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Kulmbacher Fleischwoche

Wenn irgendjemand gestärkt aus der BSE-Krise hervorgeht, dann dürften es die Wissenschaftler sein, die sich mit der Sicherheit unserer Lebensmittel beschäftigen. Ganz besonders gilt dies für die Bundesanstalt für Fleischforschung im bayerischen Kulmbach. Sie hat wie jedes Jahr zu einer Fachtagung eingeladen und es kann niemanden überraschen, dass dieses Mal das Thema BSE im Mittelpunkt steht. Es geht aber auch um die künftige Rolle der Bundesanstalt selbst. Nikolaus Neumaier berichtet.

von Nikolaus Neumaier |
    Im Landwirtschafts- und Verbraucherministerium hat man offenbar die Bundessanstalt für Fleischforschung wieder neu entdeckt. Denn es ist noch gar nicht lange her, da wurden die Erkenntnisse der Fleischforscher wenn überhaupt, eher widerwillig zur Kenntnis genommen. Das soll sich jetzt ändern, kündigte zum Auftakt der Fleischwoche der grüne Staatssekretär Alexander Müller an:

    Einer der Punkte ist aus meiner Sicht, dass sich Politik und Wissenschaft in einen engen Dialog begeben müssen, dies heißt, dass die Politik der Wissenschaft sehr genau sagen muss, welche Probleme die Politik hat und dann umgekehrt wir auch bereit sind, die Forschungsergebnisse von unabhängigen Wissenschaftlern zur Kenntnis zu nehmen. Zweiter Punkt ist: In der Bundesrepublik haben wir im Bereich unserer Lebensmittelbehörden ein großes Problem: Es gibt im Augenblick noch keine unabhängige wissenschaftliche Bewertung von Risiken bei Lebensmitteln.

    Bis zum Sommer will das Ministerium erste Überlegungen für ein Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit vorstellen. Für die neue Behörde könnten dann möglicherweise auch die Kulmbacher Fleischforscher zuarbeiten. Themen wären Qualitätsmanagement und Strategien, um das Risiko im Lebensmittel auf einem möglichst geringen Niveau zu halten:

    Und deswegen bin ich im Augenblick auch dabei, die unterschiedlichen Einrichtungen zu besuchen, mit den Wissenschaftlern auch darüber zu reden, welche Rolle sie zukünftig bei einem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit spielen können und wie wir die Ressortforschung so umbauen können, dass sie wirklich schlagkräftig ist.

    Der neue Staatssekretär machte offenbar Eindruck in Kulmbach und bekam auch Lob für seinen Sachverstand. Karl Otto Honikel, der Leiter der Bundesanstalt, will zwar noch nicht von rosigen Zeiten reden, ist aber guter Dinge:

    Wir sind sicher nicht auf der schlechten Seite, so wie man uns und unsere Leistungen im Moment anschaut, aber ob sich das hinterher in Heller und Pfennig auszahlt, in Stellen, das müssen wir jetzt erst abwarten. Lebensmittelsicherheit ist ja nicht nur Fleisch. Fleisch ist sicher im Zentrum, aber nun warten wir's ab. Ich bin guter Hoffnung.

    Jetzt ist es wirklich völlig anders, meint auch sein Kollege, Institutsleiter Klaus Tröger und erinnert sich, wie es vor BSE und MKS war. Forschungsergebnisse aus Kulmbach wurden da vom Ministerium erst mal an die Wirtschaft weitergereicht und dann gab es von dieser Seite Kritik. Insofern waren die jüngsten Krisen auch positiv für die Bundesanstalt und Tröger sieht vor allem Arbeitsperspektiven beim Thema Qualität und Sicherheit:

    Wir sind jetzt im Bereich der BSE Problematik dabei, die Übertragung von Risikomaterial auf das Fleisch beim Schlachten zu verhindern. Wir haben also hier diverse Techniken im Moment schon zur Verfügung, die wir bewerten und die wir auch weiter entwickeln, so dass wir letztlich jetzt in Verbindung mit den anderen Sicherheitswerkzeugen wie es der BSE-Schnelltest darstellt und letztlich die Untersuchung bereits im Erzeugerbetrieb, also beim Lebenden Tier, haben wir also die Möglichkeit, das Risiko in diesem Bereich sehr stark zu minimieren, gegen Null zu reduzieren.

    Möglicherweise ergibt sich für die Kulmbacher noch ein weiteres Aufgabenfeld. Dann wenn mit einem Qualitätssiegel die regionale Vermarktung stärker angekurbelt werden soll. Ein Thema, dass die Fleischforscher aus Oberfranken schon in der Vergangenheit bearbeitet haben. Wenn auch mit mäßiger Unterstützung durch die Politik:

    Und da werden sich die Regionalmarken, die es ja in der Bundesrepublik schon in ganz bunter Vielfalt gibt, auch etwas ändern müssen. Zukünftig wollen wir bestimmte Qualitätsstandards gemeinsam mit regionaler Herkunft zu einem Markenzeichen machen und damit auch der Landwirtschaft in der Region eine faire Chance geben.