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Kultur am Tropf?

BMW, E.ON und Siemens engagieren sich seit Jahren in der Münchner Kulturpolitik. Sie unterstützen Ausstellungen, laden Künstler ein oder geben Geld für Festivals. Ohne die drei großen Unternehmen sähe die Kulturszene in der bayerischen Metropole wohl ärmer aus.

Von Knut Cordsen |
    Münchner Wirtschaftunternehmen wie Siemens, BMW oder E.ON verstehen sich als "Katalysatoren für kreative Prozesse" – so sagt es zum Beispiel Theodoros Reumschüssel, Leiter der Kommunikationssparte der E.ON Energie AG in der bayerischen Landeshauptstadt. Ein Beschleuniger und Ermöglicher, ganz allgemein: Unterstützer von Kunstausstellungen, das ist sein Unternehmen zweifelsohne, fördert E.ON doch zum Beispiel finanziell die unlängst eröffnete Retrospektive des Malers Rupprecht Geiger in der Städtischen Galerie Lenbachhaus, lädt die amerikanische Choreographin Trisha Brown auf die Münchner Tanzbiennale DANCE ein und gibt Geld für das Theaterfestival "Radikal jung" im Münchner Volkstheater.

    Auch BMW unterstützt die darstellende Kunst, indem es sich als Sponsor des Theater-Festivals SPIELART engagiert. BMW sorgt während der Münchner Opernfestspiele auch dafür, dass es vor dem Bayerischen Nationaltheater "Oper für alle" gibt, also eine Live-Übertragung auf Videoleinwand vor dem Opernhaus für all jene, die wegen der teuren Karten nicht in den Genuss der Sangeskunst kommen können.

    Auch die Siemens AG ist im städtischen Kultursponsoring höchst aktiv, wie Michael Roßnagel erläutert, - er ist der Leiter des seit 20 Jahren bestehenden Siemens Arts Programm.

    "Wenn Sie in die Museen gehen, ob das das Bayerische Nationalmuseum ist oder hier die Staatsgemäldesammlung, finden Sie eine Unzahl von Bildern und Gegenständen, die durch die Kunststiftung gefördert werden, ebenso attraktive Musikprojekte, besonders in der zeitgenössischen Musik, die die Ernst-von-Siemens-Musikstiftung fördert; das Siemens Arts Programm, das sich zum Schwerpunkt die neue Kunst gegeben hat, also mit Ausstellungen, Konzertreihen etc., - das alles zeigt, dass München dadurch, dass es der Standort von Siemens ist, ein Schwerpunkt für Siemens ist."

    Kein Wunder also, dass der Münchner Kulturreferent Hans-Georg Küppers gleich nach seinem Amtsantritt das Gespräch mit Michael Roßnagel suchte.

    "Herr Dr. Küppers ist also wirklich ein kluger Mann und er sucht sich die Gegebenheiten und selbstverständlich hat er Kontakt aufgenommen, wir hatten ein wunderbares Gespräch, er ist also auch, muss ich sagen, ein hervorragender Networker."

    Und ein Netzwerker muss der Münchner Kulturreferent auch sein. Denn stellt man Michael Roßnagel die Frage: Gäbe es das Unternehmen Siemens in München nicht, sähe die städtische Kulturpolitik dann anders aus?, so antwortet dieser knapp:

    "Gäbe es die großen Unternehmen in München nicht, sähe die städtische Kulturpolitik anders aus."

    Und anders heißt hier natürlich mit einem weitaus deutlicheren Wort: ärmer.