Andrea Tipold vermutet, dass es vor allem der extrem scharfe Numerus Clausus ist, der hier die "geschlechtsspezifischen" Weichen stellt. Junge Mädchen lernen eifriger, haben am Ende die besseren Abiturnoten, und schnappen so die besten Studienplätze weg. Zum Wintersemester 2005 musste an der Tierärztlichen Hochschule Hannover ein Numerus Clausus von 1,4 geknackt werden.
"Also, wir fahren jetzt zu einem Landwirt, der in etwa 20 Kühe noch zu melken hat mit einer entsprechenden Nachzucht, zu einer Nachbehandlung noch von gestern, einer Kuh, die Verdauungsstörungen hatte. Und diese Kuh möchte ich heute noch einmal kontrollieren auf ihren Gesundheitszustand, ob sich da eine Verbesserung ergeben hat seit dem gestrigen Tag. "
Der Empfang auf dem Hof von Bauer Bludau aus Wennebostel - nördlich von Hannover - fällt wie immer "überschwänglich" aus: Streicheleinheiten für den Hofhund - dann geht’s in den Kuhstall:
"Also, ich mir die Kuh noch einmal abgehorcht, um zu sehen, wie das mit der Gasansammlung aussieht. Die ist also weg. Und jetzt werde ich ihr das Medikament von gestern noch mal spritzen, um ein gewisses Niveau der Versorgung zu haben. Und dann werden wir erst mal abwarten, wie sich das weiter entwickelt. "
Fünf Betriebe besucht der Landtierarzt an diesem Vormittag. Immer wieder sind es Infektionen – insbesondere der Euter und Lungen – die behandelt werden müssen. Die Wege zu den landwirtschaftlichen Betrieben werden länger und länger, weil immer mehr Bauern das Handtuch werfen. Gleichzeitig ist aber auch die Zahl der Tierärztinnen und Tierärzte, die sich auf Groß- bzw. Nutztiere spezialisiert haben, zurück gegangen. Entsprechend gut – so der Tierarzt – haben sich die Verdienstmöglichkeiten auf dem Lande entwickelt.
"Die Verdienstmöglichkeiten an sich sind relativ gut. Wir haben im Moment eigentlich den Vorteil, dass sich das Verhältnis umgekehrt hat zwischen Humanmedizinern und Tiermedizinern. Früher haben die humanmedizinischen Kollegen, vor allem die Zahnärzte, uns eher belächelt ob unserer Anforderungen im Beruf und unserer Verdienstmöglichkeiten. Heute ist das Verhältnis eher umgekehrt."
Nicht selten absolviert Dr. Rüdiger Schmidt einen 10-Stunden-Tag. Und manchmal kommt ein nächtlicher Notfall noch hinzu. Mittlerweile wirbt die Bundestierärztekammer mit dem Slogan "Kuh sucht Tierarzt", um auf den dramatischen Ärztemangel im Nutztierbereich aufmerksam zu machen. An der Tierärztlichen Hochschule Hannover sind heute 85 Prozent der Studierenden sind Frauen, und kaum eine Absolventin will auf’s Land. Professorin Andrea Tipold, die Vizepräsidentin der Tierärztlichen Hochschule, spricht von Vorurteilen, die hier immer noch herrschen.
"Das war so das immer das frühere Image, dass ein Großtierpraktiker immer ein richtiger Muskelprotz sein muss, und das weibliche Studierende nicht können. Aber die Großtierpraxis hat sich so entwickelt, dass das eigentlich nicht mehr stimmt. Wenn wirklich einmal Kraft erforderlich ist, dann ist da immer Hilfspersonal da auf den Bauernhöfen. Aber das meiste in der Großtierpraxis ist ja die Prävention in großen Betrieben. Und da sind weibliche Tierärztinnen gut dafür geeignet."
Droht den ländlichen Gebieten jetzt auch noch ein tierärztlicher "Versorgungsengpass", wie bei den humanmedizinischen Kollegen – den Hausärzten – schon geschehen? Die meisten Absolventinnen, die in den vergangenen Jahren die tiermedizinischen Ausbildungseinrichtungen verlassen haben, zieht es jedenfalls in die Kleintierpraxen. Dabei ist gerade dort – noch dazu in den Ballungszentren – die Konkurrenz am größten. Nicht wenige Tiermediziner werden arbeitslos, müssen ihre Kleintierpraxis aufgeben und halten Ausschau nach neuen Jobs, zum Beispiel in der Pharmabranche. Gleichwohl sind die Karrierechancen nicht schlecht.
"Sie müssen sich vorstellen, ein Tierarzt hat ein sehr breites Berufsfeld. Er kann in der Kleintierpraxis arbeiten, bei den Großtieren, in der Lebensmittelhygiene. Er kann in der Forschung arbeiten, also, da gibt es viele Berufsmöglichkeiten. Auch in der Industrie. Und da werden noch Tierärzte gesucht."
Seit dem Wintersemester bietet die Tierärztliche Hochschule Hannover ihren Studierenden so genannte "Spezialzyklen" an: Das sind ganzjährige Großpraktika, um in der Industrie oder in Tierarztpraxen schon mal "berufliche Alltagsluft" zu schnuppern. Imke von Kuschitzki – Studentin im 9. Semester – hat ihre berufliche Bestimmung bereits erkundet:
"Das habe ich im Laufe des Studiums festgestellt, dass die Großtierpraxis zum Beispiel sehr interessant ist, aber für mich körperlich auf Dauer doch zu anstrengend – vielleicht – und die Kleintierpraxis, und die Kleintierpraxis, ich mag Kleintiere, aber nicht die Kleintierpraxis, und deswegen werde ich in die Forschung gehen. "
Bleibt noch die Frage, warum so viele Frauen, aber kaum noch Männer in die lukrative Tiermedizin gehen. Prof. Andrea Tipold vermutet, dass es vor allem der extrem scharfe Numerus Clausus ist, der hier die "geschlechtsspezifischen" Weichen stellt. Junge Mädchen lernen eifriger, haben am Ende die besseren Abiturnoten, und schnappen so die besten Studienplätze weg. Zum Wintersemester 2005 musste an der Tierärztlichen Hochschule Hannover ein Numerus Clausus von 1,4 geknackt werden.