Archiv


Logisch Logistik

Zum Wintersemester startet die Kühne School of Logistics and Management an der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Fünf Millionen Euro erhält das wissenschaftliche Logistikzentrum pro Jahr von der Kühne-Stiftung.

Moderation: Werner Nording |
    Hamburg bekommt das wissenschaftliche Logistikzentrum in Deutschland. Anlässlich seines 70. Geburtstags hat der Unternehmer Klaus-Michael Kühne 30 Millionen Euro aus seiner Stiftung bereitgestellt. Damit soll in seiner Vaterstadt eine Hochschuleinrichtung entstehen, die es so bislang in Deutschland noch nicht gibt.

    "Wir wollen hier nicht kleckern, sondern klotzen, wir wollen wirklich etwas erreichen in Bezug auf Ausbildung auf höchstem Niveau, es ist auch weiter ausbaufähig in späteren Jahren aber zunächst ist das mal die Grundlage, um dort etwas auf die Beine zu stellen, was dann auch bestimmend sein soll für die Logistikausbildung in ganz Zentraleuropa kann man sagen und eines Tages auch internationalisiert im Weltmaßstab eine gewisse Bedeutung haben soll."

    Die Kühne School of Logistics and Management (KSL) soll ihre Arbeit an der Technischen Universität Hamburg-Harburg zum Wintersemester aufnehmen. Sie wird die Arbeit der Hamburg School of Logistics weiterentwickeln, die seit 2003 Postgraduierte und Praktiker fortbildet. Zwei neue Master-Studiengänge sind geplant, einmal der Bereich "Logistik, Infrastruktur und Mobilität" und zum anderen das Studienprogramm "Internationales Wirtschaftsingenieurswesen". Zum Programm gehört auch der Master of Business Administration in Logistics Management. Zusätzlich soll ein "Center of Advanced Studies in Logistics" eingerichtet werden. Dieses Kompetenzbündel rund um die Logistik ist für TU-Präsident Edwin Kreutzer bundesweit einzigartig.

    "Das Einzigartige ist sicher die Kombination aus einer Verbindung von Fragen der Logistik und zwar der vollen Breite von ganz normaler betrieblicher Logistik bis zu Verkehrslogistik und maritimer Logistik einerseits und anderseits die Kombination mit einer Wirtschaftsingenieursausbildung. Und damit versuchen wir auch gerade in diesem Teil der Ausbildung Logistikfragen mit einzubinden."

    Klaus-Michael Kühne ist Präsident des Verwaltungsrates und Hauptaktionär der Kühne & Nagel Gruppe, die sich von einer Spedition zum drittgrößten Transport- und Logistikunternehmen weltweit gemausert hat. Damit in einer globalisierten Wirtschaft das richtige Gut zu richtigen Zeit am richtigen Ort ist, wird die Logistik immer wichtiger. Die Branche boomt mit zweistelligen Wachstumsraten, die Berufsaussichten sind glänzend, wirbt Kühne für eine Ausbildung in der Logistik.

    "Ja die Chancen sind erstklassig, es ist ein spannender Beruf, es ist eine internationale Aktivität, die Mitarbeiter haben die Möglichkeit, von den Firmen ins Ausland entsandt zu werden oder auch auf eigene Faust ins Ausland zu gehen und dort Erfahrungen zu sammeln. Wer sich dieser Herausforderung stellt der kann nur gute Erfahrungen machen mit der Logistik. Und insofern glaube ich, dass wir hier sehr viel Interesse wecken können auch durch unsere Ausbildungsprogramme."

    Fünf Millionen Euro wird das neue wissenschaftliche Logistikzentrum pro Jahr von der Kühne-Stiftung bekommen, mit der 30 Millionen-Spende ist der Betrieb für die nächsten sechs Jahre gesichert. 2,6 Millionen Euro wird die Hochschule selbst pro Jahr einbringen. Zwölf Professoren wird die KSL nach Angaben von Kreuzer haben.

    "Wir werden insgesamt für 60 Studierende in beiden Programmen das aufbauen. Wir werden in Zukunft fünf Professoren im Bereich der Wirtschaftswissenschaften berufen, und eingehen wird in dieses Gesamtkonzept auch die professorale Struktur der TU Hamburg-Harburg im Bereich der Logistik, das sind ebenfalls fünf Professuren. Und hinzu kommen noch zwei weitere Professuren zu Managementfragen, die wir hier schon an der TU Hamburg-Harburg angesiedelt haben. Insgesamt werden das dann pro Jahr 300 Studierende in den Masterstudiengängen sein, dazu gibt es ein berufsbegleitendes Angebot, das etwa 600 Studierende pro Jahr aufnehmen wird."

    Mit seiner 30 Millionen-Spende gehört der Logistik-Unternehmer Kühne zu den großen Wissenschaftsmäzen in Deutschland. Nur der Kaffeemilliardär Klaus Jacobs, der mit seiner Spende in Höhe von 200 Millionen Euro die International University Bremen vor dem Konkurs rettete, war noch freigebiger. Kühne hatte nach dem Abitur eine Lehre als Bank- und Außenhandelskaufmann gemacht, bevor er schon mit 29 Jahren die Führung des Unternehmens von seinem Vater übernahm. Gerne hätte er selbst damals auch studiert, gibt er offen zu.

    "Grundsätzlich ja, ich war in einer besonderen Situation, der Altersunterschied zu meinem Vater war sehr groß, er war etwas krank, er hatte den Wunsch, dass ich sehr früh auf seine Nachfolge vorbereitet werde. Deshalb bin ich in sehr frühen Jahren ins Unternehmen gekommen auch in die Verantwortung gekommen, vielleicht zu früh, ich bin eben nur , wie ich immer sage, hoffungsloser Pragmatiker, ich kenne die Praxis von allen Seiten."

    Aber die akademischen Kenntnisse konnte sich der Firmenpatriarch erst im Laufe der Jahre aneignen. Ob darin der tiefere Grund für seine großzügige Spende zu suchen ist, lässt er offen. Auf diese Frage lacht der 70-jährige Kühne nur und schweigt.