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Landminen-Monitor
Über 2000 Menschen durch Sprengfallen getötet

Über 2000 Tote, mehr als 6.550 Verletzte: Die wirkliche Zahl der Opfer von Sprengfallen dürfte 2016 aber größer gewesen sein, schätzen die Autoren des Landminen-Monitors. Die meisten Opfer gab es demnach in Afghanistan, Libyen, der Ukraine und dem Jemen. Unter den Verletzten und Getöteten seien sehr viele Kinder.

Von Ingo Bötig | 14.12.2017
    Afghanische Minensucher im Zhari-Distrikt in der südlichen Provinz Kandahar sind mit Detektoren auf der Suche nach Sprengfallen.
    Afghanische Minensucher im Zhari-Distrikt in der südlichen Provinz Kandahar sind mit Detektoren auf der Suche nach Sprengfallen. (imago / Xinhua)
    2.089 - so viele Menschen sind im vorigen Jahr weltweit durch Landminen getötet worden. Außerdem wurden mehr als 6.500 verletzt. Diese Zahlen hat jetzt die Internationale Kampagne gegen Landminen in ihrem jüngsten Bericht in Genf vorgelegt. Die meisten Opfer wurden demnach in Afghanistan, Libyen, der Ukraine und im Jemen registriert.
    42 Prozent der zivilen Opfer waren minderjährig
    Fast 80 Prozent von ihnen Zivilisten, und davon wiederum die meisten Kinder. So viele wie nie zuvor. 42 Prozent aller zivilen Opfer waren minderjährig. Jeff Abramson, Herausgeber des neuen Landminen-Monitors:
    "Es ist wichtig zu wissen, dass wir die höchste Opferzahl haben, seit wir 1999 begonnen haben aufzuzeichnen. Obwohl anzunehmen ist, dass es in früheren Jahren noch weit mehr Opfer gegeben hat. Das aber wurde nicht erfasst. Deshalb ist auch anzunehmen, dass es aktuell mehr Kinder unter den Opfern gibt als 1999. Das ist die Datenlage, von der wir ausgehen und die wir bestätigen können."
    Elf Länder setzten Landminen ein
    Weltweit wurden im vorigen Jahr in mindestens elf Ländern Landminen eingesetzt. In zwei Ländern sogar von Regierungstruppen: Syrien und Myanmar. Syrische Regierungstruppen sollen sogar schon das fünfte Jahr in Folge auf Antipersonenminen setzen. Auch die Terrormiliz Islamischer Staat habe solche oft tödlichen Fallen genutzt.
    Myanmar setzte Sprengfallen gegen Rohingya ein
    Ein besonderes Augenmerk wird in dem Bericht auf Myanmar gelegt. Dort sollen Regierungstruppen vermehrt Minen entlang der Grenze gelegt haben, um zu verhindern, dass Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingyas wieder ins Land zurückkehren. Rohingya, die nach Bangladesch geflohen sind. Jeff Abramson von der Kampagne gegen Landminen:
    "Die burmesische Regierung bzw. die Regierung von Myanmar setzt seit vielen Jahren Landminen ein. Das ist nicht unbedingt etwas Neues, aber die Art und Weise, wie sie eingesetzt werden, diese Tragödie, die ist es."
    Opferzahlen sind Mindestzahlen
    Neben Syrien und Myanmar waren vor allem fünf Länder Schwerpunkte, wo Rebellen und nicht-staatliche Gruppierungen Landminen eingesetzt haben. Das sind Afghanistan, Irak, Nigeria, die Ukraine und der Jemen. Bei all den Zahlen, die jetzt vorliegen, verweist die Kampagne gegen Landminen aber ausdrücklich darauf, dass es sich um Mindestzahlen handelt. Also bestätigte. Die Initiatoren gehen davon aus, dass nicht alle Unfälle gemeldet sind und so auch nicht in den Statistiken auftauchen. Die internationale Konvention, die sich dem Kampf gegen Landminen widmet, trat 1999 in Kraft. Sie verbietet den Einsatz, die Produktion, Lagerung und Handel von Landminen. 162 Staaten haben diese Konvention bislang unterzeichnet. Die USA, Russland und China gehören nicht dazu.