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Leichtathletik
Diaspora Deutschland

Wenn in dieser Woche die Diamond League beginnt, dann bleiben in Deutschland die Bildschirme schwarz. Null TV-Präsenz bedeutet: In Deutschland kann auch kein Event der Top-Serie der internationalen Leichtathletik veranstaltet werden.

Von Heinz Peter Kreuzer | 06.05.2014
    Von solchen Erfolgen ist die deutsche Leichtathletik derzeit weit entfernt. Das erschwert die Vermarktung enorm, sagt Uli Lacher, Sponsoringexperte beim Beratungsunternehmen Repucom. Zwei Gründe gebe es für den Niedergang:
    „Zum einen fehlen in den populären Lauf- und Sprungdisziplinen die Heroes. Richtige Nachhaltigkeit was die Erfolge angeht. haben wir nur in den Wurfdisziplinen. Die sind in vielen der Events doch eher nicht im Hauptprogramm. Daher ist das schon einmal ein Problem, dass die deutsche Leichtathletik hat."
    Und zum zweiten sei vor allem die Diamond League von den Zeitzonen her recht ungünstig für den deutschen Markt. Kein Fan wisse, wann und wo welche Stars antreten würden.
    „Für den Nicht-Super-Leichtathletik-affinen Kunden ist das schwer nachzuvollziehen und schwer zu verstehen. Und das macht es problematisch. Denn wenn es ein Produkt gibt, was ich nicht leicht verstehe, dann werde ich auch nicht Geld dafür ausgeben, es mir anzuschauen."
    Ähnlich sieht es Raphael Holzdeppe. Für den Stabhochsprung-Weltmeister von 2013 ist der Tiefpunkt erreicht. Selbst er als aktiver Leichtathlet würde nach einer halben Stunde dem Fernseher bei Leichtathletik-Übertragungen abschalten. Wie solle dann jemand begeistert sein, der diesen Sport selbst nicht betreibe. Einen Teil der Schuld an dieser Misere hat der Leichtathletik-Weltverband IAAF. Aus dem Diamond-League-Kalender ist klar ersichtlich, dass neue Märkte in Asien erschlossen werden sollen. Uli Lacher:
    „Dafür ist es absolut essentiell, dass sich Events in diese Märkte bringen, dass ich die Athleten und Stars in diese Märkte bringe. Und das macht die IAAF. Das geht natürlich zu Lasten der traditionellen Leichtathletikmärkte."
    Leidtragender ist unter anderem Deutschland. Das traditionsreiche ISTAF in Berlin spielt nicht mehr in der ersten Reihe mit, weil die Organisatoren ein Sportfest vom Format der Diamond League nicht finanzieren können. Andere Meetings in Deutschland haben massiv an Bedeutung verloren. TV-Präsenz und gute Quoten gibt es nur noch bei Großereignissen wie Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften.