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Luftwandtechnik

Technik. - Einige Tausend Besucher auf dem Hannoverschen Messegelände mögen sich vor einem der vier Eingänge der Forschungshalle 18 insgeheim dasselbe fragen: Hält mir mein Vordermann die Tür auf? – Schafft es die Frau hinter mir, mit mir schnell noch durch die Tür zu huschen, ohne dass ich zu lange warten muss? – Denn sonst schaffe ich es nicht mehr, schnell genug durch den kleinen Windfang zu laufen um die sich langsam schliessende zweite Tür, durch die ich die Messehalle betreten will noch in halbwegs geöffnetem Zustand zu erreichen. Eine innovative Technik soll jetzt Türen und Tore ersetzen.

Von Wolfgang Noelke |
    Auf der Hannover- Messe gibt man sich buchstäblich die Klinke in die Hand, was bei den schweren Glastüren nicht nur mit allerhand Kraftaufwand verbunden ist, sondern für einige Zeitgenossen auch aus hygienischer Sicht problematisch sein kann.

    Das alte Problem, die kühle Aussenluft draussen zu lassen und die warme Hallenluft bitte in der Halle, ist auf der Messe konservativ gelöst. Am NRW- Stand in der Halle 18, eine Etage über dem Türengeklapper ist die innovative Lösung sichtbar, fühlbar und kaum hörbar: Die unsichtbare Tür aus Luft:

    Nur wer das Ohr ganz dicht an die sogenannte Luftwand hält, hört dieses schwache Zischen – sonst bemerkt man nur einen kurzen Luftzug am eigenen Kopf, durchschreitet man die Luftwand, die denselben Effekt erzielt, wie der architektonisch aufwendige Windfang mit seinen klappernden Türen. Die sichtbare Konstruktion ist relativ simpel: eine flache Düse über dem gesamten Durchgang. Die Funktionsweise erklärt Ingrid Kroese von der Firma "Luftwand- Technologie" Mönchengladbach:

    Man hat einen externen Industrie-Hochleistungsventilator der auf ein handelsübliches Wickelfalz-Rohr die Luft in einer relativ hohen Geschwindigkeit mit einer geringen Luftmenge gibt. Diese Luft wird auf ein Druckmodul, was speziell gefertigt ist, einen schmalen Auslass hat, geschickt. Und aus diesem Druckmodul wird die Luft gleichmäßig verteilt, durch eine Öffnung wird der geradlinige Strahl gebildet.

    Das sogenannte Druckmodul ist nichts anderes, als ein kurzes Rohr mit wesentlich umfangreicherem Durchmesser, als es das Rohr hat, durch das die Luft vom bis zu zehn Meter entfernt liegenden Ventilator transportiert wird. Im Druckmodul verliert die Luft ihre Verwirbelungen und verteilt sich gleichmässig und deswegen auch ohne Strömungsgeräusche auf die gesamte Länge der Düse. Kroese:

    Wenn man jetzt Nebel in den Ventilator gibt, dann wird dieser Nebel sichtbar, in dem Moment wo man die Lüfte-Anlage hochfährt, als geradliniger Strahl wie eine schmale weiße Wand.

    Diese technische Lösung ermöglicht jetzt Besuchern, mit oder ohne Behinderung barrierefrei Messe- und Hotelhallen zu betreten, garantiert aber weiterhin die Trennung von Innen- und Aussenluft. Kroese:

    Entweder lässt man von einer Düse die oberhalb der Öffnung liegt, den Strahl nach unten bläst, wo die Luft dann aufprallt, ein ganz klein wenig sich nach oben bewegt und seitlich abfließt. Je nach Anstellwinkel mehr nach aussen oder nach innen. Wenn man sehr hohe Tore oder Türen hat, können die Düsen auch seitlich angebracht werden, so dass sich die Strahlen in der Mitte treffen.

    Das beispielsweise wäre die Luftwand für hoch gebaute Kraftfahrzeughallen. Selbst der Bäcker an der Ecke könnte sich für die Technik aus Mönchengladbach erwärmen, hält die Luftwand doch Fliegen und Wespen künftig vom leckeren Bienenstich fern...