" Musikbeispiel: Diego Ortiz/Improvisation, Recercada "
Die Lautenistin Christina Pluhar, die heute in Paris lebt, gehört zu den phantasievollsten Ensembleleiterinnen und Arrangeurinnen in der gegenwärtigen Alte-Musik-Szene.
Nachdem sie viele Jahre als Continuo-Musikerin in verschiedenen Formationen gespielt hatte, gründete sie vor zehn Jahren ihr eigenes Ensemble L'Arpeggiata, das sich zunächst vor allem der Entdeckung der italienischen Musik des 17. Jahrhunderts widmete. Eine ganze Reihe preisgekrönter CDs dokumentiert diese Arbeit, der eine ganz eigene Ästhetik zugrunde liegt. Die originalen Quellen bilden immer das Fundament, aber wichtig ist dabei auch die Zeit- und Grenzenlosigkeit der Musik und die Interpretationsfreiheit.
So nehmen sich die Musiker viel Raum für Improvisationen und mit den Jahren entwickelte sich immer mehr auch eine Verbindung und Vermischung mit Elementen aus der Folklore. Gespielt wird auf historischem Instrumentarium, und wenn, wie in dieser Produktion noch moderne Jazztechniken hinzukommen, entsteht dabei ein ganz neues Genre, das sich nicht mehr so leicht in eine bestimmt Kategorie einordnen lässt.
Jetzt hat L'Arpeggiata ihren Blickwinkel erweitert und auf die spanische, portugiesische und lateinamerikanische Musik ausgedehnt. Die Idee zu diesem Programm kam durch die Entdeckung eines Manuskriptes des spanischen Gitarristen Santiago de Murcia aus dem frühen 18.Jahrhundert in Mexiko. In dieser Sammlung befindet sich ein Stück mit dem Titel "Los Impossibles", eine romanesca, die vom Beginn des 16.Jahrhunderts an in Italien, Spanien und Portugal populär war.
Das Thema dieses Stückes ist auch heute noch in der Folklore Mexikos zu finden und das war der Ansatz zu der Beschäftigung mit dieser Musik, die Faszination nachzuvollziehen, wie die Melodie aus der traditionellen Musik der Zeit in die Kunstmusik kam und im Laufe des Jahrhunderts von Italien, Spanien und Portugal nach Mexiko reiste und noch heute in der mündlich überlieferten traditionellen Musik Lateinamerikas präsent ist.
Hier zum Beispiel "La Lloroncita", "Das weinende Mädchen", ein traditionelles Lied nach de Murcias Thema aus "Los Impossibles", gesungen von Beatrice Mayo Felip.
" Musikbeispiel: Trad./Patricio Hidalgo, La Lloroncita "
Eine Verbindung und Vermischung der verschiedenen Stile, Perioden und Kulturen von alter und traditioneller Musik in Spanien, Portugal und Lateinamerika fand L'Arpeggiata in ähnlichen wie identischen rhythmischen und harmonischen Charakteristika und dem vorwiegend barocken Instrumentarium.
Eine Entdeckung dieses Programms ist Musik aus einer Handschrift des Klosters von Santa Cruz in Coimbra, eines der musikalischen Hauptzentren im Portugal des 16. und 17.Jahrhunderts, das bedeutende Sänger, Instrumentalisten, Lehrer, Komponisten und Instrumentenbauer anzog.
Die so genannten negrillos sind hier ein Beispiel für den kulturellen Austausch zwischen Portugal und seinen Kolonien sowie der Christianisierung. Die Texte bestehen aus einem Nonsense-Gemisch aus Portugiesisch, Kastilisch, Kreolisch und auch anderen Sprachen, eine Imitation des von Sklaven gesprochenen Portugiesisch. Gesungen und vielleicht auch szenisch aufgeführt wurden die negrillos in Begleitung einer Vielzahl von Instrumenten während der Weihnachtszeit, drehte sich der Inhalt doch hauptsächlich um die Geburt des Jesuskindes. Für Christina Pluhar haben diese amüsanten Stücke sehr viel mit dem Jazz gemein, sie haben einen eigenen Swing, der weder brasilianischer noch portugiesischer Herkunft zu sein scheint. Für diese Stücke konnte Pluhar die berühmten King's Singers gewinnen, denen in ihrer Musikalität kein Stil fremd ist und die auch diese Stücke mit Bravour, wenn auch fast etwas zu perfekt, darbieten. Zu hören ist hier auch der virtuose Zinkenist Doron Sherwin.
" Musikbeispiel: anon./Pluhar, Sã qui turo "
Dies waren die King's Singers und das Ensemble L'Arpeggiata unter der Leitung von Christina Pluhar mit einem negrillo, ein Ausschnitt aus ihrem neuesten Programm Los Impossibles.
Bei einem solchen spanisch, portugiesisch, südamerikanischen Programm darf natürlich auch ein fandango nicht fehlen, ein ursprünglich folkloristischer Tanz, der im frühen 18.Jahrhundert auch Eingang in die Kunstmusik fand. Im heutigen Mexiko ist der Fandango immer noch Teil ritueller Feierlichkeiten.
Hier ein Fandango, der ursprünglich von Santiago de Murcia für Barockgitarre komponiert wurde und den Johanna Seitz für Psalterium bearbeitete, das hier sie und Marina Albero spielen. An der Flamenco-Gitarre hören Sie Pepe Habichuela.
" Musikbeispiel: Santiago de Murcia, Fandango "
Los Impossibles heißt das neueste Programm von Christina Pluhar und ihrem Ensemble L'Arpeggiata, das wir Ihnen in unserer heutigen Neuen Platte vorstellten.
Erschienen ist die CD beim französischen Label naïve im Vertrieb von Helikon/Harmonia mundi. Die Gesamtdauer ist mit gut 51 Minuten nicht gerade üppig, darüber tröstet aber die zugefügte DVD mit Probenszenen und Interviews sowie zwei Bonus-Tracks hinweg. Die Klangqualität der Aufnahme ist von höchster Qualität und auch das Textheft ausführlich, informativ und liebevoll gestaltet, wenn auch, wie zumeist bei französischen Plattenfirmen üblich, nur in französischer und englischer Sprache.
Hören Sie zum Abschluss noch einen Ausschnitt aus dem traditionellen Titel "La Petenera", eine melancholische Flamenco-Melodie, die nach einer berühmten Flamenco-Sängerin des 18.Jahrhunderts benannt ist. Hier singen Béatrice Mayo Felip und Patricio Hidalgo.
" Musikbeispiel: Trad. (Mexiko), La Petenera (Ausschnitt, Schluss) "
Titel: Los Impossibles
Solisten: L'Arpeggiata
Leitung: Christiane Pluhar
King's Singers
Label: naïve classique, LC 07496 - Vertrieb: Harmonia Mundi/Helikon
Bestell-Nr.: V 5055
Die Lautenistin Christina Pluhar, die heute in Paris lebt, gehört zu den phantasievollsten Ensembleleiterinnen und Arrangeurinnen in der gegenwärtigen Alte-Musik-Szene.
Nachdem sie viele Jahre als Continuo-Musikerin in verschiedenen Formationen gespielt hatte, gründete sie vor zehn Jahren ihr eigenes Ensemble L'Arpeggiata, das sich zunächst vor allem der Entdeckung der italienischen Musik des 17. Jahrhunderts widmete. Eine ganze Reihe preisgekrönter CDs dokumentiert diese Arbeit, der eine ganz eigene Ästhetik zugrunde liegt. Die originalen Quellen bilden immer das Fundament, aber wichtig ist dabei auch die Zeit- und Grenzenlosigkeit der Musik und die Interpretationsfreiheit.
So nehmen sich die Musiker viel Raum für Improvisationen und mit den Jahren entwickelte sich immer mehr auch eine Verbindung und Vermischung mit Elementen aus der Folklore. Gespielt wird auf historischem Instrumentarium, und wenn, wie in dieser Produktion noch moderne Jazztechniken hinzukommen, entsteht dabei ein ganz neues Genre, das sich nicht mehr so leicht in eine bestimmt Kategorie einordnen lässt.
Jetzt hat L'Arpeggiata ihren Blickwinkel erweitert und auf die spanische, portugiesische und lateinamerikanische Musik ausgedehnt. Die Idee zu diesem Programm kam durch die Entdeckung eines Manuskriptes des spanischen Gitarristen Santiago de Murcia aus dem frühen 18.Jahrhundert in Mexiko. In dieser Sammlung befindet sich ein Stück mit dem Titel "Los Impossibles", eine romanesca, die vom Beginn des 16.Jahrhunderts an in Italien, Spanien und Portugal populär war.
Das Thema dieses Stückes ist auch heute noch in der Folklore Mexikos zu finden und das war der Ansatz zu der Beschäftigung mit dieser Musik, die Faszination nachzuvollziehen, wie die Melodie aus der traditionellen Musik der Zeit in die Kunstmusik kam und im Laufe des Jahrhunderts von Italien, Spanien und Portugal nach Mexiko reiste und noch heute in der mündlich überlieferten traditionellen Musik Lateinamerikas präsent ist.
Hier zum Beispiel "La Lloroncita", "Das weinende Mädchen", ein traditionelles Lied nach de Murcias Thema aus "Los Impossibles", gesungen von Beatrice Mayo Felip.
" Musikbeispiel: Trad./Patricio Hidalgo, La Lloroncita "
Eine Verbindung und Vermischung der verschiedenen Stile, Perioden und Kulturen von alter und traditioneller Musik in Spanien, Portugal und Lateinamerika fand L'Arpeggiata in ähnlichen wie identischen rhythmischen und harmonischen Charakteristika und dem vorwiegend barocken Instrumentarium.
Eine Entdeckung dieses Programms ist Musik aus einer Handschrift des Klosters von Santa Cruz in Coimbra, eines der musikalischen Hauptzentren im Portugal des 16. und 17.Jahrhunderts, das bedeutende Sänger, Instrumentalisten, Lehrer, Komponisten und Instrumentenbauer anzog.
Die so genannten negrillos sind hier ein Beispiel für den kulturellen Austausch zwischen Portugal und seinen Kolonien sowie der Christianisierung. Die Texte bestehen aus einem Nonsense-Gemisch aus Portugiesisch, Kastilisch, Kreolisch und auch anderen Sprachen, eine Imitation des von Sklaven gesprochenen Portugiesisch. Gesungen und vielleicht auch szenisch aufgeführt wurden die negrillos in Begleitung einer Vielzahl von Instrumenten während der Weihnachtszeit, drehte sich der Inhalt doch hauptsächlich um die Geburt des Jesuskindes. Für Christina Pluhar haben diese amüsanten Stücke sehr viel mit dem Jazz gemein, sie haben einen eigenen Swing, der weder brasilianischer noch portugiesischer Herkunft zu sein scheint. Für diese Stücke konnte Pluhar die berühmten King's Singers gewinnen, denen in ihrer Musikalität kein Stil fremd ist und die auch diese Stücke mit Bravour, wenn auch fast etwas zu perfekt, darbieten. Zu hören ist hier auch der virtuose Zinkenist Doron Sherwin.
" Musikbeispiel: anon./Pluhar, Sã qui turo "
Dies waren die King's Singers und das Ensemble L'Arpeggiata unter der Leitung von Christina Pluhar mit einem negrillo, ein Ausschnitt aus ihrem neuesten Programm Los Impossibles.
Bei einem solchen spanisch, portugiesisch, südamerikanischen Programm darf natürlich auch ein fandango nicht fehlen, ein ursprünglich folkloristischer Tanz, der im frühen 18.Jahrhundert auch Eingang in die Kunstmusik fand. Im heutigen Mexiko ist der Fandango immer noch Teil ritueller Feierlichkeiten.
Hier ein Fandango, der ursprünglich von Santiago de Murcia für Barockgitarre komponiert wurde und den Johanna Seitz für Psalterium bearbeitete, das hier sie und Marina Albero spielen. An der Flamenco-Gitarre hören Sie Pepe Habichuela.
" Musikbeispiel: Santiago de Murcia, Fandango "
Los Impossibles heißt das neueste Programm von Christina Pluhar und ihrem Ensemble L'Arpeggiata, das wir Ihnen in unserer heutigen Neuen Platte vorstellten.
Erschienen ist die CD beim französischen Label naïve im Vertrieb von Helikon/Harmonia mundi. Die Gesamtdauer ist mit gut 51 Minuten nicht gerade üppig, darüber tröstet aber die zugefügte DVD mit Probenszenen und Interviews sowie zwei Bonus-Tracks hinweg. Die Klangqualität der Aufnahme ist von höchster Qualität und auch das Textheft ausführlich, informativ und liebevoll gestaltet, wenn auch, wie zumeist bei französischen Plattenfirmen üblich, nur in französischer und englischer Sprache.
Hören Sie zum Abschluss noch einen Ausschnitt aus dem traditionellen Titel "La Petenera", eine melancholische Flamenco-Melodie, die nach einer berühmten Flamenco-Sängerin des 18.Jahrhunderts benannt ist. Hier singen Béatrice Mayo Felip und Patricio Hidalgo.
" Musikbeispiel: Trad. (Mexiko), La Petenera (Ausschnitt, Schluss) "
Titel: Los Impossibles
Solisten: L'Arpeggiata
Leitung: Christiane Pluhar
King's Singers
Label: naïve classique, LC 07496 - Vertrieb: Harmonia Mundi/Helikon
Bestell-Nr.: V 5055