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Löchrige Falle für Werbemails

Vor rund einer Woche billigte der Senat der Vereinigten Staaten von Amerika das so genannte "Can Spam"-Gesetz. Es versucht, elektronische Werbung, die üblicherweise per Email zugestellt wird, zu regulieren und damit die Flut unerwünschter Werbe-Emails – den so genannten Spam - zu beseitigen. Kritiker fürchten jetzt jedoch nur eine Verlagerung des Problems. Hierzulande erörtern Diensteanbieter derzeit, ob die missliebige Werbung mit technischen Mitteln in den Griff zu bekommen ist.

Holger Bruns |
    Der Senat der vereinigten Staaten von Amerika billigte vor rund einer Woche das so genannte "Can Spam"-Gesetz. Dieses Gesetz reguliert elektronische Werbung, die üblicherweise per Email zugestellt wird. Notorischen Spammern drohen Haftstrafen bis zu fünf Jahren und Geldstrafen bis zu fünf Millionen US-Dollar, wenn sie gegen das "Can-Spam"-Gesetz verstoßen. Unerwünschte Emailwerbung bleibt jedoch erlaubt, wenn sich die Werber an gewisse Spielregeln halten und Konsumenten verschonen, die keine Emailwerbung wollen. Amerikanische Antispammer üben deshalb Kritik. Julian Haight, Betreiber der Website Spamcop.net.

    Das Gesetz ist insgesamt ziemlich schlecht, mit Ausnahme einer Sache. Es ermächtigt die zuständige Federal Trade Commission, eine Do-Not-Spam-Liste zu betreiben. Und dieser Teil des Gesetzes scheint tatsächlich ziemlich gut zu sein. Die FTC kann nun diesen Ball ergreifen und damit fort rennen. Sie sind zwar nicht verpflichtet, diesen Service mit der Do-Not-Spam-Liste zu starten, aber sie dürfen, wenn sie wollen. Das Gesetz deckt dies ab. Wenn sie es tun und wenn man sich auf dieser Liste einträgt, wird es ziemlich harsch für Leute enden, die einen dann trotzdem spammen.

    Die Werbepost darf außerdem keine gefälschte Absenderangaben mehr enthalten und muss Pornographie als solche besonders kennzeichnen. Damit werden die meisten Spammer aus ihrem Geschäft geworfen. Gerade die gefälschte Absenderangabe schützte sie bislang vor der Wut der Spamopfer, vor denen sie sich gerade dank immer ausgefeilterer Bulkmailer verstecken konnten.

    Andererseits enttäuscht das Gesetz. Es stoppt sicherlich die kleinen Spammer. Aber es stützt die Weißkragenspammer. Das ist ein Wort, das ich in einem Artikel in der New York Times zu diesem Gesetz fand. Ich finde, es ist ein guter Begriff dafür. Es erlaubt großen Organisationen, eine gewisse Sorte von Datenschutz zu betreiben, der die Leute in die Irre führt, da ihre Daten wie ihre Email-Adressen an andere Gesellschaften verkauft werden dürfen, und zwar ohne ausdrückliche Genehmigung durch ihre User.

    Dabei führt die unerwünschte Werbung per Email gerade in den USA zu einem Vertrauensschwund in das System der elektronischen Post. Im Oktober wurde eine Studie des Pew Internet and American Life Project bekannt, deren Fazit lautet, Spam untergrabe die Integrität des Email-Systems und führe zu Einschränkungen der Internetnutzung. Vier von fünf befragten Amerikaner vermeiden es inzwischen, ihre Emailadresse herauszugeben und drei Viertel ärgern sich darüber, dem Spam keinen Einhalt bieten zu können. In der Tat macht es meist wenig Sinn, Spammer zum Unterlassen ihrer Taten aufzufordern. Effektiver ist die Filterung direkt auf dem Mailserver, sagt Olaf Bergmann vom Technologiezentrum Informatik der Universität Bremen.

    Das System heißt Spam-Assassin, läuft eben auf dem zentralen Mailserver hier an der Universität. Es ist so, dass es natürlich relativ viele Ressourcen benötigt, weil natürlich jede Mail von diesem System komplett gefiltert werden muss. Das heißt also, wir müssen unseren Mailserver regelmäßig diesen Anforderungen anpassen. Also, ich persönlich habe im Moment 5900 Spam-Mails in meiner entsprechend dafür gekennzeichneten Mailbox. Die schau ich dann ab und zu am Wochenende mal durch, aber habe schon lange dort keine falsche als Spam-Mail erkannte Mail gefunden, so daß ich erstmal mit diesen System leben kann.

    Privatkunden von Internet Service Providern können sich nicht auf diese Weise vor dem Werbemüll schützen. Wenn sie Spam erkennen wollen, müssen sie den Müll schon vom Server herunterladen, um die Emails nachträglich auszusortieren. Der Interessenverband der deutschen Provider, das ECO-Forum, rief deshalb bereits im August eine Anti-Spam-Task-Force ins Leben, die im November ihre Maßnahmen diskutieren will. Zur Zeit überlegt man sich, den Kunden intelligent konfigurierbare Mailaccounts zur Verfügung zu stellen, mit denen sie sich vor Spam schützen können. Unter den Antispammern in den USA läuft eine ähnliche Diskussion, obwohl jetzt schon klar ist: Weder nachträgliche Filter noch juristische Maßnahmen werden die Spamwelle völlig zum Erliegen bringen. Julian Haight beispielsweise denkt gar nicht erst daran, dass der "Can-Spam"-Act auf seinen Spamcop einen maßgeblichen Einfluss hat.

    Ich denke nicht, dass es uns sehr beeinflusst. Es gibt insgesamt aber auch schlechte Sachen. So können wir Spammer nicht mehr für Beschädigungen haftbar machen. Es ist nicht mehr erlaubt, sie vor Gericht zu verklagen, weil sie uns Geld kosten, wenn wir einen Mailserver oder so etwas betreiben. Was mich betrifft, da werde ich von dem Gesetz nicht aufgehalten, weiter zu tun, was ich für richtig halte. Ich betreibe schwarze Listen mit Leuten, die spammen. Dafür verwende ich meine Definition und nicht die des Gesetzes. Deshalb werde ich weiter Leute stoppen, die solche verwerflichen Dinge tun, die sich nicht als Spam bezeichnen, im Gegensatz zu mir.