20 Menschen zwischen zwei und 70 Jahren. Unterschiedliche Interessen, unterschiedliche Bedürfnisse. Und sie wagen es trotzdem: eine Woche lang gemeinsamer Urlaub. Mitten im Natur- und Nationalpark Kellerwald-Edersee riecht es nach Kornblumen, Wald und Wiese. Die Landschaft ist hügelig, es gibt viele Fachwerkhäuser und kleine Ortschaften. Im Örtchen Herzhausen schlagen sie ihre Zelte auf. Einmal an den Edersee – das war ein lang gehegter Wunsch von Margot Weber. Sie ist mit ihrem Mann angereist. Mit dabei sind ihre drei Söhne zwischen 40 und 47, ihre Enkel und ihr Bruder - samt eigener neunköpfiger Familie.
"Ich hab das mal im Fernsehen gesehen und das hat mir so gut gefallen, dass ich gedacht hab, da möcht ich mal Urlaub machen. Es ist ja gar nicht weit weg, ist ein wunderschöner See, es gibt viel zu sehen. Dann hab ich das überall erzählt, dass ich unbedingt mal an den Edersee will. Und dann hat die Helena das aufgegriffen und hat dieses ganze Ding hier initiiert."
Helena ist Margot Webers Nichte.
"Mir war eigentlich nur wichtig: Familienurlaub. Nur: Ich hab mich irgendwie so ein bisschen für die Organisation zuständig gefühlt. Also, man hat schon wirklich den Garant dafür, dass es gut wird. Es wird witzig und locker. Das kann nur gut werden."
Ihr Vater Reinhard Suchanek ist leidenschaftlicher Camper. Per Wohnmobil hat er den Edersee als Domizil vorgetestet.
"Auf irgendeinem Geburtstag kam es zum Gespräch. Dass wir gemeinsam Urlaub machen wollen. Roswitha und ich, wir sind dann rund gefahren und waren dann am Edersee und haben dann diesen Campingplatz ausfindig gemacht. Die Adina, nee, die Alma, na quatsch, die Linda – die Linda."
Bei so viel Verwandtschaft kommt man schnell durcheinander. Der Kern der Familie kommt aus einem Dorf im Taunus und musste nur 150 Kilometer fahren. Die jüngere Generation ist aus Bayern und Nordrhein-Westfalen hierher gekommen. Und zwar mit ganz unterschiedlichen Gefährten. Ein kleiner Wohnwagen, ein riesiges Familienzelt, ein VW-Bus, ein altes Wohnmobil und eine topmoderne Variante. Eines war klar: Camping-Urlaub sollte es sein.
"Wir haben es immer schon so gemacht, mit dem Campen. Und ich war vielleicht einmal im Hotel oder so in meinem Leben. Und ansonsten haben wir immer so Urlaub gemacht. Deshalb klappt das wahrscheinlich auch einfach. Das wurde auf uns übertragen. Und man ist an der frischen Luft die ganze Zeit. Man schläft draußen, oder fast draußen, also einfach draußen sein, den ganzen Tag draußen verbringen. Das vermisse ich fast, auch, wenn ich Zuhause bin im Haus. Da wär ich lieber draußen als irgendwo drinnen."
Christoph Weber: "Das kommt vielleicht von unseren Großeltern. Die ja eigentlich viel mit Landwirtschaft zu tun haben. Und wenn man mit Landwirtschaft viel zu tun hat, ist man viel draußen. Ich glaube, das haben wir alle irgendwie schätzen gelernt, wenn man viel draußen ist, das macht einfach Spaß."
Das finden offensichtlich auch die Kleinsten hier. Was ihnen am meisten Spaß macht? Keine Frage.
"Campingurlaub machen. Weil da die große Familie ist. Da ist nicht so viel Platz. Man schläft ja nur im Wohnwagen, wenn man im Urlaub ist und ich finde, dann mag man den so gern."
Selbst die Teenager Johannes und Kate Weber freuen sich auf den Familientrip. Für sie ist die Aktion alles andere als ein Muss.
Johannes Weber: "Ich wollt eigentlich nur mal wieder die Familie sehen. Das macht immer Spaß – egal was Sache ist. Es ist was Besonderes. Wenn auch alle Onkel da sind, für eine ganze Woche. Sonst müssen die immer ganz schnell weg."
Kate Weber: "Es ist immer ganz schön, die Familie zu treffen. Der See ist auch so praktisch, weil das mach ich eigentlich fast nie. So mit dem Ruderboot auf den See fahren und dann im Boot was lesen. Das hab ich jetzt gemacht und das ist auch ganz schön."
Reinhard: "War ne schöne Fahrt, ne?"
Kate: "Ich hab die Mädchen einmal um den ganzen See gefahren."
Kate Weber: "Wir sind eine riesige Familie und uns fällt immer was anderes ein. Dann singen wir einfach jetzt, wie zum Beispiel da vorne. Dann spielt der eine das und der andere das. Der Arne hat seine Ukulele dabei."
Axel Weber und sein Neffe Johannes arbeiten höchst konzentriert. Ein riesiger Fahnenmast soll in den Boden.
"Ja, wir hissen jetzt hier unsere Piratenflagge. Ja, unsere Camping-Flagge. Ja, nimmt Form an. Weißt du, wie wir es machen? Den Sockel binden wir hier fest und dann binden wir die noch mal da oben fest und das müsste halten."
Und dann wird die Gegend erkundet. Eine Wanderung rund um den See mit Kind und Kegel unter Anleitung von Hans-Dieter Heun, einem zertifizierten Naturparkführer. Er führt die Truppe durch den Nationalpark Kellerwald-Edersee.
"Solche großen Buchenwaldkomplexe, wie wir hier noch finden, auch mit alten Beständen, 150 bis 200 Jahre alten Beständen, das haben wir nur noch selten. Wir haben also ein großes, zusammenhängendes Gebiet. 5700 Hektar unzerschnitten durch Fahrwege, unzersiedelt. Und deshalb ist er zum Nationalpark geworden. Wir sehen ja hier am Berg schon so fantastische Pflanzen, wie diese mediterranen Kugeldisteln dort, an diesem Berg wachsen drei verschiedene Orchideen. Hier können sie mal Thymian riechen."
Linda: "Aber riecht nach Lavendel."
Roswitha: "Stimmt. Ist mir gestern aufgefallen. Überall diese Kräuter und noch wilden Majoran habe ich gesehen. Unheimlich häufig. Ich hab eben gerade Pfefferminz gerochen."
Auf dem Elsterberg in Waldeck hat man nicht nur einen imposanten Blick auf den Edersee, sondern auch direkt auf das Wahrzeichen des Städtchens.
"- "Dort sehen wir die Burg Waldeck. Hier sagt man stolz Schloss Waldeck."
- "Und auf dem Schild steht Burg Schloss Waldeck."
- "Ja, ja."
- "Man darf sich also entscheiden."
- "Ja, genau. Dort nahm die Grafschaft Waldeck seinen Ursprung. Später dann wurde es zum Fürstenhaus Waldeck. Noch später dann zum Fürstenhaus Waldeck und Pyrmont. Später haben die Herrschaften die Burg auch verlassen, haben sich dann in der Barockzeit in Arolsen – heute Bad Arolsen – ein Barockschloss gebaut. Dort wohnt der Fürst zu Waldeck und Pyrmont auch heute noch mit seiner Familie. Allerdings nicht mehr in der Funktion, denn das Fürstentum wurde dann 1929 endgültig aufgelöst.""
Kate Weber: "Das sieht man wirklich toll, weil es auf einem Berg ist und wir sind gerade auch auf einem Berg. Wenn du einfach mal ein bisschen zur Seite schaust, dann siehst du auf einmal schon den riesigen See. Der sieht schon fast künstlich aus. Und dann sind da unten noch so kleine Rahmen aufgebaut. Da kann man durchschauen."
Axel Weber: "Wir haben gerade erfahren, dass die Burg Waldeck als Motiv mit dem Edersee gedient hat für eine Briefmarke. Und mithilfe dieser Rahmen, die so 1,50 mal einen Meter groß sind, eingespannt in Metallstäben, kann man für sich das Briefmarkenmotiv suchen. Meine Briefmarke besteht aus dem Edersee, und zwar dem linken und rechten Flügel, der sich hier vor uns öffnet. Das ist so meine Briefmarke mit den Bäumen im Vordergrund. Weil hier ganz viel Grün dabei ist und weil wir hier gerade im Hintergrund auch noch so ein bisschen Gischt sehen, die durch den Wind an die Ufer gedrückt wird."
Der Nationalpark ist seit 2011 Weltnaturerbe. In den Rotbuchenwäldern wird keine Forstwirtschaft betrieben. Hier entsteht echter Urwald. Und auf dem Urwaldsteig wird das ziemlich deutlich. Die 20 Familienmitglieder hangeln sich auf verschlungenen Pfaden weiter.
Arne Weber: "Man muss sich hier links und rechts schon ein bisschen der Natur erwehren. Hier pickt und piekst alles nach einem. Man sieht halt so das Unterholz, da ist halt nichts gemacht."
Axel Weber: "Ganz schön eng hier die Wege hier teilweise. Ist wirklich schwierig hier mit Kinderwagen durchzukommen. "
Kind: ""Steil."
Roswitha: "Ja, und da unten ist das Wasser."
Die Kinderwagen werden gemeinschaftlich die Steilhänge rauf und runter gehievt. Dem kleinen Henning macht das nichts aus. Er schläft weiter. Und der Aufwand lohnt sich. Denn je höher es rauf in die Wanderwege geht, desto schöner wird die Aussicht.
Adina Suchanek: "Ein Traum. Wie an der Cote d'Azur sieht's hier aus. Wegen diesem Hafen da hinten, wegen den Booten."
Margot Weber: "Ich hab jetzt gerade so an Konstanz gedacht, das ist ja auch so ein schöner See der Bodensee."
Hans-Dieter Heun: "Wir haben ja vorhin schon festgestellt, dass der Edersee in diesem Jahr sehr voll ist. Und wir haben hier in der Region so eine Redewendung. Wir haben entweder einen schönen Sommer oder nen vollen See. Ein Kilometer breit ist er etwa hier. 27 Kilometer lang ist er."
Der Edersee ist der zweitgrößte Stausee Deutschlands. Er ist der größte Wasserspeicher, der gebaut wurde, um das Weser-Mittellandkanal-System in heißen Sommern beschiffbar zu halten. Von oben hat man einen besonders guten Blick auf die riesige 48 Meter hohe Staumauer, die die Eder zum See aufstaut. Baujahr 1914.
Hans-Dieter Heun: "Dann sehen sie in der Mauer einen Bereich, wo diese mittleren Durchlässe fehlen, die Mittelschleusen fehlen. Das ist der Bereich, wo es den Engländern im Mai 1943 gelungen ist, mit einer speziell entwickelten Rollbombe die Mauer zu zerstören. Eine gewaltige Flutwelle ergoss sich durch's Edertal und hat bis nach Kassel hin Schäden angerichtet."
Damals sind Menschen und Tiere gestorben, viele Häuser wurden zerstört. Für den ursprünglichen Bau der Talsperre mussten 900 Menschen ihre Heimat am See aufgeben. Je nach Wasserstand sieht man heute noch Überreste der versunkenen Dörfer. Für Michele Weber bleibt vor allem ein landschaftlicher Eindruck: die Farbe.
"So das Grüne, das Hügelige, die Vielfalt. Es war alles so Grün und so herrlich und das ist wirklich Hessen. Egal, wo du stehst am Edersee, das Herz ist immer da. Das Herz ist einfach diese Landzunge, die sich hinausstreckt. Und egal wo wir gestanden haben jetzt am Edersee hat man immer das Herz gesehen."
Nach der langen Wanderung geht's entspannt mit dem Schiff zurück. Zurück auf dem Camping Platz ist wieder Teamwork gefragt. Das Abendessen steht an. Auf dem Campingtopf brutzelt Tomatensoße, Teller werden herausgeholt, die vielen aneinander gestellten Tische gedeckt. Sogar ein Blumenstrauß steht täglich auf dem Tisch. Und neben Wäscheleinen auf denen Handtücher trocknen und herum stehenden Fahrrädern wird gegessen. Schließlich hat jeder noch etwas vor. Das Lagerfeuer wird vorbereitet, Instrumente ausgepackt. Und mitten im Geschehen werden sogar noch Haare geschnitten. Die vierjährige Alma sitzt auf dem Stuhl und hält geduldig still. Ihre Tante Adina Suchanek nimmt sich den Pony vor.
"Ich hab die Schere eingepackt und irgendwie den Kamm ... aber ich bin ja auch keine echte Friseurin. Aber ich hab schon viele Haare geschnitten. Angefangen hat's mit denen von meinem Opa. Guck mich noch mal an Alma. Guck noch mal gerade."
Linda: "Sieht so ähnlich aus wie die Dominique."
Christoph Weber: "Jetzt kann man so richtig so langsam loslassen, sich auf die Sache einlassen. Gestern Abend um's Feuer war's wunderbar. Und heute, wenn man durch den Wald geht, man hat immer irgendwo einen Gesprächspartner. Es packt immer jemand an. Und wenn jemand Hunger hat, packt irgendjemand was aus. Es ist einfach ein schöner Zusammenhalt."
Roswitha Suchanek: "Es gibt mal Abweichungen. Der eine mag das nicht und der andere mag das nicht und der eine eckt mit dem anderen an. Das kann auch passieren. Aber letztendlich kriegen wir uns alle wieder zusammen. Und das find ich gut."
Arne Weber: "Wir könnten uns ja eigentlich jetzt nach zwei, drei Tagen alle total auf den Keks gehen. Nee, aber wir schleppen halt die Kinderwagen durch'n Wald, ja. Das ist doch super."
Margot Weber: "Wir sind das ja schon gewöhnt. Wir sind ja immer ein Haufen Leute. Ob Weihnachten ist oder Ostern. Und das war jetzt mal ein Versuch, ob wir das auch im Urlaub schaffen. Es war ja eigentlich nicht so einfach, dass alle dann zur gleichen Zeit auch Urlaub kriegen. Wir sehen ja viel, aber es ist auch anstrengend. Als,o das muss ich schon sagen. Immer mit so vielen Leuten drumrum."
Axel Weber: "Das ist ein unheimlich intensives Gefühl. Was vielleicht auch dadurch erzeugt wird, dass man so seine Mutter sieht und die Kinder und die Geschwister. Ich sehe ganz viele lachende Gesichter, jedem geht's irgendwie gut."
"Ich hab das mal im Fernsehen gesehen und das hat mir so gut gefallen, dass ich gedacht hab, da möcht ich mal Urlaub machen. Es ist ja gar nicht weit weg, ist ein wunderschöner See, es gibt viel zu sehen. Dann hab ich das überall erzählt, dass ich unbedingt mal an den Edersee will. Und dann hat die Helena das aufgegriffen und hat dieses ganze Ding hier initiiert."
Helena ist Margot Webers Nichte.
"Mir war eigentlich nur wichtig: Familienurlaub. Nur: Ich hab mich irgendwie so ein bisschen für die Organisation zuständig gefühlt. Also, man hat schon wirklich den Garant dafür, dass es gut wird. Es wird witzig und locker. Das kann nur gut werden."
Ihr Vater Reinhard Suchanek ist leidenschaftlicher Camper. Per Wohnmobil hat er den Edersee als Domizil vorgetestet.
"Auf irgendeinem Geburtstag kam es zum Gespräch. Dass wir gemeinsam Urlaub machen wollen. Roswitha und ich, wir sind dann rund gefahren und waren dann am Edersee und haben dann diesen Campingplatz ausfindig gemacht. Die Adina, nee, die Alma, na quatsch, die Linda – die Linda."
Bei so viel Verwandtschaft kommt man schnell durcheinander. Der Kern der Familie kommt aus einem Dorf im Taunus und musste nur 150 Kilometer fahren. Die jüngere Generation ist aus Bayern und Nordrhein-Westfalen hierher gekommen. Und zwar mit ganz unterschiedlichen Gefährten. Ein kleiner Wohnwagen, ein riesiges Familienzelt, ein VW-Bus, ein altes Wohnmobil und eine topmoderne Variante. Eines war klar: Camping-Urlaub sollte es sein.
"Wir haben es immer schon so gemacht, mit dem Campen. Und ich war vielleicht einmal im Hotel oder so in meinem Leben. Und ansonsten haben wir immer so Urlaub gemacht. Deshalb klappt das wahrscheinlich auch einfach. Das wurde auf uns übertragen. Und man ist an der frischen Luft die ganze Zeit. Man schläft draußen, oder fast draußen, also einfach draußen sein, den ganzen Tag draußen verbringen. Das vermisse ich fast, auch, wenn ich Zuhause bin im Haus. Da wär ich lieber draußen als irgendwo drinnen."
Christoph Weber: "Das kommt vielleicht von unseren Großeltern. Die ja eigentlich viel mit Landwirtschaft zu tun haben. Und wenn man mit Landwirtschaft viel zu tun hat, ist man viel draußen. Ich glaube, das haben wir alle irgendwie schätzen gelernt, wenn man viel draußen ist, das macht einfach Spaß."
Das finden offensichtlich auch die Kleinsten hier. Was ihnen am meisten Spaß macht? Keine Frage.
"Campingurlaub machen. Weil da die große Familie ist. Da ist nicht so viel Platz. Man schläft ja nur im Wohnwagen, wenn man im Urlaub ist und ich finde, dann mag man den so gern."
Selbst die Teenager Johannes und Kate Weber freuen sich auf den Familientrip. Für sie ist die Aktion alles andere als ein Muss.
Johannes Weber: "Ich wollt eigentlich nur mal wieder die Familie sehen. Das macht immer Spaß – egal was Sache ist. Es ist was Besonderes. Wenn auch alle Onkel da sind, für eine ganze Woche. Sonst müssen die immer ganz schnell weg."
Kate Weber: "Es ist immer ganz schön, die Familie zu treffen. Der See ist auch so praktisch, weil das mach ich eigentlich fast nie. So mit dem Ruderboot auf den See fahren und dann im Boot was lesen. Das hab ich jetzt gemacht und das ist auch ganz schön."
Reinhard: "War ne schöne Fahrt, ne?"
Kate: "Ich hab die Mädchen einmal um den ganzen See gefahren."
Kate Weber: "Wir sind eine riesige Familie und uns fällt immer was anderes ein. Dann singen wir einfach jetzt, wie zum Beispiel da vorne. Dann spielt der eine das und der andere das. Der Arne hat seine Ukulele dabei."
Axel Weber und sein Neffe Johannes arbeiten höchst konzentriert. Ein riesiger Fahnenmast soll in den Boden.
"Ja, wir hissen jetzt hier unsere Piratenflagge. Ja, unsere Camping-Flagge. Ja, nimmt Form an. Weißt du, wie wir es machen? Den Sockel binden wir hier fest und dann binden wir die noch mal da oben fest und das müsste halten."
Und dann wird die Gegend erkundet. Eine Wanderung rund um den See mit Kind und Kegel unter Anleitung von Hans-Dieter Heun, einem zertifizierten Naturparkführer. Er führt die Truppe durch den Nationalpark Kellerwald-Edersee.
"Solche großen Buchenwaldkomplexe, wie wir hier noch finden, auch mit alten Beständen, 150 bis 200 Jahre alten Beständen, das haben wir nur noch selten. Wir haben also ein großes, zusammenhängendes Gebiet. 5700 Hektar unzerschnitten durch Fahrwege, unzersiedelt. Und deshalb ist er zum Nationalpark geworden. Wir sehen ja hier am Berg schon so fantastische Pflanzen, wie diese mediterranen Kugeldisteln dort, an diesem Berg wachsen drei verschiedene Orchideen. Hier können sie mal Thymian riechen."
Linda: "Aber riecht nach Lavendel."
Roswitha: "Stimmt. Ist mir gestern aufgefallen. Überall diese Kräuter und noch wilden Majoran habe ich gesehen. Unheimlich häufig. Ich hab eben gerade Pfefferminz gerochen."
Auf dem Elsterberg in Waldeck hat man nicht nur einen imposanten Blick auf den Edersee, sondern auch direkt auf das Wahrzeichen des Städtchens.
"- "Dort sehen wir die Burg Waldeck. Hier sagt man stolz Schloss Waldeck."
- "Und auf dem Schild steht Burg Schloss Waldeck."
- "Ja, ja."
- "Man darf sich also entscheiden."
- "Ja, genau. Dort nahm die Grafschaft Waldeck seinen Ursprung. Später dann wurde es zum Fürstenhaus Waldeck. Noch später dann zum Fürstenhaus Waldeck und Pyrmont. Später haben die Herrschaften die Burg auch verlassen, haben sich dann in der Barockzeit in Arolsen – heute Bad Arolsen – ein Barockschloss gebaut. Dort wohnt der Fürst zu Waldeck und Pyrmont auch heute noch mit seiner Familie. Allerdings nicht mehr in der Funktion, denn das Fürstentum wurde dann 1929 endgültig aufgelöst.""
Kate Weber: "Das sieht man wirklich toll, weil es auf einem Berg ist und wir sind gerade auch auf einem Berg. Wenn du einfach mal ein bisschen zur Seite schaust, dann siehst du auf einmal schon den riesigen See. Der sieht schon fast künstlich aus. Und dann sind da unten noch so kleine Rahmen aufgebaut. Da kann man durchschauen."
Axel Weber: "Wir haben gerade erfahren, dass die Burg Waldeck als Motiv mit dem Edersee gedient hat für eine Briefmarke. Und mithilfe dieser Rahmen, die so 1,50 mal einen Meter groß sind, eingespannt in Metallstäben, kann man für sich das Briefmarkenmotiv suchen. Meine Briefmarke besteht aus dem Edersee, und zwar dem linken und rechten Flügel, der sich hier vor uns öffnet. Das ist so meine Briefmarke mit den Bäumen im Vordergrund. Weil hier ganz viel Grün dabei ist und weil wir hier gerade im Hintergrund auch noch so ein bisschen Gischt sehen, die durch den Wind an die Ufer gedrückt wird."
Der Nationalpark ist seit 2011 Weltnaturerbe. In den Rotbuchenwäldern wird keine Forstwirtschaft betrieben. Hier entsteht echter Urwald. Und auf dem Urwaldsteig wird das ziemlich deutlich. Die 20 Familienmitglieder hangeln sich auf verschlungenen Pfaden weiter.
Arne Weber: "Man muss sich hier links und rechts schon ein bisschen der Natur erwehren. Hier pickt und piekst alles nach einem. Man sieht halt so das Unterholz, da ist halt nichts gemacht."
Axel Weber: "Ganz schön eng hier die Wege hier teilweise. Ist wirklich schwierig hier mit Kinderwagen durchzukommen. "
Kind: ""Steil."
Roswitha: "Ja, und da unten ist das Wasser."
Die Kinderwagen werden gemeinschaftlich die Steilhänge rauf und runter gehievt. Dem kleinen Henning macht das nichts aus. Er schläft weiter. Und der Aufwand lohnt sich. Denn je höher es rauf in die Wanderwege geht, desto schöner wird die Aussicht.
Adina Suchanek: "Ein Traum. Wie an der Cote d'Azur sieht's hier aus. Wegen diesem Hafen da hinten, wegen den Booten."
Margot Weber: "Ich hab jetzt gerade so an Konstanz gedacht, das ist ja auch so ein schöner See der Bodensee."
Hans-Dieter Heun: "Wir haben ja vorhin schon festgestellt, dass der Edersee in diesem Jahr sehr voll ist. Und wir haben hier in der Region so eine Redewendung. Wir haben entweder einen schönen Sommer oder nen vollen See. Ein Kilometer breit ist er etwa hier. 27 Kilometer lang ist er."
Der Edersee ist der zweitgrößte Stausee Deutschlands. Er ist der größte Wasserspeicher, der gebaut wurde, um das Weser-Mittellandkanal-System in heißen Sommern beschiffbar zu halten. Von oben hat man einen besonders guten Blick auf die riesige 48 Meter hohe Staumauer, die die Eder zum See aufstaut. Baujahr 1914.
Hans-Dieter Heun: "Dann sehen sie in der Mauer einen Bereich, wo diese mittleren Durchlässe fehlen, die Mittelschleusen fehlen. Das ist der Bereich, wo es den Engländern im Mai 1943 gelungen ist, mit einer speziell entwickelten Rollbombe die Mauer zu zerstören. Eine gewaltige Flutwelle ergoss sich durch's Edertal und hat bis nach Kassel hin Schäden angerichtet."
Damals sind Menschen und Tiere gestorben, viele Häuser wurden zerstört. Für den ursprünglichen Bau der Talsperre mussten 900 Menschen ihre Heimat am See aufgeben. Je nach Wasserstand sieht man heute noch Überreste der versunkenen Dörfer. Für Michele Weber bleibt vor allem ein landschaftlicher Eindruck: die Farbe.
"So das Grüne, das Hügelige, die Vielfalt. Es war alles so Grün und so herrlich und das ist wirklich Hessen. Egal, wo du stehst am Edersee, das Herz ist immer da. Das Herz ist einfach diese Landzunge, die sich hinausstreckt. Und egal wo wir gestanden haben jetzt am Edersee hat man immer das Herz gesehen."
Nach der langen Wanderung geht's entspannt mit dem Schiff zurück. Zurück auf dem Camping Platz ist wieder Teamwork gefragt. Das Abendessen steht an. Auf dem Campingtopf brutzelt Tomatensoße, Teller werden herausgeholt, die vielen aneinander gestellten Tische gedeckt. Sogar ein Blumenstrauß steht täglich auf dem Tisch. Und neben Wäscheleinen auf denen Handtücher trocknen und herum stehenden Fahrrädern wird gegessen. Schließlich hat jeder noch etwas vor. Das Lagerfeuer wird vorbereitet, Instrumente ausgepackt. Und mitten im Geschehen werden sogar noch Haare geschnitten. Die vierjährige Alma sitzt auf dem Stuhl und hält geduldig still. Ihre Tante Adina Suchanek nimmt sich den Pony vor.
"Ich hab die Schere eingepackt und irgendwie den Kamm ... aber ich bin ja auch keine echte Friseurin. Aber ich hab schon viele Haare geschnitten. Angefangen hat's mit denen von meinem Opa. Guck mich noch mal an Alma. Guck noch mal gerade."
Linda: "Sieht so ähnlich aus wie die Dominique."
Christoph Weber: "Jetzt kann man so richtig so langsam loslassen, sich auf die Sache einlassen. Gestern Abend um's Feuer war's wunderbar. Und heute, wenn man durch den Wald geht, man hat immer irgendwo einen Gesprächspartner. Es packt immer jemand an. Und wenn jemand Hunger hat, packt irgendjemand was aus. Es ist einfach ein schöner Zusammenhalt."
Roswitha Suchanek: "Es gibt mal Abweichungen. Der eine mag das nicht und der andere mag das nicht und der eine eckt mit dem anderen an. Das kann auch passieren. Aber letztendlich kriegen wir uns alle wieder zusammen. Und das find ich gut."
Arne Weber: "Wir könnten uns ja eigentlich jetzt nach zwei, drei Tagen alle total auf den Keks gehen. Nee, aber wir schleppen halt die Kinderwagen durch'n Wald, ja. Das ist doch super."
Margot Weber: "Wir sind das ja schon gewöhnt. Wir sind ja immer ein Haufen Leute. Ob Weihnachten ist oder Ostern. Und das war jetzt mal ein Versuch, ob wir das auch im Urlaub schaffen. Es war ja eigentlich nicht so einfach, dass alle dann zur gleichen Zeit auch Urlaub kriegen. Wir sehen ja viel, aber es ist auch anstrengend. Als,o das muss ich schon sagen. Immer mit so vielen Leuten drumrum."
Axel Weber: "Das ist ein unheimlich intensives Gefühl. Was vielleicht auch dadurch erzeugt wird, dass man so seine Mutter sieht und die Kinder und die Geschwister. Ich sehe ganz viele lachende Gesichter, jedem geht's irgendwie gut."