Dass Mannschaften im heimischen Stadion weit häufiger gewinnen als bei Auswärtsspielen, ist weithin bekannt. Professor Alan Nevill von der Universität Wolverhampton ist der Frage nachgegangen, ob der Lärm der gastgebenden Fans, die meist zahlreicher sind als die des Gegners, Schiedsrichter bei ihren Entscheidungen beeinflussen kann. Der Sportwissenschaftler lud 40 Schiedsrichter der britischen Oberliga zu einem Experiment: In zwei Gruppen sahen die Referees eine Aufzeichnung des Spiels Liverpool gegen Leicester aus der Saison 1999/2000, bei dem es immerhin zu 47 Fouls gekommen war. Das Liverpooler Stadion hat einen sehr aktiven Fanblock, der seiner Mannschaft gemeinhin einen großen Heimvorteil verschafft. Beide Schiedsrichtergruppen sollten das Spiel so 'pfeifen', als wenn sie selbst auf dem Platz wären. Doch die eine Gruppe sah das Spiel ohne Ton, nur die andere Hälfte konnte auch die Reaktionen der Fans hören. Der Effekt war verblüffend, so Nevill: "Die Schiedsrichter, die das Spiel stumm, ohne den Lärm der Fans sahen, waren viel kritischer gegen die Heimmannschaft und straften sie rund 15 Prozent häufiger ab." Die Unparteiischen aber, die das Spiel mit Ton verfolgten, pfiffen weit weniger Fouls der Liverpooler - genauso wie der wirkliche Schiedsrichter des damaligen Spiels.
Selbst unter den neutralen Bedingungen der Vorführung blieben die Schiedsrichter, die das Geschrei der Fans hörten, nicht völlig neutral. Eine Reihe von Sportwissenschaftler hatte zuvor angenommen, es sei der Anblick der wütenden Fanmassen, die einen Schiedsrichter milder gegen die Heimmannschaft stimmen könnten. Doch Nevills Experiment legt eher nahe, dass die Beeinflussung akustische Gründe hat: "Der Lärm, der ein Ereignis wie ein Foul begleitet, bleibt als Eindruck viel länger bestehen als der optische Eindruck." In weiteren Experimenten will Nevill jetzt herausfinden, ob auch die erfahrendsten Schiedsrichter durch Fan-Gejohle beeinflusst werden. Dann könne es nur eine Lösung geben, scherzt Nevill: "Ohrstöpsel! Nein, im Ernst: Ich denke, Schiedsrichter sollten sich dieses Problems bewusst sein - das könnte ein Weg sein, es zu vermeiden."
[Quelle: Sönke Gäthke]
Selbst unter den neutralen Bedingungen der Vorführung blieben die Schiedsrichter, die das Geschrei der Fans hörten, nicht völlig neutral. Eine Reihe von Sportwissenschaftler hatte zuvor angenommen, es sei der Anblick der wütenden Fanmassen, die einen Schiedsrichter milder gegen die Heimmannschaft stimmen könnten. Doch Nevills Experiment legt eher nahe, dass die Beeinflussung akustische Gründe hat: "Der Lärm, der ein Ereignis wie ein Foul begleitet, bleibt als Eindruck viel länger bestehen als der optische Eindruck." In weiteren Experimenten will Nevill jetzt herausfinden, ob auch die erfahrendsten Schiedsrichter durch Fan-Gejohle beeinflusst werden. Dann könne es nur eine Lösung geben, scherzt Nevill: "Ohrstöpsel! Nein, im Ernst: Ich denke, Schiedsrichter sollten sich dieses Problems bewusst sein - das könnte ein Weg sein, es zu vermeiden."
[Quelle: Sönke Gäthke]