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Lecker essen

Pochiertes Fischfilet oder Helgoländer Krebssauce mit Spargel und Champignons - das Ganze für 1,80 Euro - das gibt es in der Mensa der Bremer Universität. Heute wurde das "Goldene Tablett" für die "Mensa des Jahres 2005" an die Bremer Köche verliehen, die gemeinsam mit der Mensa Vechta des Osnabrücker Studentenwerks den ersten Platz in einem bundesweiten Ausscheid belegten. Mehr als 30 000 Studenten hatten auf Initiative des Magazins "Unicum" ihr Urteil abgegeben.

Von Dirk Asendorpf | 17.01.2006
    "Röstis mit Frischkäse gefüllt, ein vegetarisches Gericht. Das schmeckt gut, ja (lacht)"

    Die Schlangen sind lang, es ist laut und eng. Trotzdem zieht es jeden Mittag bis zu 8.500 Studierende in die Bremer Uni-Mensa. Denn hier schmeckt es. Die Mitarbeiterinnen sind ausgesprochen freundlich, die Auswahl und der Service stimmen. In allen vier Kategorien landete die Bremer Uni-Mensa auf einem Spitzenplatz – und das bedeutete auch den Gesamtsieg im Unicum-Wettbewerb "Mensa des Jahres 2005".

    Heute Mittag bekam die stolze Belegschaft das goldene Tablett von Unicum-Chefredakteurin Jennifer Litters überreicht.

    "Dieses Klischee, wie man immer so schön gesagt hat: Der Student geht so lange zur Mensa, bis er bricht, ist ein Klischee von vorvorgestern. Das ist schon lange nicht mehr der Fall. Die Mensen und die Studentenwerke leisten mittlerweile eine hervorragende Arbeit. Die Mensa hier ist wirklich auch das perfekte Beispiel, um zu zeigen, dass auch diese großen Mensen, die ja mit ganz anderen Bedingungen zu kämpfen haben, auch insgesamt sehr gut abschneiden, sehr gute Arbeit leisten. Auch da kann man sagen, dass Größe nicht sofort mit verringerter Qualität zu tun hat."

    Essen 1, Essen 2, Pastastation, Salatbar, vegetarisches Gericht, Beilagen&Co, Suppenbar, Bio- und Wokstation – hübsch dekoriert erinnert die Auswahl eher an das Buffet eines All-Inclusive-Hotels als an die Kantine des Massenbetriebs Universität. Überlebensgroß wirbt Chefkoch Peter Riethmüller auf einer Video-Großleinwand für das Tagesmenu. Gelernt hat er im feinen Parkhotel. Auf dem Kopf die weiße Mütze, in der erhobenen Hand ein gigantischer Kochlöffel – so strahlt der schnauzbärtige Küchenchef jeden Mittag ab halb zwölf seine Gäste an.

    "Wenn man von Geheimnis reden kann, dann ist das das Geheimnis, dass man möglichst frisch zubereiten sollte, möglichst a la minute zubereiten sollte. Dass der Kunde auch sieht, wie bei uns hier – meine Kolleginnen stehen hinter den Theken und bereiten das teilweise vor den Augen der Gäste zu. Es sieht alles frisch aus. Es wird morgens auf den Punkt geliefert und dann zeitnah verarbeitet. Normalerweise sollte das ein Ding sein für alle großen Kantinen. Wir erzählen nicht nur, wir machen’s auch. "

    Weil vieles direkt am Tresen angerichtet wird, ist die Küche überraschend klein. In vier gewaltigen Kupferpfannen brutzeln Bratkartoffeln, aus einem ölfassgroßen Topf dampft Suppe. Friteuse, Kühl- und Warmhalteschränke stehen an den Außenwänden. 100 Mitarbeiterinnen beschäftigt die Bremer Mensa insgesamt, die meisten in Teilzeit. Selbst in Stoßzeiten stehen nicht mehr als ein Dutzend Frauen und Männer in der Küche. Und abgeschmeckt wird vom Chef persönlich.

    "Ich produziere nichts mehr. Das ist nicht mehr mein Job. Aber ich probiere schon alles, was rausgeht."

    Und weil schon die Speisekarte Appetit machen soll, heißen die Bratkartoffeln hier nicht Bratkartoffeln, sondern pommes sautées. Für die Nichtvegetarier gibt es dazu ein Schweinerückensteak Strindberg mit Zwiebel und Senf gratiniert.

    "Es hat sehr gut geschmeckt. Also ich bin vollauf zufrieden mit dem Essen hier in der Mensa in Bremen. Ich hab mir gerade einen Schweinenacken genussvoll reingezogen, es war wieder göttlich. "