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Leichtes Gepäck für Soldaten

Technik. - Soldaten im Einsatz schleppen viel mit sich herum: Bis zu 30 Kilogramm wiegt ihr Gepäck – jedes Kilo weniger wäre eine echte Entlastung! Verzichten könnten sie zum Beispiel auf Batterien, sagen Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Chemische Technologie in Pfinztal. Sie haben ein Energiekonzept entwickelt, bei dem Soldaten wesentlich leichtere Akkus und Brennstoffzellen nutzen.

Von Mirko Smiljanic |
    Bei längeren Einsätzen leisten Soldaten schon beim Tragen ihrer Ausrüstung Schwerstarbeit. Allein die notwendigen Batterien wiegen bis zu fünfzehn Kilogramm! Dieses Gewicht ließe sich auf etwa sechs Kilogramm reduzieren, würden die Soldat statt vieler Wegwerfbatterien wenige wiederaufladbare Akkus und eine Brennstoffzelle nutzen.

    "Da gehört natürlich eine völlig neue Logistik dazu, ich muss jetzt nicht mehr viele Batterien mitführen, die ich wegwerfe, sondern Akkumulatoren und die Möglichkeit, diese wieder aufzuladen","

    wofür – fährt Jens Tübke vom Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie in Pfinztal fort – gleich mehrere Möglichkeiten zur Verfügung stehen,

    ""er kann zum Einen, wenn er irgendwo im Einsatz ist, auf eine Art Basisstation zurückgreifen, wo er am Fahrzeug oder an anderen Quellen die Akkus wieder aufladen kann; er kann Solarpanel mitführen, um sie wieder aufzuladen; er kann eine Brennstoffzelle zu Beispiel mitführen, eine kleine, mit der er den Akku auflädt, und er kann – das haben wir hier entwickelt – ein kleines Gerät nutzen, mit dem unterschiedliche Energiequellen anzapfen kann."

    Ohne diesen Adapter macht das neue Energiekonzept für Soldaten keinen Sinn. Letztlich müssen sich alle denkbaren Energiequellen auch unter Stressbedingungen anzapfen lassen – von der schlichten Batterie bis zum Drehstromnetz! Richtig elegant wird es, wenn Soldaten Brennstoffzellen einsetzen. Dafür nutzen sie heute noch Methanol, in Zukunft – sagt Tübke – reicht aber Ethanol. Und der ist – fast – überall verfügbar. Tübke:

    "Also im schlimmsten Fall – oder im schönsten Fall – geht der Soldat irgendwo in einen Schnapsladen, kauft sich eine Flasche Doppelkorn und kann damit die Brennstoffzelle weiter betreiben, das wäre der Idealfall","

    den es so aber noch nicht gibt. Würde die Technik auch unter Einsatzbedingungen funktionieren, gäbe es für die Soldaten aber eine deutliche Entlastung. Jens Tübke:

    ""Der Soldat trägt heute zehn bis 15 Kilo Primärbatterien mit sich herum, wenn er in einem längeren Einsatz ist, das Gerät hier wiegt hier fünf Kilo plus ein Kilo für die Brennstoffzelle, da haben Sie schon mal fast den Faktor zwei, der da drin steckt."

    Zumindest in der Theorie lässt sich dieser Wert noch verbessern. Voraussetzung dafür sind leichtere Materialien, eine intelligente Elektronik und möglicherweise ganz neue Konzepte, die darauf abzielen, Energie aus der Umwelt elektrisch zu speichern. Dazu zählen zum Beispiel mit Piezofolie ausgelegte Schuhsohlen: Bei jedem Schritt produziert der Soldaten elektrische Energie, die sich speichern lässt. Allerdings bewegen sich die Leistungsabgaben im Bereich weniger Mikrowatt, tatsächlich gebraucht wird ein Vielfaches. Gleiches gilt für die Thermoelektrik. Tübke:

    "Man kann Temperaturdifferenzen nutzen, das Prinzip der Thermoelektrik zum Beispiel, das könnte man sicher nutzen, um so einen Akku aufzuladen. Aber auch das sind heute, mit den Technologie, die man zur Verfügung hat, noch relativ geringe Energiemengen, die man da erntet."

    All diese Techniken sind noch in der Erprobungsphase. Bis sie reif sind für den Einsatz im Feld, werden noch fünf bis zehn Jahre vergehen.