Tatsächlich ein nicht ganz unheikles Unterfangen, das der ehemalige Spiegel-Redakteur Karl-Otto Saur mit seinem "Kontor für Kultur und Kommunikation" für den Ullstein-Verlag entwickelt hat. Im Wettstreit zwischen Kompetenz und boulevardesk angehauchtem Sachbuchstil bleibt die Kompetenz der Autoren manches Mal auf der Strecke. Im Grunde gibt Saur mit seinem eigenen Buch über Friedrich Krupp die Linie vor; nur leider können einige seiner Autoren mangels Klasse nicht folgen. Er ist der einzige, der sich einen Gran Ironie erlaubt, die Skurilitäten und Verschrobenheiten seines Titelhelden mit Lust vorführt und dennoch im heikelsten Kapitel über die Kruppsche Aufrüstungspolitik nach 1933 Farbe bekennt. Da Saurs Vater eine unrühmliche Rolle bei Alfried Krupps Verurteilung im Kriegsverbrecherprozeß von 1947 spielte, kommt es zu einer aufregenden autobiographischen Konfrontation. Verhielten sich alle Bücher ihrem Gegenstand gegenüber so souverän, könnte man sie uneingeschränkt empfehlen. Eine nachgerade erschreckend uneinheitliche Lektorierung erläßt jedoch manchem Unternehmen die kritische Revision der Jahre zwischen 1933 und 45, denn mit Philip Rosenthal ist nur ein Fabrikant jüdischer Abstammung vertreten. Vorbildlich Fabian Müllers Auseinandersetzung mit dem technikbesessenen Ferdinand Porsche, dem jeder Verbündete recht war, um seine gigantomanen Volkswagenpläne durchzusetzen. "Porsche", schreibt Müller, "ist die Umkehrung des Begriffs vom Befehlsnotstand. Porsche entscheidet, was gemacht wird und läßt dann den entsprechenden Befehl einholen, gegebenenfalls in Form des ‚Führerwillens‘."
Im scheinbar harmlosen, weil nicht kriegswichtigen Fall des Nahrungsmittelkonzerns Oetker mit seinem Interims-Chef Richard Kaselowsky läßt die Autorin Bettina Jung dagegen Fünfe gerade sein. Das schwer belastete SS-Mitglied Kaselowsky "stattete bisweilen auch Konzentrationslagern Besuche ab" – als seien das Kaffeefahrten ins Grüne gewesen. Daß sich die Frage nach der Moral in Wirtschaftsbiographien nicht erst 1933 stellt, zeigt der Fall Krupp ebenso wie der des Grafen Zeppelin, der schon im ersten Weltkrieg vehement für die Bombardierung der Zivilbevölkerung plädierte – von seinen so friedlich wirkenden Fluggeräten aus. Krupp und Zeppelin verbindet ein seltsames historisches Querstück: Beide waren 1870 an der Belagerung von Paris beteiligt. Zeppelin persönlich, Krupp in Gestalt einer besonderen Kanone. Während sich der schwäbische Graf von den Ballons inspirieren ließ, mit denen die eingeschlossenen Franzosen den Kontakt zur Außenwelt aufrecht erhielten, stellte Krupp das erste Flugabwehrgeschütz zur Verfügung, mit dem sich eben diese Ballons unsanft zur Erde holen ließen. Hier findet sich die Keimzelle zum furchtbaren Luft- und Bombenkrieg des 20. Jahrhunderts. Seltsam nur, daß von acht Unternehmen der Buchreihe vier in Franken angesiedelt sind – rechnet man das hoch, müßten rund um Nürnberg fünfzig Prozent des deutschen Bruttosozialprodukts erwirtschaftet werden. Edmund Stoiber wird es mit Vergnüngen hören.
Neue Taschenbuchreihe: "Made in Germany":
Christl Bronnenmeyer: "Max Grundig"
Wilfried Geldner: "Adi Dassler"
Joachim Hauschild: "Philip Rosenthal"
Bettina Jung: "August Oetker"
Fabian Müller: "Ferdinand Porsche"
Juliane Nitzke-Dürr: "Lothar Freiherr von Faber"
Helmut Pigge: "Ferdinand Graf von Zeppelin"
Karl-Otto Saur: "Friedrich Krupp"