Samstag, 20. April 2024

Archiv

Lokomotive Leipzig
Verein entlässt Trainer nach Hitlergruß-Gruppenfoto

In der jüngsten Vergangenheit erlangte der einstige Spitzenclub Lokomotive Leipzig zweifelhafte Berühmtheit - mit Fans, die teilweise dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen sind. Nun wurde bekannt, dass eine Nachwuchsmannschaft der Leipziger für ein Foto mit dem Hitlergruß posiert hat.

Von Bastian Brandau | 07.05.2018
    Fans von Lok Leipzig schwenken eine Fahne.
    Fans von Lok Leipzig schwenken eine Fahne. (picture alliance/dpa - Thomas Eisenhuth)
    "Der FCL steht unter Schock", so schreibt der Verein auf seiner Website. Schockiert von einem Vorfall, der sich am vorvergangenen Wochenende auf dem Vereinsgelände abgespielt hatte. Spieler der U17 stellen sich auf und zeigen den Hitlergruß, aufgefordert vom Co-Trainer. Ein Foto davon wird in die Chat-Gruppe der Mannschaft gestellt, macht im Verein die Runde. Der Vorstand erfährt davon am Mittwoch und reagiert. Stephan Guth, Vizepräsident und verantwortlich für den Nachwuchs:
    "Die erste Maßnahme war, dass der Trainer und der Co-Trainer und Teile der B-1-Mannschaft auf die Geschäftsstelle bestellt wurden. Da gab es ein kurzes, knackiges Gespräch. Und in dem Gespräch wurden beide Trainer entlassen. Der Co-Trainer hat zudem Hausverbot bekommen und nachträglich noch eine Strafanzeige."
    Lob vom sächsischen Landessportbund für Umgang
    Weitere Krisengespräche folgten. Mit der Mannschaft, mit den Eltern. Die betroffenen Spieler werden bis Saisonende gesperrt, erhalten aber eine Chance zur Bewährung. Lob gab es für die Reaktion des Vereins vom sächsischen Landessportbund. Es sei richtig gewesen, die betroffenen Trainer auszuschließen, nicht aber die Jugendlichen, sagt Generalsekretär Christian Dahms.
    Lok hat den LSB um Unterstützung gebeten. In einem nächsten Schritt werden daher Verein und LSB die Vorfälle gemeinsam aufarbeiten, sagt Generalsekretär Dahms.
    "Hier wird versucht, in Gesprächen das Ganze zu eruieren, wie das passieren konnte. Und auf der anderen Seite wird durch uns natürlich auch über solche Probleme mit verschiedenen Gedankengütern mit den Leuten geredet werden."
    Wieso durfte ein Rechtsextremer Jugendliche trainieren?
    Etwa in Workshops und offenen Gesprächen mit den Jugendlichen. Bleibt die Frage, wie in einem Verein, der immer wieder durch seine in Teilen rechtsextreme und gewaltbereite Fanszene aufgefallen ist, ein offenbar extrem Rechter Jugendliche trainieren durfte.
    Oft, aber eben nicht immer gebe es Zeichen, wenn jemand extrem rechtes Gedankengut unterstütze, heißt es beim LSB. Trainer müssten bei Lok ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, sagt Lok-Vizepräsident Stephan Guth.
    Verein: Rechte schwer zu identifizieren
    "Und dann muss man eben auf die Nuancen achten, die da links und rechts herrschen und man muss schauen, ob es da auch menschlich passt. Und das ist halt die Schwierigkeit. Also auch wir sind ein Verein, wir sind zu großen Teilen ehrenamtlich geführt und da ist es schwierig, da diese kleine Ein-Prozent-Chance, dass da jemand auf dem falschen Weg ist, diese Person zu identifizieren, wenn man nichts Schriftliches dazu hat, wenn man keine polizeilichen Unterlagen hat, die irgendwo auf Missetaten hinweisen, ist es für uns schwierig, das zu identifizieren."
    Wie das in Zukunft besser gelingen kann, auch darum wird es bei einem Informationsabend am Freitag für die Vereinsmitglieder gehen.