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Landreform in Südafrika

Land ist Leben. Für viele Menschen in Entwicklungsländern gilt dieser Satz noch heute. Wenn sie Land besitzen, ein Stück Ackerboden, das sie bebauen, kann sie das aus dem Teufelskreis der Armut befreien. In Südafrika ist das Land auch sieben Jahre nach dem Ende der Apartheid weiter ungleich verteilt. Zirka 60.000 meist weiße Farmer besitzen noch immer einen Großteil des fruchtbaren Bodens. Die Landreform geht nur langsam voran - und unter der schwarzen Bevölkerung wächst der Unmut. Nicht weit von der südafrikanischen Hafenstadt Durban entfernt, versucht eine katholische Diözese einen Beitrag zur Landfrage zu leisten. Sie will kirchlichen Boden an Kleinbauern überschreiben und ihnen bei der Landwirtschaft helfen.

Von Michael Ruffert |
    Er trägt bunte Perlen im geflochtenen Haar, um seine Hand- und Fußgelenke sind Felle gebunden: Vandu Mkezi hat gerade seine Ausbildung zum traditionellen Heiler, zum "Sangoma", absolviert, - bislang ist der 32-Jährige vor allem Bauer. Seine Felder, die in KwaZulu/Natal rund 60 Kilometer westlich der Hafenstadt Durban in Südafrika liegen, gehören der Diözese Mariannhill. Mkezi erzählt:

    Ich verkaufe Bananen, Avocados und Orangen. Dadurch hat sich meine Situation verbessert, aber das Geld reicht kaum aus. Ich suche deshalb noch einen weiteren Job.

    Die Menschen in dieser ländlichen Region Südafrikas sind arm. Sie bauen auf kleinen Flächen von im Schnitt zwei Hektar ihre eigene Nahrung an. Durch den Verkauf der Früchte verdienen sie ein bisschen Geld, aber die Einkünfte bleiben gering. Mkezi will als Heiler sein Einkommen verbessern.

    Auf dem Land der Diözese Mariannhill leben derzeit 135 bäuerliche Familien, das sind etwa 1.200 Menschen. Die Kirche will ihnen den Boden überschreiben und sie beim Ackerbau unterstützen - ein kleiner Beitrag zur Lösung der Landfrage in Südafrika. Denn noch immer besitzen im ehemaligen Apartheid-Staat rund 60.000 meist weiße Farmer einen Großteil des fruchtbaren Bodens. Peter Gilles, der für das katholische Hilfswerk Misereor als Projektleiter arbeitet, erzählt:

    Die Regierungspolitik ist zur Zeit relativ stark ins Stocken gekommen. Hauptsächlich wurden weiße Farmen aufgekauft und aufgeteilt in schwarze kommerzielle Farmen, Größe zwischen 50 und 100 Hektar. Die schwarzen Kleinbauern, die halt hier in der Region leben und die Masse der Bevölkerung ausmachen, werden von der Regierung stark vernachlässigt, haben relativ wenig Zugang zu Land, wenig Zugang zu Ressourcen. Deswegen ist es ein wichtiger Ansatz, den die Kirche hier fährt, mit schwarzen Kleinbauern zu arbeiten.

    Der Boden der Region ist fruchtbar, und es gibt genug Regen. Doch die starke Hanglage erschwert den Ackerbau. Vandu Mkezi baut seine Früchte auf einem Gefälle von 40 bis 45 Prozent an. Ohne Erosionsschutz wäre dort Landwirtschaft gar nicht möglich. Aufgehäufte Dämme mit Gräsern verhindern das Abtragen des Bodens.

    Bislang bauten die Kleinbauern zudem vor allem Mais als Monokultur an. Durch die Einführung neuer Getreide- und Obstarten erhöht sich die Vielfalt auf dem Speiseplan. Der 52-jährige Efraim Mtshali baut neben Mais, nun auch Bohnen und Kartoffeln an. Er ist ein "Modellfarmer" des Projektes, auf seinem Land können andere Bauern sehen, wie der Erosionsschutz funktioniert. Doch der Vater von vier Kindern hat auch Sorgen und Wünsche.

    Wir haben viel gelernt über Erosionsschutz und darüber, wie wir die Bodenfruchtbarkeit mit Kompost erhöhen. Aber es gibt nur langsam Fortschritte. Wenn der Regen kommt, müssen wir die Felder bebauen - wir pflügen mit den Tieren, mit Ochsen und das geht sehr langsam. Wir bräuchten eine Traktor.

    Doch ein Traktor bleibt für die meisten der Kleinbauern ein Traum. Dafür fehlt ihnen das Geld. Und im Moment gehört ihnen noch nicht einmal das Land, dass sie bebauen - auch wenn es ihnen die Kirche längst geben wollte, wie Peter Gilles erläutert.

    Die Kirche hat 1998 den Antrag an das Department of Land-Affairs gestellt, das Land zu überschreiben, an die darauf lebenden Bevölkerung.(...) Wir sind alle ein bisschen enttäuscht darüber, wie langsam der Prozess voranschreitet. Wir sind drei Jahren im Bereich der Landreform am Arbeiten und haben noch keine Flächen überschrieben.

    Der Grund dafür sind bürokratische Hindernisse. Die Mitarbeiter im "Department of Land-Affairs", der Abteilung für Landangelegenheiten, wechseln ständig. Und inzwischen ist diese Behörde nach neuen politischen Vorgaben auch nicht mehr berechtigt, das Land selbst an die Bauern zu überschreiben. Vorher müssen jetzt erst die Gemeinden gehört werden - und zu den Lokalpolitikern muss das Projekt wieder neue Kontakte knüpfen. Aber Ende dieses Jahres, hofft Gilles, wird endlich die erste Farm überschrieben sein.