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Lizenz zum Klonen

Biologie. - Wie Forschung aktuell berichtete, kann man seinen Hund in den USA klonen lassen – gegen das nötige Kleingeld. Jetzt möchte sich allerdings auch noch eine zweite Firma einen Stück vom Kuchen abschneiden und ebenfalls Haustiere gegen Entgelt vervielfältigen. Der Streit ist vorprogrammiert.

Von Arndt Reuning |
    Besuch bei Familie Symington in Los Angeles. Vor der Tür steht der Mann mit der Lizenz zum Klonen – Lou Hawthorne, Geschäftsführer bei dem kalifornischen Biotechnologieunternehmen BioArts International. Seine Botschaft: Trakr ist auserwählt worden. Trakr ist der Schäferhund der Familie. Von ihm wird die Firma in den kommenden Monaten einen genetischen Zwilling erzeugen – ohne dass die Symingtons dafür auch nur einen Dollar hinblättern müssten. Eine PR-Aktion des Unternehmens, das damit auf seinen kommerziellen Klondienst aufmerksam machen will. Unter vielen Bewerbern war die Wahl auf Trakr gefallen, weil der Spürhund nach den Anschlägen vom 11. September 2001 das letzte überlebende Opfer gefunden hatte. Sein Besitzer James Symington erinnert sich:

    "Wir kamen in New York an und begannen sofort unseren Einsatz auf dem Trümmerhaufen. Alles war so chaotisch. Und dann, es war nur kurzer Moment, gab Trakr mir ein Zeichen, dass da jemand unter uns verschüttet sein müsse."

    Außer dem Spürhund will die Firma BioArts noch fünf weitere Hunde klonen – allerdings nicht kostenlos. Die Versteigerungen haben am Samstag begonnen und gehen morgen zu Ende. Dann wird sich zeigen, ob sich die Auktionen für die Klonfirma gelohnt haben. Der Geschäftsführer Lou Hawthorne.

    "Naja, unsere Erwartungen gingen weit auseinander. Und bisher liegen wir da gut in der Mitte. Das ist in Ordnung. Das Anfangsgebot in der ersten Auktion stand bei 100.000 Dollar, und der Zuschlag ist gefallen für 170.000."

    Geklont werden die Hunde nicht in den USA, sondern in Südkorea. BioArts arbeitet dort zusammen mit dem berüchtigten Stammzellforscher Woo Suk Hwang, dem im Jahr 2006 nachgewiesen werden konnte, dass er Forschungsergebnisse gefälscht hatte. Gleichzeitig aber war er der erste Wissenschaftler, dem es gelungen war, einen Hund zu klonen. Ausgerechnet einer seiner ehemaligen Mitarbeiter, Byeong Chun Lee, macht nun der kalifornischen Firma Konkurrenz – und bietet zusammen mit der koreanischen Firma RNL Bio Klondienste für Haustiere an. Die Kalifornier wollen sich aber die Butter nicht vom Brot nehmen lassen und kündigen einen Klonkrieg ein, einen Streit um die Patente und Lizenzen. Noch einmal Lou Hawthorne.

    "Wir sehen das so: Diese Firma operiert auf dem Schwarzen Markt. Nachdem im Jahr 1996 das Schaf Dolly geklont worden war, wurden in siebenundzwanzig Ländern über hundert Patente für diese Technik angemeldet. Eine der am besten geschützten Technologien in der modernen Welt. Alle diese Patente sind übertragen worden auf eine Firma mit dem Namen Start Licensing. Sie besitzen alle Rechte für das Klonen von Säugetieren."

    Und von dieser Firma hat BioArts die Lizenz zum Klonen der Hunde erworben. Die Konkurrenz aus Südkorea hingegen argumentiert so: Diese Methode, die beim Schaf Dolly funktioniert hat, lasse sich nicht ohne weiteres auf Hunde übertragen. Sehr viel mehr Know-how sei nötig – Know-how, das von der Nationaluniversität in Seoul patentiert worden ist und nun in Zusammenarbeit mit RNL Bio kommerzialisiert werde. Ein Argument, das die Kalifornier nicht gelten lassen wollen.

    "Das kann man mit einem Berg vergleichen. Der Fuß des Berges ist die grundlegende Technik – hier die Dolly-Methode, der Kerntransfer. Alle Klonforscher müssen die benutzen. Die Spitze des Berges ist dann die spezifische Methode, mit der man diese grundlegende Technik verbessert hat. Aber solange man nicht beides hat, die Verbesserung und die Kernmethode, besitzt man nicht das Recht zum Klonen. Man muss beides haben."

    Ob die Gerichte das auch so sehen, bleibt allerdings abzuwarten.

    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/803240/