Sagen wir so: nach 50 Sendungen teile ich die Ansicht der modernen Medizin, wonach Schmerz weniger ein neuro-physiologisches Ereignis als eine Erfahrung im menschliche Gehirn ist.
Die aktuelle Spiegel-Bestseller-Liste Belletristik:
Diesmal mit Büchern von und über Barden und Zauberzungen, perversen Serienkillern und noch perverseren Reihenautoren, politisch unkorrekten und moralisch verwerflichen Aussagen über den Unterhaltungswert von Obdachlosenzeitungen, einem Vergleich zwischen einem Buch und einem Ossi-Shop sowie der Erkenntnis, dass Pornografie als Genre nicht nur Sex zum Inhalt haben kann.
In diesem Monat bringen die zehn meistgelesenen Romane der Deutschen
3985 Gramm auf die Waage: zusammen 5031 Seiten.
Platz 10) Carlos Ruiz Zafon: "Das Spiel des Engels" (Deutsch von Peter Schwaar, S. Fischer Verlag, 712 Seiten, 19.95 Euro)
Tempo- und actionreich schildert Ruiz Zafon sein heißgeliebtes Barcelona in dieser in den 20er Jahren angesiedelten unterhaltsamen Geschichte um einen Teufelspakt und einen zum James Bond der Bücher mutierenden Schriftsteller. Warum "Das Spiel des Engels" dennoch bloß ein Schmöker ist, liegt an einem Umstand, den Ruiz Zafon auf Seite 682 seines Romans sehr schön auf den Punkt bringt:
"'Glauben Sie wirklich, ich hätte all diese Leute umgebracht, Inspektor?'","
heißt es da. Und weiter:
""Er hob den Revolver und zielte auf mein Herz. 'Ich weiß es nicht, und es ist mir auch schnurzpiepegal'","
Genau.
Platz 9) Cornelia Funke: "Tintenblut" (Dressler Verlag, 707 Seiten, 22,90 Euro)
Ein Mann aus einer fremden Welt möchte nach Hause, wo der Tod auf ihn wartet. Dieser Mann heißt Staubfinger, und sein Zuhause ist ein Buch.
Der Mittelband von Funkes Tintenwelt-Trilogie ist erstklassige Fantasy: ein Roman, der Liebe zur Literatur zu wecken oder neu zu entfachen vermag.
Platz 8) Uwe Tellkamp: "Der Turm" (Suhrkamp Verlag, 976 Seiten, 24.80 Euro)
Drangsal, Elend und Gemeinheit im Alltag der DDR lässt sich aus diesem mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnete Roman erfahren. Tellkamp hat in seinem hauptsächlich in Dresden spielenden "Turm" die letzten sieben Jahre des anderen deutschen Staates in zum Teil berührenden Szenen aufbewahrt.
Allerdings überlädt er diesen Roman durch die Anhäufung von Detail über Detail über Detail. Ergebnis: ein Roman wie ein bis zum letzten Quadratzentimeter vollgestopfter Ossi-Shop.
Platz 7) Cornelia Funke: "Tintenherz" (Dressler Verlag, 575 Seiten, 19.90 Euro)
Band eins des für Erwachsene und Kinder gleichermaßen spannend zu lesenden Tintenweltzyklus erzählt von der Buchbindertochter Meggie, deren Vater eine "Zauberzunge" ist, also durch Vorlesen Figuren aus Büchern Wirklichkeit werden lassen oder Menschen in Bücher hineinlesen kann. Eine faszinierende Parabel über Leben und Literatur.
Platz 6) Joanne K. Rowling "Die Märchen von Beedle dem Barden" (Aus den ursprünglichen Runen übertragen von Hermine Granger und aus dem Englischen übersetzt von Klaus Fritz, Carlsen Verlag, 110 Seiten, 12.90)
Wirklich nur etwas für Harry-Potter-Süchtige: ironische Märchen, kommentiert von Professor Albus Dumbledore, geschrieben von J.K. Rowling - für einen wohltätigen Zweck. Ein Buch, so spannend wie eine Obdachlosenzeitung.
Platz 5) Charlotte Roche: "Feuchtgebiete" (DuMont, 219 Seiten, 14.90 Euro)
Wenig fürchte ich mehr als die Reaktion im Gewand der Avantgarde.
Die Spielregel dieses Pipi-Kacka-Pamphlets um das Scheidungskind Helen Memel, das nur eines möchte: dass sich Mami und Papi wieder richtig doll lieb haben, lautet schlicht:
""Loch gleich Muschi."
Ein nicht nur sprachlich armer Roman.
Platz 4) Stephenie Meyer: "Bis(s) zum Abendrot" (Deutsch von Sylke Hachmeister, Carlsen Verlag, 557 Seiten, 19. 90 Euro)
Dieses alberne Buch liest sich, als hätte die Autorin einen Liebesroman der 30er Jahre, in dem ein Ölmagnat aus Texas und ein Rancher aus Oklahoma um das Herz desselben Mädchen buhlen, in die Gegenwart übersetzt. Bei Meyer ist der Ölmagnat ein Vampir, der Rancher ein Werwolf, sonst aber ist alles exakt gleich: Das meist passive Mädchen heißt Bella, kann absolut gar nichts und sagt zu Edward oder Jacob am liebsten Sätze
wie: "Kämpf!"
Platz 3) Simon Beckett, "Leichenblässe" (Deutsch von Andree Hesse , 415 Seiten, 19.90 Euro)
Ein Leichenporno. Handwerklich okay, aber fad wie eine Dosensuppe.
Der Held, Dr. David Hunter, ist Brite, hat von Arzt auf forensische Anthropologie umgesattelt und bei einem Autounfall Frau und Tochter verloren. Im letzten Roman wurde er von einer Serienkillerin mit dem Messer fast massakriert und trifft nun während einer Fortbildung in den USA, frisch verlassen von seiner Londoner Freundin und immer wieder seine Narbe am Bauch betastend - einen perversen Serienkiller. Mindestens so pervers wie der Killer ist des Autors Hang zur Übercharakterisierung.
Platz 2) Bis(s) zur Mittagsstunde (Deutsch von Sylke Hachmeister, Carlsen Verlag, 557 Seiten, 19,90 Euro)
Weil Band eins dieses Schmarren gerade verfilmt im Kino läuft, steht auch Stephenie Meyers zweiter Roman um Bela und ihren Vampir auf der Bestsellerliste. Sonst wüsste ich auch wirklich keinen Grund dafür anzugeben.
Platz 1) Daniel Kehlmann "Ruhm" (Rowohlt, 203 Seiten 18,90 Euro)
Neun Geschichten über weltweite Kommunikationsnetze und was diese im Einzelnen anzurichten vermögen. Weltliteratur? Vielleicht. Auf jeden Fall: ein gutes Buch. Ganz sicher ein ideales Einsteigerbuch für Leser, die sonst den Literaturmarkt eher verachten.
Es gibt ihn tatsächlich - den elegant, intelligent, und unterhaltsam erzählten Platz-eins-Bestseller. Yes we can!
Die aktuelle Spiegel-Bestseller-Liste Belletristik:
Diesmal mit Büchern von und über Barden und Zauberzungen, perversen Serienkillern und noch perverseren Reihenautoren, politisch unkorrekten und moralisch verwerflichen Aussagen über den Unterhaltungswert von Obdachlosenzeitungen, einem Vergleich zwischen einem Buch und einem Ossi-Shop sowie der Erkenntnis, dass Pornografie als Genre nicht nur Sex zum Inhalt haben kann.
In diesem Monat bringen die zehn meistgelesenen Romane der Deutschen
3985 Gramm auf die Waage: zusammen 5031 Seiten.
Platz 10) Carlos Ruiz Zafon: "Das Spiel des Engels" (Deutsch von Peter Schwaar, S. Fischer Verlag, 712 Seiten, 19.95 Euro)
Tempo- und actionreich schildert Ruiz Zafon sein heißgeliebtes Barcelona in dieser in den 20er Jahren angesiedelten unterhaltsamen Geschichte um einen Teufelspakt und einen zum James Bond der Bücher mutierenden Schriftsteller. Warum "Das Spiel des Engels" dennoch bloß ein Schmöker ist, liegt an einem Umstand, den Ruiz Zafon auf Seite 682 seines Romans sehr schön auf den Punkt bringt:
"'Glauben Sie wirklich, ich hätte all diese Leute umgebracht, Inspektor?'","
heißt es da. Und weiter:
""Er hob den Revolver und zielte auf mein Herz. 'Ich weiß es nicht, und es ist mir auch schnurzpiepegal'","
Genau.
Platz 9) Cornelia Funke: "Tintenblut" (Dressler Verlag, 707 Seiten, 22,90 Euro)
Ein Mann aus einer fremden Welt möchte nach Hause, wo der Tod auf ihn wartet. Dieser Mann heißt Staubfinger, und sein Zuhause ist ein Buch.
Der Mittelband von Funkes Tintenwelt-Trilogie ist erstklassige Fantasy: ein Roman, der Liebe zur Literatur zu wecken oder neu zu entfachen vermag.
Platz 8) Uwe Tellkamp: "Der Turm" (Suhrkamp Verlag, 976 Seiten, 24.80 Euro)
Drangsal, Elend und Gemeinheit im Alltag der DDR lässt sich aus diesem mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnete Roman erfahren. Tellkamp hat in seinem hauptsächlich in Dresden spielenden "Turm" die letzten sieben Jahre des anderen deutschen Staates in zum Teil berührenden Szenen aufbewahrt.
Allerdings überlädt er diesen Roman durch die Anhäufung von Detail über Detail über Detail. Ergebnis: ein Roman wie ein bis zum letzten Quadratzentimeter vollgestopfter Ossi-Shop.
Platz 7) Cornelia Funke: "Tintenherz" (Dressler Verlag, 575 Seiten, 19.90 Euro)
Band eins des für Erwachsene und Kinder gleichermaßen spannend zu lesenden Tintenweltzyklus erzählt von der Buchbindertochter Meggie, deren Vater eine "Zauberzunge" ist, also durch Vorlesen Figuren aus Büchern Wirklichkeit werden lassen oder Menschen in Bücher hineinlesen kann. Eine faszinierende Parabel über Leben und Literatur.
Platz 6) Joanne K. Rowling "Die Märchen von Beedle dem Barden" (Aus den ursprünglichen Runen übertragen von Hermine Granger und aus dem Englischen übersetzt von Klaus Fritz, Carlsen Verlag, 110 Seiten, 12.90)
Wirklich nur etwas für Harry-Potter-Süchtige: ironische Märchen, kommentiert von Professor Albus Dumbledore, geschrieben von J.K. Rowling - für einen wohltätigen Zweck. Ein Buch, so spannend wie eine Obdachlosenzeitung.
Platz 5) Charlotte Roche: "Feuchtgebiete" (DuMont, 219 Seiten, 14.90 Euro)
Wenig fürchte ich mehr als die Reaktion im Gewand der Avantgarde.
Die Spielregel dieses Pipi-Kacka-Pamphlets um das Scheidungskind Helen Memel, das nur eines möchte: dass sich Mami und Papi wieder richtig doll lieb haben, lautet schlicht:
""Loch gleich Muschi."
Ein nicht nur sprachlich armer Roman.
Platz 4) Stephenie Meyer: "Bis(s) zum Abendrot" (Deutsch von Sylke Hachmeister, Carlsen Verlag, 557 Seiten, 19. 90 Euro)
Dieses alberne Buch liest sich, als hätte die Autorin einen Liebesroman der 30er Jahre, in dem ein Ölmagnat aus Texas und ein Rancher aus Oklahoma um das Herz desselben Mädchen buhlen, in die Gegenwart übersetzt. Bei Meyer ist der Ölmagnat ein Vampir, der Rancher ein Werwolf, sonst aber ist alles exakt gleich: Das meist passive Mädchen heißt Bella, kann absolut gar nichts und sagt zu Edward oder Jacob am liebsten Sätze
wie: "Kämpf!"
Platz 3) Simon Beckett, "Leichenblässe" (Deutsch von Andree Hesse , 415 Seiten, 19.90 Euro)
Ein Leichenporno. Handwerklich okay, aber fad wie eine Dosensuppe.
Der Held, Dr. David Hunter, ist Brite, hat von Arzt auf forensische Anthropologie umgesattelt und bei einem Autounfall Frau und Tochter verloren. Im letzten Roman wurde er von einer Serienkillerin mit dem Messer fast massakriert und trifft nun während einer Fortbildung in den USA, frisch verlassen von seiner Londoner Freundin und immer wieder seine Narbe am Bauch betastend - einen perversen Serienkiller. Mindestens so pervers wie der Killer ist des Autors Hang zur Übercharakterisierung.
Platz 2) Bis(s) zur Mittagsstunde (Deutsch von Sylke Hachmeister, Carlsen Verlag, 557 Seiten, 19,90 Euro)
Weil Band eins dieses Schmarren gerade verfilmt im Kino läuft, steht auch Stephenie Meyers zweiter Roman um Bela und ihren Vampir auf der Bestsellerliste. Sonst wüsste ich auch wirklich keinen Grund dafür anzugeben.
Platz 1) Daniel Kehlmann "Ruhm" (Rowohlt, 203 Seiten 18,90 Euro)
Neun Geschichten über weltweite Kommunikationsnetze und was diese im Einzelnen anzurichten vermögen. Weltliteratur? Vielleicht. Auf jeden Fall: ein gutes Buch. Ganz sicher ein ideales Einsteigerbuch für Leser, die sonst den Literaturmarkt eher verachten.
Es gibt ihn tatsächlich - den elegant, intelligent, und unterhaltsam erzählten Platz-eins-Bestseller. Yes we can!