Mittwoch, 24. April 2024

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Lale Akgün vs. Naika Foroutan
Ist Integration ein Konzept von gestern?

Müssen sich Migranten eingliedern, die Sprache lernen, sich gar zu einem gewissen Grad anpassen? Oder muss sich die Mehrheitsgesellschaft verändern? Sollte Integration die gleichberechtigte Teilhabe aller an zentralen gesellschaftlichen Ressourcen sein - ohne "Gegenleistung"?

Moderation: Christiane Florin | 06.04.2019
Menschen schwenken in der Öffentlichkeit türkische Staatsflaggen.
Erdogan-Anhänger in Köln-Ehrenfeld: Müssen sich Migranten zu einem gewissen Grad anpassen oder sollte sich die Mehrheitsgesellschaft verändern? Das Thema in der Streitkultur. (imago/Future Image/C.Hardt)
Es diskutieren:
  • Dr. Lale Akgün, Kölner SPD-Politikerin
Migranten müssen sich integrieren, findet Lale Akgün:
"Als Rheinländerin bin ich häufig in den Niederlanden zu Besuch. Sollte ich irgendwann in die Niederlande ziehen, müsste ich mich integrieren, das heißt, ich müsste mich eingliedern in die Gegebenheiten der Gesellschaft. Ich müsste die Sprache lernen, ich müsste mich mit den gesellschaftlichen Verhältnissen vertraut machen. Letztlich müsste ich mich zu einem gewissen Grad an die Lebensart der Niederländer anpassen. Integration ist eine Leistung, die immer wieder neu erbracht werden muss."
Die deutsch-türkische SPD-Politikerin Lale Akgün im September 2017 beim Ökumenischen Fest der EKD in Bochum.
Die deutsch-türkische SPD-Politikerin Lale Akgün. (imago / epd)
  • Naika Foroutan, Migrationsforscherin
Auch die Mehrheitsgesellschaft muss sich verändern, argumentiert Naika Foroutan:
"Es lohnt sich darüber nachzudenken, ob Integration als Konzept nicht ausgeweitet werden sollte?! Wenn mit diesem politischen Tool nur Migranten und ihre Nachkommen angesprochen werden, dann geht das an den Bedarfen vieler Menschen vorbei. Integration meint die gleichberechtigte Teilhabe aller an zentralen gesellschaftlichen Gütern und Ressourcen. In diesem Sinne braucht es eine Integration für alle!"
Naika Foroutan, Politologin
Die Politologin und Migrationsforscherin Naika Foroutan (dpa-Zentralbild/Karlheinz Schindler)