Ein Wehr staut die Sieg bei Buisdorf. Die Graureiher, Möwen und Kormorane unterhalb im flachen Wasser und schillernde Eisvögel oberhalb der Staumauer über dem ruhigen Fluss zeugen von einem sauberen Gewässer. Nur ein Fachmann erkennt den Fischaufstieg und die daran angeschlossene Fangvorrichtung. Hier wird der Erfolg der Wiedereinbürgerung des Lachses in den Rhein und seine Nebenflüsse überprüft. In den vergangenen drei Jahren wurden in der Station schon über 280 erwachsene Tiere gefangen. Wie die neue Anlage funktioniert, erklärt Ludwig Steinberg. Er ist Biologe bei der nordrheinwestfälischen Landesanstalt für Ökologie im Dezernat Fischerei:
Grundsätzlich kann diese Anlage Fische fangen, die von unten nach oben wandern, also Fische, die vom Meer auf dem Weg zu den Laichplätzen weiter flussaufwärts sind.
Hier werden die Lachse gefangen, die in den Jahren zuvor in den Quellgebieten der Siegnebenflüsse ausgesetzt wurden. Lachse kehren wie die meisten wandernden Fischarten zum Laichen immer an den Platz zurück, an dem sie selbst dem Ei entschlüpft sind. Ein Jahr verbringen sie normalerweise in diesen Gewässern, ehe sie die Wanderung ins Meer wagen können und zwei bis drei Jahre später kehren sie als geschlechtsreife Tiere aus dem nördlichen Atlantik zurück.
Wann das nun im einzelnen passiert, das wissen wir bislang nur theoretisch aus der Literatur; man weiss, dass früher bestimmte Lachse im Mai, Juni, Juli aufstiegen, dann gab es eine gewisse Sommerflaute um dann ab September, Oktober bei höheren Wasserständen und kälterem Wetter, dass dann mehr und auch größere Fische kamen.
Salmoniden, zu denen Lachs und Forelle gehören, laichen in den Wintermonaten Dezember und Januar. Deshalb kommen die meisten im Herbst und steigen dann zügig zu ihren Laichplätzen auf. Doch nicht alle Tiere zeigen das gleiche Verhalten: Es gibt sehr große Exemplare, die schon im Frühjahr in den Fluss aufsteigen um sich dann während des Sommers als Einzelgänger im Flusssystem herumzutreiben und dann im Herbst mit dem Fortpflanzungsgeschäft zu beginnen. Doch so unbemerkt wie früher ist das jetzt nicht mehr möglich. Alle Tiere die breiter sind als die vier Zentimeter Gitterabstand der Reuse werden festgehalten. Aus dem Reusenkorb werden sie in sogenannte Helterbecken geleitet um dort nach einer leichten Betäubung gemessen, gewogen und markiert zu werden. Teilweise werden sogar Blutproben für andere Forschungsprojekte genommen.
Diese Fische werden auch soweit markiert, dass man sieht, aha, hier an der Kontrollstation waren sie einmal, haben eine kleine Markierung bekommen aus Kunststoff, die in die Rückenmuskulatur unterhalb der Rückenflosse eingebracht wird und da steht eine fortlaufende Nummer und unsere Telefonnummer und der Fluss und Deutschland drauf.
Andere wandernde Fischarten wie Barbe, Rapfen oder Nase werden sofort wieder ins Wasser entlassen und die frühreifen Aufsteiger der Lachse, die teilweise schon nach einem Jahr aus dem Meer zurückkehren, können nicht registriert werden, da sie noch durch die Gitter passen.
Zum eigentlichen Laichgeschäft kommen aber auch nicht alle erwachsenen Tiere. Je nach Geschlechtsreife werden sie schon hier zur Nachzucht benötigt.
Und wenn es denn soweit ist, werden sie hier ihrer Geschlechtsprodukte beraubt, dass wir einen Teil der Rückkehrer künstlich vermehren, um langfristig von dem Millionenankauf von Eiern aus Irland abzukommen.
Denn das Fernziel des Lachsprogrammes ist, dass sich die Populationen im Rhein und seinen Nebenflüssen selbst erhalten. Derzeit wäre das ohne menschliche Hilfe nicht möglich, meinen die Experten. Die Reproduktionsraten an den natürlichen Laichgründen würden dazu nicht ausreichen. Der Sauerstoffgehalt auch am Oberlauf der Sieg ist zu gering und viele Eier würden schon vor dem Frühjahr absterben. Wenn die Fische aber in einer Zuchtstation erbrütet und angefüttert werden, haben sie gute Chancen ihr erstes Lebensjahr im Fluss zu überstehen und den Weg ins Meer zu starten. Von den Tausenden, denen das jedes Jahr gelingt, kommt dann ein Bruchteil in den nächsten Jahren wieder in den Fluss zurück.