Saarbrücken, die Kneipe "Alter Stiefel" in der Innenstadt. Es ist Märzbieranstich der lokalen CDU. Das bedeutet: Vorne Freibier, hinten Kabarett, dazwischen ein paar Politikerreden. Auftritt der Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer.
"Liebe Freundinnen und Freunde. Dieser März kann nur gut werden. Ich liebe Wahlkampf. Das liegt schon alleine daran, dass ich nie in meinem Leben so viele Komplimente von Peter Strobl bekommen habe."
Heimspiel für Kramp-Karrenbauer
Es ist ein Heimspiel für sie. Die 54-Jährige, drahtig, patent, bürgernahe Jeans und Pulli, wirkt konzentriert, aufgeräumt, sie genießt die Atmosphäre unter Gleichgesinnten.
Ortswechsel. Vierzig Kilometer nördlich von Saarbrücken liegt St. Wendel. Die Kleinstadt ist DIE CDU-Hochburg im Land. Es ist Wochenmarkt, es sind ein paar Verkaufsstände aufgestellt – Obst, Käse, Gewürze.
Flankiert von einer ganzen Batterie von Junge-Union Mitgliedern mit orangenen Jacken ist es der nächste Wohlfühltermin für "A-K-K". Josef Müller leitet den Curryimbiss um die Ecke. Sein Laden ist eine Institution in St. Wendel. Die beste Currywurst südlich von Berlin. Sagt man hier. Kramp-Karrenbauer und die CDU haben gerade die "heiße" Phase des Wahlkampfs ausgerufen:
"Heiße Phase?" Josef Müller wirft erst mal einen Blick auf das Frittenfett: "Ich halte mich parteipolitisch komplett raus. Wer was wählt, das soll jeder für sich entscheiden. Die Politiker können ja auch nicht die Welt ändern, müssen sich eben mit den Gegebenheiten und den Leuten im Saarland arrangieren. So sind wir halt, die Saarländer: Hauptsache gut gegessen, das passt dann".
Wahlkampf ohne große Emotionen
Die Antwort von Müller, der Besuch in St. Wendel und der Märzbieranstich in Saarbrücken sind symptomatisch für das Wahlkampfverhalten der Ministerpräsidentin. Es ist ein Wahlkampf ohne Ecken und Kanten, ohne große Emotionen.
Nicht einmal mit einem Auftrittsverbot für türkische Politiker konnte Kramp-Karrenbauer für Aufregung sorgen. Die türkische Gemeinde im Saarland umfasst nur knapp elftausend Mitglieder, der Vorstoß verpuffte. Selbst bei der Frage nach "the elephant in the room", selbst bei der Frage nach dem Schulz-Effekt bleibt die Antwort der Ministerpräsidentin temperiert.
"Ich habe keine Sorge vor dem Schulz-Effekt. Es ist im Moment erkennbar, dass die SPD sich wieder an sich selbst freut. Ich glaube aber, dass es gerade in den nächsten fünf Jahren darum gehen wird, dass wir das, was wir uns bei den Bund-Länder-Finanzverhandlungen hart erarbeitet haben, auf das richtige Gleis zu setzen. Deswegen geht es originär um Landespolitik. Die Wahl im Saarland ist zu schade, um sie als bloße Testwahl für die Bundestagswahlen im Herbst abzutun. Ich komme mir immer vor, als ob ich die Boygroup für irgendjemand bin."
Dass es am Wahlabend aber tatsächlich eng werden könnte für Kramp-Karrenbauer und die CDU, das verrät ein Blick auf die neueste Umfrage der ARD-Tagesthemen. Die sieht die SPD mit der CDU gleichauf – und das nachdem die Union monatelang weit vor den Genossen gelegen hatte.
Die Popularitätswerte von Schulz machen den Genossen Mut, sie halten sich alle Optionen offen und Kramp-Karrenbauer steht mit ihrem Bekenntnis zu Schwarz-Rot in der Regierungskoalition alleine da.
Unbeeindruckt vom Schulz-Effekt
In der Innenstadt von Saarbrücken, im "Alten Stiefel" bei der CDU, zeigt man sich nach außen von all dem unbeeindruckt. Man verweist lieber auf die guten persönlichen Umfragewerte von Kramp-Karrenbauer. Und konzentriert sich dann lieber schnell auf den Märzbieranstich.
Die Ministerpräsidentin macht sich ans Werk, klöppelt mit einem kleinen Hammer den Zapfhahn in das hölzerne Bierfass. Drei Schläge. Applaus. Das Bier fließt. Na also. Da ist sie wieder, die Wohlfühlatmosphäre. Sie ist Annegret Kramp-Karrenbauer zumindest auch an diesem Abend wieder sicher.