Archiv


Macht Fett wirklich fett?

Die Nationale Verzehrstudie hat es an den Tag gebracht: Die meisten Menschen in Deutschland sind zu dick - und viele werden immer dicker. Weniger fettes Essen lautet ein Ratschlag zum Abnehmen. Doch fett sein und Fett essen haben vielleicht weniger miteinander zu tun, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Ernährungsforscher in Kiel sind dieser Frage zu Leibe gerückt.

Von Annette Eversberg |
    Fett wirkt auf zweierlei Weise. Zum einen kann es in großen Mengen verzehrt deutlich zu Übergewicht führen. Viele Lebensmittel, die heute auf dem Markt sind, enthalten zu viel Fett. Denn Fett ist ein wichtiger Geschmacksträger. Andererseits können bestimmte Fette auch krank machen. Dazu gehören die so genannten Trans-Fettsäuren, erläutert Dr. Maria Pfeuffer vom Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel in Kiel:

    " Einige dieser Trans-Fettsäuren haben ungünstige Wirkung auf den Stoffwechsel. Insofern als sie den Cholesterinspiegel erhöhen und auch im Körper Entzündungsprozesse stimulieren. "

    Deshalb beschäftigen sich die Ernährungswissenschaftler seit Jahren mit der Zusammensetzung des Fetts. Denn es gibt auch einige Fettarten, die sich positiv auswirken. Solche, die vor allem in Pflanzenölen enthalten sind. Positiv ist aber auch eine Fettart, die im Rindfleisch und in der Milch vorkommt und sich hinter dem Kürzel CLA verbirgt. Maria Pfeuffer.

    " CLA kann den Energiestoffwechsel des Körpers ankurbeln, d.h. dass auch unter Ruhebedingungen der Körper mehr Energie verbraucht als ohne CLA. CLA stimuliert auch den Abbau von Fett, damit wird dann Fett weniger deponiert. "

    Diese Fettart ist durchaus in der Lage, andere Fettarten außer Kraft zu setzen. Auch Fischöle sind besonders gut, weil sie das Diabetes-Risiko senken, statt fördern. Diese Erkenntnis haben die Lebensmitteltechnologen umgesetzt. Margarine enthält z.B. vor allem ungesättigte Fettsäuren, die die Gefäße nicht belasten. Und der Fettgehalt ist zum Teil deutlich reduziert worden. Die Wirkungen hat man sogar nachgewiesen, betont Professor Karin Schwarz vom Institut für Humanernährung der Universität Kiel.

    " Man kann beispielsweise feststellen, an nationalen Verzehrsstudien, dass in Regionen, wo mehr Margarine verzehrt wird- das war eine Studie an Potsdamer und Heidelberger Bevölkerungsgruppen - dass in Potsdam mehr Margarine verzehrt wird, und dass sich das auswirkt auf die Blutfettwerte. "

    Lightprodukte mit wenig Fett scheinen jedoch nicht dazu geführt haben, dass die Bevölkerung insgesamt abnimmt. Sondern das Gegenteil ist sogar der Fall. Dennoch gibt es Ausnahmen. Karin Schwarz.

    " Wenn man ein bisschen die Sache im Detail anschaut, kann man feststellen, dass in der Gruppe der Frauen über 30 offensichtlich im Vergleich zu früher weniger übergewichtig sind. "

    Das liegt auch daran, dass sich die Werbung für fettreduzierte Produkte mit Erfolg an diese Gruppe wendet. Oder dass bei vielen dieser Frauen Erbfaktoren entscheidend sind. Denn Genforscher, wie Professor Frank Döring von der Universität Kiel, haben festgestellt, dass Gene beim Körpergewicht eine wichtige Rolle spielen.

    " Man muss eben sagen, dass man in den letzten Jahren eine Reihe von Genen identifiziert hat, die das Risiko, Übergewicht zu bekommen, deutlich erhöhen. Überraschenderweise finden wir auch Gene, die das Risiko reduzieren können. Unsere eigenen Ergebnisse zeigen z.B.: Ein Gen im Fettstoffwechsel bringt eine Reduzierung des Risikos um den Faktor 2. "

    Wer das Risikogen für Übergewicht in sich trägt, muss beim Fett aufpassen. Damit haben die Wissenschaftler bewiesen, dass es tatsächlich gute und schlechte Futterverwerter gibt. Allerdings haben die Kieler Ernährungswissenschaftler auch festgestellt, dass nicht jeder, der Übergewicht hat, auch krank wird. Denn eine Last für Stoffwechsel und Gesundheit ist nicht das Gesamtgewicht des Körpers. Vielmehr ein dicker Bauch und das Fett, das sich im Innern des Körpers an der Leber ablagert, den Blutdruck erhöht und besonders der Bauchspeicheldrüse zu schaffen macht. Trotzdem rät Frank Döring allen, die unter Übergewicht leiden auf jeden Fall:

    " Die Energiezufuhr zu erniedrigen, gleichzeitig die Verausgabung, sprich Bewegung zu erhöhen, gilt immer noch. Diese Grundsätze werden sich auch nicht ändern. "