Schule und Wirtschaft - zwei Welten treffen aufeinander. Diese Feststellung machte auch der Oberstudienrat Jürgen Kaletta - einer der zehn Lehrer, die im Rahmen des Modellprojektes "Lehrer an die Wirtschaft" für ein Jahr in ein Unternehmen wechselten. Er meint dazu:
Es ist ein ganz anderer Ablauf, eine ganz andere Welt, in die ich hier gekommen bin. Aber es ist eine spannende Welt.
Als eine Art Betriebsspione im Auftrag des Kultusministeriums sollten Kaletta und seine Kollegen herausfinden, welche Konzepte aus der Wirtschaft auch in der Schule Sinn machen. Gewöhnlich unterrichtet der 42 Jahre alte Oberstudienrat an einem Gymnasium in Landsberg Mathe, Physik und Informatik, doch seit September letzten Jahres arbeitet er im Bereich Berufsausbildung bei der Siemens AG in München.
Da saß ich mit Abiturienten auf der Schulbank und habe die Kurse genießen können, die hier für sie angeboten werden. Die Chance war großartig, zu sehen, wie man unter ganz anderen Rahmenbedingungen andere Unterrichtsmethoden einsetzen kann.
Wenn er nicht gerade die Schulbank drückt, tüftelt der Lehrer in Siemens-Arbeitsgruppen an Konzepten für das Wissensmanagement. Immer den Nutzwert für die Schule im Blick, versteht sich.
Ich denke, Wissensteilung ist nicht nur für die Industrie wichtig, sondern auch für die Lehrer. Ein einfaches Beispiel: Ein Lehrer in Norddeutschland macht einen wunderschönen Unterricht zu einem bestimmten Thema. Dann wäre es doch am besten, wenn viele die Möglichkeit hätten, sich anzuschauen, ob das auch für sie etwas wäre.
In regelmäßigen Arbeitskreisen überlegen Kaletta und seine Praktikantenkollegen, was die Schulen von der Industrie lernen können. Ihre Vorschläge haben sie dem Kultusministerium vorgelegt. Das Projekt "Lehrer an die Wirtschaft" lassen sich die Verantwortlichen einiges kosten. Die Sozialleistungen und Vertretungslehrer an der Schule zahlt der Freistaat. Das Gehalt für die Praktikanten - rund 40.000 Euro - zahlen die Unternehmen. Für einen Praktikanten ist das viel Geld, doch auch die Unternehmen versprechen sich von dem Projekt ihren Nutzen. Der Strategiechef der Siemens-Berufsausbildung Horst Kalisch sieht es als Investition in die Zukunft. Hat er doch in den letzten Jahren einen bedenklichen Trend festgestellt: Immer mehr Schulabgänger hätten immer weniger Bock auf Technik:
Einen BMW-Z3 in Schwabing oder die Leopoldstraße rauf und runter zu fahren oder das schickste Handy zu haben, das macht ihnen schon Spaß. Aber daran mitzuwirken, das Handy zu bauen, das ist etwas anderes.
Die möglichen Ursachen für die mangelnde Begeisterung für technische Berufe, haben die Siemensianer in Gesprächen mit dem Lehrer herausgefunden. Denn durch ihn gewannen sie Einblick in das System Schule und die Zwänge von Lehrplänen. Kalisch:
Wir glauben, den Grund gefunden zu haben: Weil die Lehrpläne hier mit den Naturwissenschaften zu spät anfangen. Es gibt in Bayern einen tollen Vorstoß: Ab nächstem Jahr haben wir das Fach Naturwissenschaften in der 5. Klasse, aber dann tun wir in der 6. nichts mehr und in der 7. auch nichts mehr, erst dann geht es mit Physik los. Diese Lücke müssen wir schließen.
Von der Zusammenarbeit mit Kaletta und seinen Lehrerkollegen erhofft sich das Unternehmen Unterstützung bei der Forderung nach einem durchgängigen Unterricht in den Naturwissenschaften. Über den Erfolg der Aktion zeigt sich der Siemens-Ausbildungsstratege Kalisch zuversichtlich:
Ich gehe davon aus, dass wir diese Arbeitspapiere, die wir geschaffen haben, diskutieren werden, dass wir sie durch die Gremien treiben werden. Wir werden uns Verbündete suchen, damit wir eines Tages - da werden wir Geduld haben müssen - dieses Ziel erreichen. So gesehen haben wir gleich gesagt: Auch wenn Herr Kaletta zurückgeht, wir machen weiter. Wenn es nächstes Jahr wieder heißt, "Lehrer in die Wirtschaft", dann wird auf jeden Fall auch bei uns einer antreten.
Autorin: Birgit Letzel
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Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft hält eine Beschreibung des Projekts Lehrerpraktika im PDF-Format bereit.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft SCHULE WIRTSCHAFT will die Kooperation und den Dialog zwischen Schulen und Wirtschaft fördern. Bundesarbeitsgemeinschaft SCHULE WIRTSCHAFT Geschäftsstelle Gustav-Heinemann-Ufer 84-88 50968 Köln Tel.: 0221 / 49 81 - 723 Fax: 0221 / 49 81 - 799 E-Mail: schule-wirtschaft@iwkoeln.de
Es ist ein ganz anderer Ablauf, eine ganz andere Welt, in die ich hier gekommen bin. Aber es ist eine spannende Welt.
Als eine Art Betriebsspione im Auftrag des Kultusministeriums sollten Kaletta und seine Kollegen herausfinden, welche Konzepte aus der Wirtschaft auch in der Schule Sinn machen. Gewöhnlich unterrichtet der 42 Jahre alte Oberstudienrat an einem Gymnasium in Landsberg Mathe, Physik und Informatik, doch seit September letzten Jahres arbeitet er im Bereich Berufsausbildung bei der Siemens AG in München.
Da saß ich mit Abiturienten auf der Schulbank und habe die Kurse genießen können, die hier für sie angeboten werden. Die Chance war großartig, zu sehen, wie man unter ganz anderen Rahmenbedingungen andere Unterrichtsmethoden einsetzen kann.
Wenn er nicht gerade die Schulbank drückt, tüftelt der Lehrer in Siemens-Arbeitsgruppen an Konzepten für das Wissensmanagement. Immer den Nutzwert für die Schule im Blick, versteht sich.
Ich denke, Wissensteilung ist nicht nur für die Industrie wichtig, sondern auch für die Lehrer. Ein einfaches Beispiel: Ein Lehrer in Norddeutschland macht einen wunderschönen Unterricht zu einem bestimmten Thema. Dann wäre es doch am besten, wenn viele die Möglichkeit hätten, sich anzuschauen, ob das auch für sie etwas wäre.
In regelmäßigen Arbeitskreisen überlegen Kaletta und seine Praktikantenkollegen, was die Schulen von der Industrie lernen können. Ihre Vorschläge haben sie dem Kultusministerium vorgelegt. Das Projekt "Lehrer an die Wirtschaft" lassen sich die Verantwortlichen einiges kosten. Die Sozialleistungen und Vertretungslehrer an der Schule zahlt der Freistaat. Das Gehalt für die Praktikanten - rund 40.000 Euro - zahlen die Unternehmen. Für einen Praktikanten ist das viel Geld, doch auch die Unternehmen versprechen sich von dem Projekt ihren Nutzen. Der Strategiechef der Siemens-Berufsausbildung Horst Kalisch sieht es als Investition in die Zukunft. Hat er doch in den letzten Jahren einen bedenklichen Trend festgestellt: Immer mehr Schulabgänger hätten immer weniger Bock auf Technik:
Einen BMW-Z3 in Schwabing oder die Leopoldstraße rauf und runter zu fahren oder das schickste Handy zu haben, das macht ihnen schon Spaß. Aber daran mitzuwirken, das Handy zu bauen, das ist etwas anderes.
Die möglichen Ursachen für die mangelnde Begeisterung für technische Berufe, haben die Siemensianer in Gesprächen mit dem Lehrer herausgefunden. Denn durch ihn gewannen sie Einblick in das System Schule und die Zwänge von Lehrplänen. Kalisch:
Wir glauben, den Grund gefunden zu haben: Weil die Lehrpläne hier mit den Naturwissenschaften zu spät anfangen. Es gibt in Bayern einen tollen Vorstoß: Ab nächstem Jahr haben wir das Fach Naturwissenschaften in der 5. Klasse, aber dann tun wir in der 6. nichts mehr und in der 7. auch nichts mehr, erst dann geht es mit Physik los. Diese Lücke müssen wir schließen.
Von der Zusammenarbeit mit Kaletta und seinen Lehrerkollegen erhofft sich das Unternehmen Unterstützung bei der Forderung nach einem durchgängigen Unterricht in den Naturwissenschaften. Über den Erfolg der Aktion zeigt sich der Siemens-Ausbildungsstratege Kalisch zuversichtlich:
Ich gehe davon aus, dass wir diese Arbeitspapiere, die wir geschaffen haben, diskutieren werden, dass wir sie durch die Gremien treiben werden. Wir werden uns Verbündete suchen, damit wir eines Tages - da werden wir Geduld haben müssen - dieses Ziel erreichen. So gesehen haben wir gleich gesagt: Auch wenn Herr Kaletta zurückgeht, wir machen weiter. Wenn es nächstes Jahr wieder heißt, "Lehrer in die Wirtschaft", dann wird auf jeden Fall auch bei uns einer antreten.
Autorin: Birgit Letzel
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