Archiv


Lavendel, Minze, Rosmarin

45 verschiedene Lavendelarten und 60 verschiedene Minzen - dazu jede Menge exotische Raritäten wie zum Beispiel die Indianernessel - Kräuter aller Art können ab heute Besucher in Altenau im Oberharz bestaunen, beschnuppern und auch anfassen. Mit 27.000 Quadratmetern ist der Kräutergarten, der heute eingeweiht wird, nach eigenen Angaben der bisher größte in Europa - und das ausgerechnet in dem 2000-Seelen-Dorf Altenau. Nicht nur die EU unterstützte das ehrgeizige Projekt der dortigen Kurverwaltungsgesellschaft, sondern auch ein findiger Bau-Unternehmer, der mit Botanik ansonsten wenig am Hut hat.

Autor: Michael Engel |

    Normalerweise ist Erich Jürgens mit dem Bau von Straßen und der darunter liegenden Kanalisation beschäftigt. In der Freizeit jedoch - vor allem aber im Urlaub - befasst sich der 60-Jährige Bauunternehmer am liebsten mit Kräutern und bereiste dazu die ganze Welt:

    Wenn man so in Slowenien oder kurz vor Albanien in solchen Karstgebieten - ich bin also ein Wandervogel - wenn man dann die alten Kräuterweiber sieht, die schwarz gekleidet von morgens bis abends unter sengender Hitze ihre Kräutlein sammeln. Sie haben aber immer noch dieses Wissen, um ihre kleinen Zipperlein selbst zu bekämpfen, eben durch ihre Kräuter, und das hat mich schon immer fasziniert.

    So entstand die Idee vom Kräuterpark im heimischen Altenau. Viel Überzeugungsarbeit musste Jürgens aber nicht leisten, schnell zeigte sich auch die "Kurbetriebsgesellschaft" vor Ort begeistert. Mehr als 90.000 Gäste zählt das Oberharzer Städtchen im Jahr, und Kurdirektor Eberhard Mahlke hofft jetzt auf eine Steigerung der Touristenströme:

    Ja, sicherlich, nicht nur Übernachtungsgäste, sondern auch Tagesgäste, die hier für einen Tag mit dem Bus in den Harz kommen, die natürlich auch hierher kommen, um sich den Kräutergarten anzusehen und auch eine schöne Tasse Kaffee in irgendeinem Betrieb trinken.

    Dabei musste der Kurdirektor fast keinen Cent dazubezahlen. Mehr als 400.00 Euro flossen als EU-Fördermittel in das Projekt, weil sich das 27.000 Quadratmeter große Gelände im "Schultal" von Altenau in öffentlicher Hand befindet. Die zweite Hälfte steuerte Bauunternehmer Jürgens dazu, der den KräuterPark nun im Gegenzug privat betreiben darf: Erwachsene zahlen 3.50 Euro. Kinder 1,50 Euro. Und wenn 35.000 Besucher pro Jahr kommen - so Erich Jürgens - dann rechnet sich das Ganze:

    Wir wollen den Leuten hier natürlich keinen botanischen Garten vorführen. Wir wollen einen Erlebnispark. Die Leute sollen ja die Kräuter anfassen, sie sollen riechen. Es geht hier nicht darum, den Leuten zu sagen, das ist ein Korbblütler, oder das ist ein Lippenblütler, oder ein Schmetterlingsblütler oder ein Ingwergewächs, nein, dieses nicht. Wir wollen ihnen spielerisch erklären, diese Pflanzen sind also Heilpflanzen, das sind Duftpflanzen, und dieses sind die so genannten Gewürzpflanzen, und dieses in Verbindung mit den ausländischen Gewürzpflanzen ist eine gute Mischung.
    Apropos Mischung: In einer so genannten Gewürzgalerie mit angeschlossener "Probierstube" finden Besucher mehr als 100 Gewürze aus aller Welt. Teemischungen, Räucherwerk, Naturkosmetik, Gewürz-Öle und Kräuter-Liköre - das alles steht zum Verkauf. Nein, ein botanischer Lehrpfad soll der KräuterPark Altenau im Harz mitnichten sein. Das - so der unternehmerisch denkende Betreiber - machen schon die Universitäten mit ihren botanischen Gärten. Vielmehr soll der Kräuterpark Geschichten erzählen: von Kräuterhexen, Schamanen und dem verloren gegangenen Heilwissen der Vergangenheit. An Gelegenheiten dazu herrscht jedenfalls kein Mangel.

    Wenn wir einmal auf die Minzen kommen. Wir haben einmal die Minzen im Bereich der Aromaminzen. Wir haben Lemmonminze, wir haben Ananasminze, Orangenminze, wir haben natürlich die Mutter aller Minzen, die englische Pfefferminze, wir haben aber auch einen Bereich der weltlichen Minzen aus Patagonien, wir haben sie aus China, aus dem Himalaja und wo sie alle wachsen. Wir haben weltweit diese Minzen hier angepflanzt, damit eben von ungefähr 800 Minzenarten, die man so kennt, schon mal 60 hier angepflanzt haben, die bekanntesten.


    Mehr als 1500 Gewürze und Kräuter stehen am Wegesrand. Selbst im Winter, wenn der 500 Meter hoch gelegene KräuterPark unter einer dicken Schneedecke verschwindet, bleibt die "Gewürzgalerie" geöffnet. Macht zwei Euro für Erwachsene.