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Leere Parolen

"Schulter an Schulter für mehr Chancengleichheit". So benannte die NADA in Bonn den Kern eines gemeinsamen Positionspapiers der Nationalen Antidoping-Agenturen aus Österreich, der Schweiz und Deutschland. Doch was ist das Papier wert, auf dem die guten Vorsätze gedruckt sind?

Von Grit Hartmann | 16.07.2010
    "Überlegungen zur Stärkung der WADA" ist der to-do-Katalog der drei Nationalen Anti-Doping-Agenturen überschrieben. Die Vorschläge dienten, heißt es, einer "Verbesserung der Dopingbekämpfung und des Testregimes" sowie der "Gleichbehandlung der Athleten" - und zwar weltweit. Das deutet nur an, worum es sich wirklich handelt: um eine Sammlung von Defiziten der internationalen Antidopingpolitik. Andreas Schwab, Chef der österreichischen Agentur, zu einem von vielen Kritikpunkten:

    "Was macht die Wada, wenn, so wie das 2009 angeblich der Fall gewesen ist, auf einem ganzen Kontinent keine Blutkontrollen durchgeführt werden können, weil das logistisch nicht möglich ist? Hier sollte man Nationale Antidopingagenturen einschalten und um Rat fragen. Weil: Gänzlich unmöglich wäre das nicht."

    Schon vor Monaten löste die Nachricht zum Zustand der Dopingbekämpfung in Afrika bei der Konkurrenz Proteste aus. Eine Reaktion der Welt-Antidopingagentur blieb dennoch aus. Die Betrugsbekämpfer aus Wien, Bern und Bonn verlangen nun mehr Mitsprache. Zeitnah müsse die Wada wenigstens in den Top-Ten-Ländern des Weltsports gleichwertige Kontrollen garantieren. Überdies soll sie alle Fachverbände verpflichten, bei Wettkämpfen Blutprofile ihrer Athleten zu erheben und nur Sportler zuzulassen, die konstant getestet werden. Das allerdings liefe auf einen Ausschluss eines Teils der Weltelite hinaus. Die Reaktion von Wada-Generaldirektor David Howman war denn auch kaum überraschend:

    "Howman ist konkret auf mögliche oder relativ schnelle Umsetzungen oder Umsetzungsmöglichkeiten zu den von uns angesprochen Themen, ich glaube auch, man muss sagen: verständlicher Weise, nicht eingegangen. Weil hier doch enorme Arbeiten auf die Wada weltweit zukommen."

    Ob die Wada, wie vorgeschlagen, Antidoping-Entwicklungshilfe für ärmere Länder leisten kann, in Form von Geld und Ausbildungspersonal, ist indes weniger eine Frage des guten Willens als eine des Budgets. Die Kernbotschaft des Papiers, obgleich nicht explizit formuliert, lautet deshalb: Wird der Wada-Etat nicht aufgestockt, bleibt Antidopingpolitik im Weltmaßstab, was sie ist – eine ziemlich leere Parole.