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Kulissenschieben als Großevent

Schillers großes dreiteiliges "Wallenstein"- Werk wurde im Jubiläumsjahr 2005 gar nicht, seither aber bereits drei Mal aufgeführt: Thomas Bischoff inszenierte die von Schiller selbst erarbeitete "Hamburger Fassung" ohne "Wallensteins Lager" in dreieinhalb Stunden in Bremen. Wolfgang Engel in Leipzig besetzte mit dem ersten Teil am Schluss des ganztägigen Events das Völkerschlachtdenkmal mit jugendlicher Soldateska und Rap-Gesang.

Moderation: Karin Fischer |
    Und Peter Stein brachte nun gestern abend alle drei Teile in der richtigen Reihenfolge und in historisierenden Kostümen vor abstraktem Bühnenbild im Berliner Stadtteil Neukölln auf die Bühne. "Von den Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt sein Charakterbild in der Geschichte", heißt es im Prolog zum "Wallenstein". Ähnlich umstritten dürfte diese konservatorische Großtat Peter Steins auch in der Kritik sein.

    Zugleich geht an diesem Wochenende das Berliner Theatertreffen zu Ende, die - auch jedes Jahr heftig umstrittene - Leistungsschau des deutschsprachigen Theater. Eine Jury hat die zehn "bemerkenswertesten" Inszenierungen der Saison eingeladen.

    Günther Rühle, Theaterkritiker und bester Kenner der Theatergeschichte in Deutschland, ist auch ein aufmerksamer Beobachter der aktuellen Zeitströmungen auf der Bühne. Er hat mit "Theater in Deutschland 1887 - 1945"ein beeindruckendes Kompendium vorgelegt, das er nicht zu Unrecht eine "Biographie" des Theaters nennt. Über Zeitgenossenschaft auf der Bühne geht es auch in dem Gespräch, das Karin Fischer mit Günther Rühle zu den aktuellen Theaterereignissen in Berlin geführt hat.

    Das vollständige Gespräch mit Günther Rühle können Sie für begrenzte Zeit nach der Sendung in unserem Audio-On-Demand-Player hören.