Archiv


Lernen auf der Couch

Nachhilfe hilft. Das bestätigte jüngst eine Studie der Uni Koblenz-Landau. In 90 Prozent der Fälle verbessern sich Schüler um ein bis zwei Notenstufen. Doch das Büffeln nach Schulschluss mit Nachhilfelehrer ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Wer sich mathematische Formel lieber rund um die Uhr erklären lassen möchte, ist beim Internetportal Sofatutor.com wohl genau richtig.

Von Daniela Siebert |
    Selbstdarstellungsvideo: "Bei Sofatutor erhältst du Zugang zu zahllosen smarten Lernvideos, die dir bei den Hausaufgaben und vor Tests helfen, deine Noten zu verbessern. So als säße der Nachhilfelehrer oder ein guter Freund ständig an Deiner Seite."

    Über 1000 Videos stehen bei Sofatutor bereits online, zu Themen aus den Bereichen Biologie, Physik, Wirtschaftswissenschaften, Deutsch und Englisch. Und natürlich für das Problemfach Nummer 1: Mathematik.

    Es sind Wissenshäppchen im Videoformat, meist zwischen drei und zehn Minuten lang.
    Der Inhalt richtet sich bislang vor allem an Schüler und Auszubildende. Doch Stephan Bayer, einer der Geschäftsführer von Sofatutor, hat noch eine weitere Zielgruppe im Visier: Studierende.

    "Im Hochschulbereich sind die Fächer Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Jura, die sehr lernintensiven Fächer, die auch sehr große Gruppen haben, eine große Zielgruppe für uns: viele Menschen, die viel lernen müssen."

    Der 26-jährige Student der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften hatte vor zwei Jahren die Idee zum Sofatutor. Damals hatte er sich eine neue Webcam gekauft und wollte etwas filmen. Er nahm das Erstbeste: seine Schreibunterlage, auf der er seine Mathevorlesung skizziert hatte.

    Mit Unterstützung der Humboldt-Universität, Stipendien vom Europäischen Sozialfonds und dem Bundeswirtschaftsministerium, ist daraus nun eine richtige Firma geworden. Das Prinzip: die Nutzer von Sofatutor bezahlen einen Abo-Preis, der zwischen acht und 14 Euro pro Monat liegt. Dafür dürfen Sie Videos gucken so viel sie wollen. Zum Beispiel den Film von Martin Wabnik, in dem er die Exponentialfunktion mit Hilfe von Salzteig erklärt:

    "Mit diesem Salzteig zeig ich jetzt mal ..."

    In anderen Videos widmet sich Wabnik ebenso anschaulich anderen Themen der Mathematik. Etwa mit Hilfe von Spielkarten oder Zeitungen. Andere Sofatutoren filmen im Video bloß ihren Arm, der auf einem weißen Papier etwas skizziert und erklären dazu aus dem Off.

    Der Sofatutor ist aber keine Einbahnstraße. Wer ein Video kommentieren oder ergänzen will, kann über spezielle Tags direkt in den Film reinschreiben. Und auch jeder, der sich berufen fühlt, kann Tutor werden. Allerdings muss sein Video einer inhaltlichen und didaktischen Prüfung durch ein Expertenteam der Sofatutoren standhalten:

    "Man muss als Produzent versuchen, das Potenzial des Mediums Video auszureizen. Das heißt Visualisierung und Stimme müssen gut zusammen passen, sonst könnte es auch ein Podcast sein oder ein Buch. Ansonsten sagen wir: Wir machen keine Restriktionen."

    Wenn ihre Videos von den Usern aufgerufen werden, bekommen diese Produzenten von Sofatutor eine Provision.

    Der Vorteil gegenüber frei verfügbaren Informationen aus dem Netz ist, dass die Firma Sofatutor die Richtigkeit der Informationen garantiert.

    Ob Stil und Inhalt der Filmchen bei den Usern aus der Generation Internet ankommen wird sich zeigen. Noch surfen dort die meisten mit Schnuppergutscheinen vorbei. Studentische Kunden können die Sofatutoren bislang kaum anlocken. Der Informatikstudent Christian beispielsweise kritisiert:

    "Das richtet sich nicht an mich, ich habe auch Fragen bezüglich der Mathematik, aber die sind weit darüber."

    Spezielle Fragen zur linearen Algebra zum Beispiel. Dazu gibt es auf der Internetseite der Sofatutoren noch nichts. Und so guckt sich Christian im Internet lieber die gefilmten Vorlesungen der amerikanischen Elite-Institution MIT an. Dort werde auch super erklärt strahlt Christian. Und vor allem: gratis.