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Machbarkeitsstudie über den Platz für Alte Meister

Der Umzug der Alten Meister in Berlin aus der Gemäldegalerie am Kulturforum auf die Museumsinsel war erwogen worden, weil das Ehepaar Pietzsch ihre moderne Sammlung nur unter der Bedingung stiftete, dass diese vollständig gezeigt wird. Und hier hat Berlin ein Platzproblem: Eine Machbarkeitsstudie soll klären, wie verfahren werden soll.

Carsten Probst im Gespräch mit Christoph Schmitz |
    Christoph Schmitz: Die Berliner Museen überdenken ihre in die Kritik geratenen Pläne für einen Umzug der Sammlung Alter Meister aus der Gemäldegalerie am Kulturforum auf die Museumsinsel. Eine Machbarkeitsstudie soll prüfen, ob die bedeutenden Klassiker der alten Malerei nicht doch besser dort bleiben sollten, wo sie sind. Bis zum kommenden Frühjahr soll die Studie erstellt sein. Der Umzug der Alten Meister war deswegen erwogen worden, weil Berlin die Moderne Sammlung des Ehepaars Pietzsch nur unter der Voraussetzung erhalten hatte, dass man die Sammlung auch vollständig zeigt. Die Kritik an der geplanten Verschiebung von Bildern ins Bode-Museum war heftig, manches lande dann womöglich für unabsehbare Zeit im Depot, dachte man.

    - Hat die Kritik gewirkt, habe ich Carsten Probst gefragt?

    Carsten Probst: Das scheint, der Fall zu sein. Es war allerdings auch schon der Fall, nachdem sich der Kunsthistorikerverband ja mit Macht in die Debatte eingeschaltet hatte. Die Äußerungen danach seitens der Staatlichen Museen deuteten schon darauf hin, dass man nun plötzlich alles nicht ganz so scharf formuliert wissen wollte. Diese Frage mit der Machbarkeitsstudie kommt für mich dennoch ein wenig überraschend, muss ich gestehen, weil nun davon die Rede ist, dass Teile der Gelder, die Kulturstaatsminister Neumann ursprünglich für die Verlagerung der Alten Meister ausgeben wollte, nämlich diese zehn Millionen Euro, von denen nun immer die Rede war, für diese Machbarkeitsstudie ausgegeben werden sollen – Teile davon. Das deutet darauf hin, dass hier ein völlig neues Denken plötzlich Einzug gehalten hat, denn dafür waren diese Mittel ursprünglich gar nicht vorgesehen.

    Schmitz: Noch mal einen Schritt zurück, Herr Probst. Ist es denn sinnvoll, Inne zu halten und diese Studie in Auftrag zu geben?

    Probst: Innehalten ist sinnvoll und so, wie die Ankündigung der Staatlichen Museen zu dieser Machbarkeitsstudie formuliert ist, macht es auch inhaltlich in Bezug auf die Gebäudeplanung der Staatlichen Museen Sinn, denn plötzlich ist ja auch in Bezug auf diese Machbarkeitsstudie davon die Rede, dass man darüber nachdenkt, vielleicht sogar von dieser Lösung mit der alten Gemäldegalerie für die Alten Meister abzurücken und die Sammlung Pietzsch dort unterzubringen, sondern vielleicht einen Neubau auf dem Kulturforum anzuvisieren und auch dort noch einmal eine Evaluation solcher Kosten zu überlegen und durch diese Machbarkeitsstudie prüfen zu lassen. Das scheint einen völlig erweiterten Horizont der bisherigen Fragestellung zu bedeuten.

    Schmitz: Also die Karten werden fast neu gemischt. Zeigt denn die Entscheidung für diese Machbarkeitsstudie möglicherweise auch etwas über das Machtgefüge in der Preußenstiftung und in den Berliner Museen?

    Probst: Den Gerüchten, die hier in Berlin kursieren, folgend, ist es so, dass es zwei Fraktionen bei den Staatlichen Museen gibt. Die einen bevorzugen tatsächlich die Lösung, alte Gemäldegalerie Alte Meister raus und stattdessen Sammlung Pietzsch hinein. Andere wehren sich dagegen und meinen, das ist alles viel zu schnell und man muss doch die Alten Meister wirklich bewahren an dem Ort. Da scheint es keine einheitliche Lösung innerhalb der Staatlichen Museen zu geben, wobei beide Seiten offenkundig recht mächtig sind und bei der Verabredung dieses Vorpreschens bezüglich der alten Gemäldegalerie, dass man die Alten Meister auslagert, offensichtlich kurzzeitig in Vorteil geraten sind, was man daran erkennen konnte, dass einige Führungsgremien, beispielsweise Michael Eissenhauer, erst nachträglich darauf überhaupt reagieren konnten. Die waren nämlich zum Teil im Ausland. Also, ich habe den Eindruck, zurzeit gibt es da ein Gerangel und die jetzige Führung unter Eissenhauer und Parzinger möchte mit dieser Machbarkeitsstudie sozusagen eine Art objektivierbarer Hoheit über dieses Sachthema wiedererlangen und sich dann auch auf Experten berufen können.

    Schmitz: Hatten die Staatlichen Museen möglicherweise voreilig die Pietzsch-Sammlung übernommen – mit der Auflage, sie auch in eigenen Räumen zu zeigen - und die Verschiebung der Alten Meister war dann die bittere Konsequenz?

    Probst: Zumindest war bei der Ankündigung dieser Schenkung völlig unklar, wie das Ganze kostenmäßig und gebäudemäßig gelöst werden sollte, denn das Sammlerpaar Pietzsch wollte ja erklärtermaßen eine exklusive Lösung. Man wollte ein eigenes Haus nach Möglichkeit oder eine ständige Präsentation dieser Sammlung Pietzsch haben. Zu dem Zeitpunkt wurde ihnen das damals, vor eineinhalb Jahren, zugesagt, ohne dass man wusste, wie. Und darin lag natürlich im Prinzip ein Grundproblem, bei dem man jetzt sieht, dass eigentlich niemand in den Staatlichen Museen so genau weiß, wie dieses Problem tatsächlich zu lösen ist.

    Schmitz: Carsten Probst zum Berliner Plan, die Umzugspläne der Alten Meister auf die Museumsinsel noch einmal zu überdenken.

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.