In der Lärmkarte des Berliner Senats sind Emissionspegel angegeben, die sich außerhalb der Gebäude auf die Fassadenflächen beziehen. Und wir haben dann die Abstände der Wohnungen zu den Straßen ermittelt und genaue Schallpegel vor dem Fenster der Probanden berechnet.
Die Berliner Charite hat dann mehr als 4000 Patienten aus 32 Kliniken befragt. Ein Teil hatte bereits einen Herzinfarkt, die Kontrollgruppe litt unter anderen Krankheiten. Die Forscher wollten wissen, wie lange welche Patienten wo gewohnt haben. Dann ordneten sie diesen Angaben mit Hilfe des Atlas die durchschnittliche Lärmbelästigung zu:
Also wir haben festgestellt, dass das Herzinfarktrisiko bei Männern, muss ich hinzufügen, mit steigender Lärmbelastung ansteigt. Die Probanden, bei denen der Schallpegel tagsüber über 65 db lag, da können wir sagen, dass das Risiko für die Männer, an solchen Straßen gegenüber leise Wohnenden mit Schallpegeln unter 60 db um ca. 30 Prozent erhöht war. Und dies ließ sich statistisch signifikant nachweisen, in den Teilkollektiv, dass schon lange nicht umgezogen war. Was auch plausibel ist, denn wenn der Lärm Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt, dann sicherlich erst nach längeren Jahren der Einwirkzeit.
Warum Frauen von diesem erhöhten Risiko nicht betroffen sind, ist noch unklar. Möglicherweise spielen hormonelle Einflüsse eine Rolle. Besonders stark beeinträchtigt Lärm in den Ruhezeiten die Gesundheit, also in den Abend- und Nachtstunden.
Wolfgang Babisch:
Die besten Maßnahmen zur Verminderung der Lärmbelastung sind natürlich in der Vermeidung des Verkehrs zu sehen. Das muss ich hier auch ganz klar zum Ausdruck bringen. Dazu gehören Verkehrsverlagerungen, Lärmminderungen an der Quelle, insbesondere das Fahrbahngeräusch in Verbindung mit den Reifen, auch weitere Verminderung am Auspuff und Schalldämpfersystemen der Fahrzeuge sind natürlich günstig.
Beim Neubauten von Straßen und Gebäuden müssen die Forschungsergebnisse in der Raumplanung konsequent berücksichtigt werden.
Aber wir wissen alle, in den gewachsenen Städten kann man die Baustrukturen nicht verändern, und da gibt es neben diesen Minderungsmaßnahmen wie auch Tempo-30 Zonen und Ähnlichem oft nur noch die Möglichkeit des passiven Schallschutzes, um wenigstens die schlimmste Belastung zu vermindern.
Zu anderen Lärmbelästigungen in der Stadt, wie etwa Fluglärm, gibt es noch keine so detaillierten Untersuchungen. Die gerade erschienene Studie dürfte aber auch hier allen Lärmgegnern neue Argumente liefern. Die umfangreiche Datenersammlung bietet noch viel Stoff für weitere Auswertungen.